Das Buch zum Beruf machen

Die 70. Frankfurter Buchmesse zeigt, dass das Medium Buch auch heute noch eine starke Faszination ausübt.
Die 70. Frankfurter Buchmesse zeigt, dass das Medium Buch auch heute noch eine starke Faszination ausübt.imago/epd
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Der Literaturmarkt wird immer kompetitiver. Weiterbildungen helfen Autoren, Lektoren und Verlegern, ihre Liebe zum gedruckten Buch zu professionalisieren.

Auch wenn anlässlich der Frankfurter Buchmesse wieder die Zahlen beklagt werden, denen zufolge vor allem junge Leute weniger Bücher lesen als früher, fühlt sich ein konstant bleibendes Publikum besonders zu diesem „altmodischen“ Kulturgut mit seiner Haptik und analogen Ausstrahlung hingezogen. Dies gilt nicht nur für Leser, sondern auch für potenzielle Produzenten von Büchern. Seien es Verlagserfahrene, die von einer bibliophilen Prachtausgabe träumen; Idealisten, die sich mit Hingabe an der Verbreitung experimenteller Lyrik versuchen; oder Hobbyschriftsteller, die ihr Werk im Eigenverlag herausbringen.

„Die unglaubliche Menge des Angebots stellt eine große Herausforderung für jeden dar, der sich neu positionieren möchte. Um vom Buchhandel wahrgenommen zu werden, ist es wichtig, eine eigene Marke mit Wiedererkennungswert zu schaffen. Aber ebenso notwendig sind ein Vertriebsnetz und Branchenkenntnisse, um die Eigenheiten dieses komplexen Markts zu verstehen“, sagt Verena Minoggio-Weixlbaumer, Leiterin des Wiener Goldegg-Verlags. Eine große Hürde für Verlage sei es nicht nur, mit ihren Titeln „den Weg in die Buchhandlungen zu schaffen“, sondern hierzulande vor allem auch den deutschen Buchmarkt zu erobern.

Verlag mit eigener Akademie

Der Goldegg-Verlag betreibt auch die Goldegg-Training-Medienakademie. Ihr Kernangebot sind die beiden je zweisemestrigen Zertifikatslehrgänge Buchverlag und Lektorat. Der Zertifikatslehrgang Buchverlag hat gerade begonnen, bietet aber Interessenten noch die Möglichkeit einzusteigen. Vollkommen ausgebucht ist der Lektoratslehrgang. „Da es keine andere entsprechend umfassende Ausbildung in Österreich gibt, ist dieser Lehrgang sehr gefragt“, sagt die Verlagsleiterin.

Demnächst stehen auch kompaktere Kurse auf dem Programm, etwa ein Seminar, das angehenden selbstständigen Lektoren die Grundlagen für eine Unternehmensgründung vermittelt, oder im Dezember ein Lehrgang zu PR und Marketing im Buchverlag.

Insgesamt brauche es sehr vielseitige Kenntnisse, um alle Erfordernisse eine Verlags abzudecken, sagt Minoggio-Weixlbaumer. „Lektorat, Grafik, Herstellung, Vertrieb, BWL, Urheberrecht, Vertragsrecht, die Beherrschung der neuen technischen Systeme wie VLB-TIX, Itex und anderes werden zunehmend wichtiger. Wir versuchen, all das in unseren Angeboten gut abzudecken.“

Einer der Absolventen des Goldegg-Lehrgangs ist der heutige Verleger Albert Eibl, der sein erstes Buch schon lang zuvor veröffentlicht hat. Damals ausschließlich mit der Leidenschaft eines Germanistikstudenten – und einem Darlehen. Ihm war es gelungen, einen 1920 erschienenen Roman der in Vergessenheit geratenen Exilautorin Maria Lazar neu aufzulegen. Durch den Erfolg dieser Drucklegung konnte Eibl weitere Wiederentdeckungen der 1920er- und 1930er-Jahre finanzieren. Heute produziert der kleine Verlag Neuauflagen vergessener Literatur und moderne Texte zum Thema „Vergessen“. Die Sehnsucht vieler Menschen nach Vergangenem und Vergessenem ist eine Nische, die zum Markenzeichen und Namen des Ein-Mann-Verlags wurde: Das vergessene Buch (DVB).

Sein Wissen über Strategien der Verlagsgründung, über die Suche nach dem eigenen Stil und die Vermarktung als Autor gibt Eibl im Verbund mit dem Autor Alexander Peer im Seminar Schreiben & Verlegen weiter, das aus zwei Wochenend-Workshops besteht.

Vom Kolleg bis zur Hochschule

Für grafisch interessierte oder begabte Menschen besteht auch die Möglichkeit, sich dem Verlagswesen über diverse Fachschulen, Kollegs und Hochschulstudien für Druck- und Mediengestaltung anzunähern. Speziell für Buchgestaltung wurde an der New Design University (NDU) St. Pölten ein zweisemestriger Zertifikatslehrgang ins Leben gerufen, der zeitgenössisches Buchdesign und den gesamten Ablauf einer Buchproduktion vermittelt.

„Egal wie Jungverleger auch ihren Weg in diese Branche gefunden haben, sie sind im besten Sinn des Wortes Kulturunternehmer“, sagt Karin Wolf, Leiterin des Wiener Instituts für Kulturkonzepte. „Sie müssen inhaltliche Anliegen und literarische Qualität mit unternehmerischen Aspekten in Einklang bringen, um erfolgreich zu sein.“ Das Institut, das seit fast einem Vierteljahrhundert besteht, hat in dieser Zeit etliche Verlagsgründer betreut. Neben dem praktischen Know-how in Bereichen wie Projektplanung, Sponsoring, Marketing und PR im Kulturbereich gehe es dieser Zielgruppe um neue Kontakte in der Kultur- und Kreativbranche, sagt Wolf. „Wir sehen, dass Networking über den Literaturbetrieb hinaus immer wichtiger wird.“ Noch im Oktober veranstaltet das Institut für Kulturkonzepte ein Infofrühstück zum Thema Kulturmarketing, im November das alljährliche Symposium Kulturmanagement-Forum.

Web: www.goldegg-training.com

www.peerfact.at/seminar/

www.ndu.ac.at

www.kulturkonzepte.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2018)

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