Fachhochschule: Vom Lehrsaal in die Praxis

Firmenevents wie Meet and Match an der FH Kufstein sind auch Börsen für Praktika.
Firmenevents wie Meet and Match an der FH Kufstein sind auch Börsen für Praktika.(c) FH Kufstein
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Die Schiene in die Berufswelt und der Anspruch an die Eigenverantwortung.

Während Universitäten wissenschaftlich ausgerichtete Absolventen graduieren, liegt der Fokus bei den Fachhochschulen auf der praktischen Seite. Employabilität ist das neudeutsche Wort dafür und meint, die Absolventen schon während des Studiums fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Das passiert einerseits mit Lehrkräften aus der Praxis, andererseits mit im Curriculum vorgeschriebenen Praktika. „Das bringt zwei Vorteile“, meint Heimo Losbichler, Studiengangsleiter für Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement an der Fachhochschule Oberösterreich. „Erstens ziehen Unternehmen aus der Arbeit der Praktikanten direkten Nutzen, da diese gegen Ende ihres Studiums bereits gut qualifiziert sind. Und zweitens haben Unternehmen erkannt, dass die Praktika eine Schlüsselrolle für die spätere Jobwahl der Absolventen einnehmen.“ Das Interesse der Unternehmen an Praktikanten und das entsprechende Angebot sind groß. „Große Unternehmen werben zumeist auf ihren Websites, aber ich werde auch oft direkt angesprochen mit der Bitte, Praktikastellen an die Studierenden weiterzuleiten“, sagt Losbichler. Die Studierenden wählen zum einen aus dem Angebot aus und begeben sich zum anderen selbst auf die Suche nach ihrem Wunschunternehmen.

Kontaktbörsen, on- und offline

An der Fachhochschule Kufstein gibt es eine eigene Stelle für karrierewillige Studierende, die auch mit der Beschaffung von Praktikumsplätzen befasst ist. „Wir haben eine Plattform, auf der sich Studierende mit einem Suchprofil präsentieren, ihren CV hochladen und Jobs einsehen können“, erklärt Jennifer Krüger, zuständig für Alumni und Career Services. Zwischen fünf und zehn neue Praktikumsstellen laufen wöchentlich auf dieser Plattform ein, die meisten für die Bereiche Marketing und Technik, Eventmanagement und IT. „Mehr bräuchten wir für Studierende der Fachrichtungen Energiewirtschaft sowie Facility Management und Immobilienwirtschaft“, meint Krüger. Bei den meisten Studiengängen ist ein verpflichtendes Praktikum im sechsten Semester vorgesehen. Ein ebenso wichtiges Instrument, um an entsprechende Plätze für Berufserfahrung und Unternehmenskontakte zu kommen, sind Karrieremessen. Viele Fachhochschulen veranstalten solche Kontaktbörsen. In Kufstein heißt die Messe Meet and Match und findet ebenfalls im März statt. „Wir haben sehr viele Stammunternehmen, beispielsweise KPMG, die Porsche-Holding oder Viking Stihl“, erläutert Krüger. An der Fachhochschule Salzburg treffen sich Studierende und die Berufswelt auf der Contacta. „Um künftige Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenzubringen, werden Studierende auch im Rahmen des Unterrichts auf das Praktikum vorbereitet“, sagt Pressesprecher Sigi Kämmerer.

Unternehmen werben aktiv

Ähnlich wie in Kufstein gibt es an der FH Salzburg zusätzliche Angebote wie eine Online-Job- und Praktikumsbörse, die rund 500 Praktikumsstellen pro Jahr anbietet. „Die Unternehmen wissen, dass FH-Studierende ein Praktikum machen müssen, und bewerben aktiv die Plätze“, berichtet Kämmerer und betont zugleich, dass auch die Studierenden selbst aktiv werden müssen: „Es ist uns sehr wichtig, sie in die Selbstverantwortung zu bringen.“

Praktikum ist allerdings nicht gleich Praktikum. Es gibt gewisse Voraussetzungen, die zu erfüllen sind. „Wir haben klare Kriterien bezüglich Dauer und Art der Tätigkeit, nämlich zumindest neun Wochen – je nach Studiengang auch mehr –, und unbedingt in einem definierten Berufsfeld des Studiengangs. Das heißt, das Praktikum muss ausbildungsfördernd sein“, erläutert Heimo Losbichler. An der Fachhochschule Kufstein gibt es Formulare, die von Betrieb und Studierendem ausgefüllt und von der Studiengangsleitung freigegeben werden müssen. Und in Salzburg? „Das Praktikum muss fachspezifisch sein und es muss eine schriftliche Praktikumsvereinbarung geben. Außerdem wird das Unternehmen im Praktikumszeitraum von Verantwortlichen aus den Studiengängen kontaktiert“, sagt Kämmerer. (cda)

Web:www.fh-salzburg.ac.at

www.fh-kufstein.ac.at,

www.fh-ooe.at

PRAKTIKUMSPORTAL

Ab ins Ausland. Mehr als 7000 Praktikumsstellen von knapp 4000 Arbeitgebern findet man im langjährigen Schnitt auf dem Vermittlungsportal praktikum.info. Das Angebot für alle, die noch keine Berufserfahrung und Lücken im Lebenslauf haben, richtet sich vor allem an jene, die ihr Praktikum im Ausland absolvieren wollen. Die Palette der möglichen Länder reicht von nahen über ferne bis hin zu exotischen Destinationen – und von A wie Afghanistan bis Z wie Zypern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2018)

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