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Schweigen ist super

Viele reformorientierte Bürger wünschen sich ein stärkeres öffentliches Auftreten des Bundespräsidenten. Ich nicht.

Von Leser Peter J. Derl erhielten wir gestern den folgenden offenen Breif an den österreichischen Bundespräsidenten:

"Sehr geehrter Herr Bundespräsident Dr. Heinz Fischer,
Ich habe Sie gewählt, weil ich mir von Ihnen als Bundespräsident eine positive Einflussnahme auf das politische Geschehen Österreichs erhoffte. Ich bin allerdings aus nachfolgenden Gründen sehr von Ihnen enttäuscht weil Sie zu ganz wichtigen Themen schweigen:
1. Zur Abschiebung integrationswilliger Ausländer, zuletzt sogar von Kindern: Sie schweigen!
2. Zur Missachtung der Verfassung durch die Regierung bei der (Nicht-)Budgeterstellung. Sie schweigen!
3. Zur zusätzlichen Milliardenverschuldung Österreichs. Zu den schon angehäuften unvorstellbaren 200 Milliarden kommen zusätzliche 40 Milliarden Euro für die völlig unnötigen (und sogar lt. ÖBB unwirtschaftlichen) Projekte Semmering-Basistunnel und Koralmtunnel. Unsere Kinder und Enkelkinder werden noch daran zahlen. Sie schweigen!
Unsere Regierung führt Österreich in den Abgrund. Bitte schweigen Sie nicht länger dazu."

Interessant: Immer wieder wünschen sich österreichische Bürger, dass Heinz Fischer sich stärker für die notwendigen Reformen im Land einsetzt. Wieso aber sollte ein Politiker, der erstens Jahrzehnte politisch gut damit gelebt hat, immer hinterher gewusst zu haben, welche Meinung er gehabt hat, und der zweitens dort, wo er Überzeugungen hat, Überzeugungen hat, mit deren Hilfe die gegenwärtige Krise nicht behoben, sondern nur verschärft werden könnte, so etwas tun? (Ausnahme ist wohl Punkt 1: Zu dieser Frage hat er sich ja auch wiederholt geäußert).

Ich hatte heute auch ein interessantes Gespräch mit einem angesichts der Reformunfähigkeit und Belastungsorientierung  der österreichischen Politik besorgten Bürger. Auch er hatte gemeint, dass er sich ein stärkeres Eingreifen des Bundespräsidenten wünsche.

Ich denke, er und ich und alle, die nicht daran glauben, dass die gegenwärtige Krise durch Gesundbeten und Geldausgeben bewältigt werden kann, sollten froh sein, dass der Bundespräsident sich NICHT äußert.

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