Facility Management: Was steckt hinter der Fassade?

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Um zukunftsfähige Gebäude entwickeln zu können, reicht technisches Wissen nicht aus. Management-Skills haben in den Lehrplänen Einzug gehalten. Bewusstsein für professionelles Handeln soll geschärft werden.

Immobilienexperten moderner Prägung sind sich einig: Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten stellen strategisch geplante und effektiv bewirtschaftete Gebäude die vitale Basis von Unternehmen dar. „Diese Infrastrukturen langfristig und vorausschauend zu steuern und als umfassenden Prozess über die ganze Lebensdauer zu verstehen, ist die Kernaufgabe des Facility Managements“, sagt Michael Hofstätter vom Department für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems. Das Bewusstsein für professionelles Handeln in diesem Bereich sei geschärfter, eine entsprechende Aus- und Weiterbildung somit gefragter denn je.

Ganzheitliche Ansätze

Mit dem postgradualen Universitätslehrgang „Facility Management“ wendet man sich in Krems an Mitarbeiter von Instandhaltungsabteilungen, an Bauträger und Immobilienentwickler, Immobilienverantwortliche in Gemeinden und Gesellschaften oder Manager in Dienstleistungsunternehmen in technischer, wirtschaftlicher und infrastruktureller Verantwortung. „Um der Komplexität der Themen gerecht zu werden, ist der Lehrgang nach einem ganzheitlichen Konzept aufgebaut. Die Inhalte reichen von Planung über Betrieb, Instandhaltung und Logistik bis hin zu Prozessen, Organisation und Datenmanagement“, erklärt Lehrgangsleiter Hofstätter. Ebenso thematisiert werden soziale Kompetenz, Betriebswirtschaft und Controlling. Schließlich würden all diese Bereiche zum interdisziplinären Wissenspool gehören, aus dem ein erfolgreicher Facility Manager in seinem Berufsalltag zu schöpfen habe. „Den Studenten wird unter anderem die Möglichkeit geboten, Aufgabenstellungen aus dem eigenen Berufsumfeld direkt einzubringen. Daraus entwickeln sie ihre individuelle Methodenkompetenz. Sie profitieren auch von einem Erfahrungsaustausch mit Kollegen und Referenten“, so Hofstätter.

Die ganzheitliche Betrachtung einer Immobilie sieht auch Christian Huber, Vorstandsmitglied des Fachverbandes International Facility Management Association (IFMA) und Facility Management Austria (FMA), als wichtige Besonderheit. In seiner Funktion als Studiengangsleiter „Facility- & Immobilienmanagement“ an der Fachhochschule Kufstein legt er demzufolge darauf Wert, die Studierenden nicht nur in technischen und organisatorischen Fächern zu unterrichten, sondern sie gleichzeitig mit den Aspekten der Entwicklung, der architektonischen Gestaltung, der Finanzierung und Bewertung vertraut zu machen.

„Dies ermöglicht einen Gesamtzusammenhang, mit dem sich ein zukunftsfähiges Gebäude erst entwickeln und betreiben lässt“, so Huber, dem die enge Zusammenarbeit von Lehre, Forschung und Unternehmen wichtig ist. „Zusammenhänge entstehen zum Beispiel durch unsere Forschungsabteilung und dem Institut für betriebliches Immobilienmanagement, der Ausrichtung internationaler Branchentreffs und Workshops“, berichtet Huber. Auch die Einbindung praxisrelevanter Fallstudien in die Lehre oder die enge Kooperation mit anderen an der FH Kufstein gebotenen Studiengängen wie Europäische Energiewirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen tragen zu der Ausbildung ganzheitlich orientierter Facility Manager bei.

Angesichts steigender Betriebskosten und knapper werdender Ressourcen wird auch die Nachhaltigkeit zum immer größeren Thema im Facility Management. „Die Einschränkung auf energieeffiziente Aspekte greift dabei allerdings viel zu kurz. Es geht ebenso um ökonomische und soziale Nachhaltigkeit“, betont Alexander Redlein, Leiter des Zentrums für Informations- und Facility Management (IFM) an derTU Wien.

Bewusste Entscheidungen

Fragen nach der möglichst effizienten Nutzung von Gebäuden oder der Unterstützung von Mitarbeitern durch eine intelligente Arbeitsplatzgestaltung sind laut Redlein ebenso nachhaltiger Natur wie etwa Problemstellungen der Energieversorgung. Weitere Trends im modernen Facility Management sieht der IFM-Leiter in der Betonung und Einbindung der Bereiche Corporate Social Responsability, Risikomanagement und Compliance.

Den mannigfaltigen Anforderungen an den Facility Manager von morgen versucht man am Continuing Education Center der TU Wien im Rahmen des „Professional MBA Facility Management“ gerecht zu werden. Dazu werden die Bereiche Wirtschaft, Recht und Technik – inklusive der Bereiche Architektur und Ökologie – miteinander verknüpft.

Auch Lehrgangsleiter Redlein misst dem Zusammenwirken von Theorie und Praxis größte Bedeutung bei: „Die Vortragenden sind sowohl Uni-Wissenschaftler als auch angesehene Praktiker aus der Wirtschaft. Das gesamte im Lehrgang gesammelte Wissen wird von den Studierenden im dritten Semester in einem umfassenden Praxisprojekt angewendet und umgesetzt.“ Mit der am IFM angesiedelten Real Estate User Group (Reug) werde der Link zwischen Praktikern und Forschern hergestellt.

Veranstaltungen wie der heuer zum vierten Mal stattfindende IFM-Kongress sind Bestandteil des Lehrprogramms und sorgen für ein internationales Netzwerken, das laut Redlein für erfolgreiche Facility Manager unerlässlich ist.

Auf einen Blick: Wissensquellen und Networking-Möglichkeiten

Masterprogramme
Transdisziplinäre Ansätze, wohin das Auge reicht:
• Der Master of Arts in Business„Facility & Immobilienmanagement“ an der FH Kufstein ist modular aufgebaut und dauert vier Semester. Internationalität wird Rechnung getragen: 22 Prozent des Unterrichts erfolgen in englischer Sprache. Ein Semester kostet 380,36 Euro. www.fh-kufstein.ac.at
• Einen Master of Business Administration erwirbt man durch das Facility-Management-Programm am Continuing Education Center der TU Wien. Der Lehrgang kostet 19.500 Euro. http://fm.tuwien.ac.at

• In neun Modulwochen innerhalb von zwei Jahren kann man an der Donau-Uni Krems den Master of Science in „Facility Management“ erlangen. Kostenpunkt: 15.900 Euro. www.donau-uni.ac.at

Veranstaltungen

• Am 24. und 25. November findet der vierte „Internationale Facility Management Kongress“ an der TU Wien statt. Anmeldung per Mail an kongress@ifm.tuwien.ac.at.

• Die 14. Auflage der „Facility Management Gespräche“ steht am 19. und 20 Jänner an der FH Kufstein auf dem Programm. Es wird sich um das Thema „Mobility versus Immobility“ drehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2011)

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