Facility Management: Der Lift ruft selbst nach Wartung

Vernetzte Lifte, die Auffälligkeiten automatisch melden, sollen die Wartung optimieren und Ausfälle möglichst ganz vermeiden.
Vernetzte Lifte, die Auffälligkeiten automatisch melden, sollen die Wartung optimieren und Ausfälle möglichst ganz vermeiden. (c) Clemens Fabry
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Die Digitalisierung eröffnet auch im Facility Management neue Möglichkeiten. Das zeigt sich in den Lehrgängen einschlägiger Studien.

Dass neue technische Möglichkeiten und Innovationen ein gewaltiges Optimierungspotenzial im Immobilien- und Facility-Management mit sich bringen, steht außer Frage. So informieren heute bereits Lifte über Unregelmäßigkeiten, die in naher Zukunft zu einem Schaden führen könnten, und machen dadurch die bislang üblichen routinemäßigen Prüfungen hinfällig. Auch können Routineanfragen bei Hausverwaltungen automatisch abgewickelt werden, wodurch mehr Zeit für wesentliche Anliegen bleibt. Vernetzte Schaltkästen, eine Anwendung des viel zitierten Internet of Things (IoT), können wiederum genutzt werden, um Energieabläufe in einem Gebäude detailliert zu analysieren und Effizienzverbesserungen beziehungsweise Einsparungen umzusetzen.

Die Liste ließe sich beliebig erweitern, denn immer mehr Gegenstände des täglichen Gebrauchs werden digital – vor allem, weil Komponenten wie etwa Sensoren immer billiger werden. Wie Alexander Redlein, Leiter des vom Continuing Education Center der TU Wien angebotenen Professional MBA Facility Management, erklärt, ist der Ablauf grundsätzlich derselbe: Geräte liefern Daten an die Cloud, werden in großen Datenbanken gesammelt und analysiert. Auf Basis dessen werden Entscheidungen vorbereitet oder konkrete Maßnahmen getroffen. Auch in seine Ausbildung fließen die neuen Technologien ein. „Uns geht es allerdings nicht nur darum, dass die Teilnehmer sie verstehen, sondern dass sie auch die damit verbundenen Prozessmöglichkeiten einschätzen und kritisch hinterfragen können“, so Redlein.

Digitalisierung als Chance

„Die Digitalisierung sollte als Chance gesehen werden, um bessere Daten für eine gute, sichere und kostenoptimierte Betriebsführung zu bekommen“, sagt Elfriede Neuhold, Leiterin des Universitätslehrgangs Facility Management (MSc) der Donau-Universität Krems. Auch in diese Ausbildung fließt das Thema Digitalisierung ein – etwa über den neuen Schwerpunkt Building Information Modelling (BIM), der demnächst auf den Lehrplan stehen wird. Bei der sogenannten Gebäudedatenmodellierung, ein Thema, das laut Neuhold in der Immobilienbranche immer bedeutender wird, geht es um die optimierte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mithilfe von entsprechender Software. „Im neuen Schwerpunkt „Energie- und Umweltmanagement“ zeigen wir, welchen großen Handlungsspielraum Facility Manager bei der Reduktion des CO2-Ausstosses von Gebäuden haben“, ergänzt Neuhold. Zudem beschäftige man sich mit den Möglichkeiten, die Gebäude und deren Infrastruktur an den Klimawandel anzupassen. Ein weiteres aktuelles Thema, mit dem sich die Studierenden in Krems auseinandersetzen, ist die Betreiberverantwortung. Dabei gehe es um rechtliche Rahmenbedingungen und die Frage, wofür man als Facility Manager haftet.

Management immer wichtiger

Betrachtet man die Curricula einschlägiger Ausbildungen, so fällt auf, dass heute dem Managementaspekt große Bedeutung zukommt – anders als früher, als laut Experten eher Immobilien und Technik im Vordergrund standen und Facility Manager mitunter auch als „Hausmeister mit Krawatte“ gesehen wurden. An der TU Wien stehen unter anderem Organisation und Führung oder General Management auf dem Lehrplan – an der Donau-Universität Krems neben Betriebswirtschaft und Management auch das führungsrelevante Thema Kommunikationskompetenz.

An der FH Kufstein besuchen die Studierenden im Masterstudiengang Facility- & Immobilienmanagement wiederum Lehrveranstaltungen wie Management & Geschäftsprozesse oder Soziale Kompetenz. Lehrgangsleiter Christian Huber räumt ein, dass die Disziplin früher „ein gewisses Mauerblümchendasein“ gefristet habe. Heute seien Facility Manager in einer Schlüsselposition, um die nachhaltige Wirtschaftlichkeit von Immobilieninvestitionen und den optimalen Betrieb sicherzustellen. Dank des in Kufstein verfolgten breiten Zugangs seien Absolventen in der Lage, Architekten, Ingenieure, Betreiberfirmen und Dienstleister auszuwählen, zu koordinieren und deren Qualität zu überprüfen. In Praxisprojekten können die Studierenden wichtige Erfahrungen sammeln. Im vergangenen Sommersemester führte sie etwa eine Energiedichteerhebung in die oberbayrische Stadt Dorfen. Die gesammelten Daten wurden analysiert und in ein Geoinformationssystem übertragen.

Web: www.cec.tuwien.ac.at,
www.donau-uni.ac.at,
www.fh-kufstein.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2018)

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