Die Leistungsgesellschaft gesund erhalten

Arbeit kann krank machen. Arbeitsmediziner sollen helfen, die Folgen zu lindern und  die Ursachen möglichst schon präventiv zu beseitigen.
Arbeit kann krank machen. Arbeitsmediziner sollen helfen, die Folgen zu lindern und die Ursachen möglichst schon präventiv zu beseitigen.(c) BilderBox
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Nicht nur Ärzte können sich auf die gefragte Sparte Arbeitsmedizin spezialisieren, auch für Pflege- oder Administrationspersonal gibt es einschlägige Aus- und Weiterbildungen.

Längere Maximaltages- und Wochenarbeitszeiten dominieren derzeit die politische Debatte. Aber auch Themen wie die Vermeidung von Berufsunfähigkeitspensionen machen die Arbeitsmedizin zu einer künftigen Schlüsseldisziplin, ebenso wie ihre Schwesterdisziplin Organisationsmedizin, die sich vertieft Themen wie Unternehmensführung, Arbeitspsychologie und Gesundheitsförderung widmet. Die Nachfrage nach einschlägigen Experten ist groß. Laut einer Bedarfsanalyse des Gesundheitsministeriums im Jahr 2016 hätten damals um rund 500 Arbeitsmediziner mehr beschäftigt werden können.

Mit Familie gut vereinbar

Dabei sei dieser Beruf durchaus attraktiv, sagt Stefan Koth, Geschäftsführer der Österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention (AAMP), des größten Anbieters einschlägiger Lehrgänge. Das Tätigkeitsfeld der Arbeitsmedizin eigne sich hervorragend als zweites Standbein oder auch als Alternative zur Arbeit im Krankenhaus oder der Niederlassung. Wegen des Fehlens von Nachtdiensten und der Gestaltbarkeit der Einsatzzeiten sei diese Sparte zudem relativ familienfreundlich.

Die arbeitsmedizinische Ausbildung an der AAMP wird in zwei Formaten angeboten – als Lehrgang, der zur Berufsberechtigung „Arbeitsmediziner“ führt, und als Masterlehrgang. Letzterer ist laut Koth eine interdisziplinäre Weiterbildung für Arbeitsmediziner, die sich mit Managementthemen beschäftigen und besser in betriebliche Entscheidungsstrukturen einbinden möchten.

Auch für Assistenzberufe in der Arbeitsmedizin gibt es Aus- und Weiterbildungen. Allen offen steht der dreiwöchige Kurs zum Arbeitsmedizinischen Administrations-Assistenten. Dieser ist für organisatorische Arbeiten wie Schriftverkehr und Dokumentation zuständig. Personen mit einschlägiger Vorbildung (Pflege, MTA, Sanitätshelfer) können sich in vier Wochen zum Arbeitsmedizinischen Assistenten (AMA) weiterbilden. Die sechswöchige Ausbildung zu Arbeitsmedizinischen Fachassistenten (AFA) umfasst auch medizinischen Kernbereiche. AFA führen etwa gemeinsam mit Arbeitsmedizinern Gefährdungsbeurteilungen, Untersuchungen und delegierbare Diagnoseverfahren durch.

Assistenzberufe im Kommen

Koth prophezeit hier steigende Nachfrage. „Die Zukunft gehört den AFA. Es wird angesichts des drohenden Arbeitsmedizinermangels erforderlich sein, dass Personal mit medizinischer Basis- und spezifischer Fachausbildung Aufgaben in Delegation übernimmt.“ Die AFA-Ausbildung wird seit einem Jahr als Universitätslehrgang geführt. Die Akademisierung soll nicht nur einen Imagegewinn, sondern vor allem mehr Qualität bringen.

Einen Lehrgang, der zur Berufsberechtigung als Arbeitsmediziner führt, bietet auch die Wiener Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention (Wiap). Geschäftsführer sind der Universitätsprofessor für Arbeitspsychologie Alfred Barth sowie der ehemalige AUVA-Direktor Norbert Winker. Die Leitung des Lehrgangs obliegt dem Facharzt für Arbeitsmedizin Robert Winker. Barth betont die interdisziplinäre Zusammensetzung des Lehrpersonals. „Alle drei verfügen wir über langjährige praktische und wissenschaftliche Erfahrung im Bereich der Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit und Arbeitspsychologie.“ Betont wird an der Wiap die auch Praxis: „Erfahrungen im Rahmen von Projektarbeiten und Betriebspraktika vermitteln den Teilnehmern einen realen Eindruck der Tätigkeit als Arbeitsmediziner“, sagt Barth. Der Lehrgang umfasst sieben dreitägige Module, die innerhalb von zehn Monaten abgehalten werden. (epi)

Web: www.aamp.at, www.wiap.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2018)

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