Kurs halten, wenn der Wind dreht

Auch freudige Ereignisse wie eine Schwangerschaft machen berufsbegleitende Weiterbildung schwieriger, aber mit gutem Zeitmanagement und entsprechender Unterstützung nicht unmöglich.
Auch freudige Ereignisse wie eine Schwangerschaft machen berufsbegleitende Weiterbildung schwieriger, aber mit gutem Zeitmanagement und entsprechender Unterstützung nicht unmöglich.(c) imago/Westend61 (HalfPoint)
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Manchmal gerät die mit Elan begonnene Weiterbildung aus persönlichen Gründen ins Stocken. Wie können Anbieter die Teilnehmer in dieser Situation unterstützen?

Fertig studieren oder aussteigen? Diese Frage stellt sich, wenn man nach einer Trennung vom Partner plötzlich allein für die Kinderbetreuung zuständig ist, wenn ein Familienmitglied erkrankt oder eine berufliche Veränderung mehr Arbeitsstunden als bisher beansprucht. Diese und andere Szenarien lösen bei den Betroffenen Zweifel aus. Kann der kostspielige Weiterbildungslehrgang oder das zweijährige Masterstudium zu Ende gebracht werden? Ist eine Studienpause angezeigt? Und wie reagieren die Anbieter in dieser Situation?

Prinzipielles Verständnis für alle Lebenslagen signalisiert das Salzburger Institut für Management (IfM). Laut Geschäftsführer Wolfgang Reiger passt sich die berufsbegleitende Weiterbildung am IfM an die berufliche wie private Situation an, sodass auf unvorhergesehene Hindernisse Rücksicht genommen werden kann.

Module ermöglichen Pausen

„Das MBA-Programm ist so aufgebaut, dass jedes Lehrveranstaltungsmodul in sich abgeschlossen ist. Die Planung der einzelnen Modulbesuche nimmt der Studierende selbst vor. Das heißt, bei Familienzuwachs, Jobwechsel, Auslandsprojekt oder Krankheit kann pausiert werden.“ Auch das berufsbegleitende Bachelorstudium Betriebswirtschaft des Instituts sei nach einem rollierenden System konzipiert, sodass Studierende versäumte Lehrveranstaltungen im wiederkehrenden Studienblock besuchen können. Alle Klausuren könnten zudem zu individuellen Terminen absolviert werden.

Freilich bietet sich ein so flexibles Modell eher für ein Institut wie das IfM an, an dem zwei Drittel der Studierenden Privatzahler sind. „Manche verschweigen ihrem Arbeitgeber, dass sie studieren. Wenn dieser sie dann plötzlich auf Dienstreise nach Australien schickt, ist es schwer möglich, sich wegen eines gerade zu absolvierenden Moduls zu entschuldigen. Wir können dann anbieten, das Modul später nachzuholen.“

An der Limak Austrian Business School kommt das Problem des Nichtdurchhaltens eines Studierenden laut eigenen Angaben kaum vor. Aus Sicht von Limak-Programmleiter René Voglmayr ist für ein berufsbegleitendes Studium die Planbarkeit bezüglich Terminen und Workload essenziell. „An der Limak werden nicht nur der Terminplan, sondern auch die Vor- und Nachbereitungsaufgaben frühzeitig kommuniziert. Dies wird von den Teilnehmern geschätzt und auch im eigenen Interesse eingehalten.“ Aufgrund der komprimierten, modularen Anwesenheitszeit werde zudem der vollständige Besuch der Präsenzmodule erwartet. „Eine geringfügige Abweichung kann in Abstimmung mit dem Programmmanagement durch eine erhöhte Prüfungsleistung kompensiert werden. Somit entstehen im Regelfall keine Verzögerungen und das Lehrziel kann adäquat erreicht werden“, sagt Voglmayr. Ansonsten achte man schon bei der Auswahl von Teilnehmern darauf, nur die Geeignetsten aufzunehmen und vorab umfassend zu informieren.

Von einem ganz anderen Ansatz geht man in puncto Studienunterbrechung an der WU Executive Academy aus.

Geplanter Ausnahmezustand

„Wir fassen das Studium sowieso als geplanten Ausnahmezustand auf“, sagt Dekanin Barbara Stöttinger. „Wenn man das den Leuten von vornherein klarmacht, wirft sie ein unvorhergesehenes Ereignis nicht mehr so aus der Bahn. Denn es ist Teil des Lernens, mit Stress umgehen zu können.“ Man bekomme von den Absolventen entsprechende Feedbacks, wie: „Ich habe gelernt, mein Zeitmanagement neu zu betrachten oder mit Freizeit bewusster umzugehen.“

Es werde daher im Vorgespräch bereits Klartext gesprochen, was den zeitlichen Aufwand und die Änderung der Lebensumstände betreffe. Dennoch gebe es in jeder Kohorte ein bis zwei Personen, die mit Ereignissen wie Erkrankung oder Krankheit in der Familie, Scheidung oder Schwangerschaft konfrontiert seien, sagt Stöttinger. In solchen Situationen baue man auf die Hilfe der Kollegen, die in den Programmen der Executive Academy institutionalisiert sei. So sei es etwa durch Gruppenarbeiten und E-Learning-Tools möglich, die Workload einzelner vorübergehend zu reduzieren und so Krisen abzufangen.

Kein Thema hingegen sei eine Studienunterbrechung wegen einer beruflichen Veränderung. Da ein MBA-Abschluss oft mit neuen Karrierezielen verbunden sei, plane man diese Möglichkeit in das Studium ein. „Wir rechnen mit einem Jobwechsel und liefern dafür viel Support“, sagt Stöttinger.

Auch bei Schwangerschaften werde das MBA-Studium in der Regel nicht unterbrochen, zumal in den Programmen der WU Executive Academy viele internationale Teilnehmerinnen aus ihren Heimatländern gewohnt seien, sofort nach einer Geburt das Studium oder die Arbeit wieder aufzunehmen. Und ohnehin gelte auch bei einem berufsbegleitenden MBA-Programm, dass es den idealen Zeitpunkt nicht gebe. „Es passt nie und damit immer.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2018)

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