Von der Palme in die Schokolade

Eine von der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützte Gruppe von Palmöl-Kleinbauern kämpft gegen das schlechte Image der Palmölproduktion und will zeigen, dass es auch anders geht.

Gekonnt schwingt Suraset Pisetslip seine Sichel in die Luft, setzt an und trennt mit einem präzisen Schlag die Palmfrucht von der Ölpalme. Suraset inspiziert zufrieden die fast 20 Kilo schwere Frucht. Er wird sie zu einem guten Preis an die Mühle verkaufen, wo aus dem Fruchtfleisch Palmöl und aus den Kernen Palmkernöl gewonnen wird.

Das Palmöl von dieser Plantage wird einmal seinen Weg in einen europäischen Supermarkt finden: Kosmetika, Waschmittel, Schokolade, Kerzen: Fast die Hälfte aller Produkte in den westlichen Regalen enthalten den Rohstoff aus Asien.

Thomas Seifert / Hannah Stadlober

Doch Palmöl hat ein schlechtes Image. Immer wieder werden die umweltschädigenden Praktiken der Palmöl produzierenden Großkonzerne von Umweltschutzorganisationen angeprangert. Aber in Thailand, wo mehr als 80 Prozent des Öls von rund 10.000 Kleinbauern hergestellt wird, hat man einen anderen, einen grünen Weg eingeschlagen. Mit deutscher Hilfe. Thailand ist der drittgrößte Palmölproduzent der Welt, aber anstatt neue Anbaufläche durch Abholzung von Regenwald zu gewinnen - wie es in Malaysia und Indonesien oft der Fall ist - werden hier einfach stillgelegte Reisfelder verwendet und alte Kautschuk-Plantagen umgewidmet.

Alle zwei Wochen könnten die reifen Ölfrüchte geerntet werden, woraufhin sie zu den Mühlen gebracht, gewogen und den Bauern abgekauft werden. Der Preis richtet sich dabei nach der Qualität der Pflanze.

Thomas Seifert / Hannah Stadlober

Die Kriterien dafür wurden von den Bauern gemeinsam mit den Mühlenbesitzern ausgearbeitet - auf Initiative der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), einer deutschen Entwicklungsorganisation, die ein Projekt in der Gegend betreibt.

In der Nähe des beliebten Badeorts Krabi gleich in der Nähe des James Bond Felsen im Süden des Landes begann Daniel May vor drei Jahren als Projektleiter, Kleinbauern von nachhaltiger Palmölproduktion zu überzeugen.

"Anfangs waren die Bauern sehr skeptisch. Was sollen die Deutschen schon von der Palmölproduktion verstehen, wurden wir oft gefragt", so der großgewachsene Deutsche.

Thomas Seifert / Hannah Stadlober

Fast ein Jahr dauerte es, bis er die Kleinbauern von den wirtschaftlichen und finanziellen Vorteilen von nachhaltigem Wirtschaften überzeugen konnte. Seitdem veranstaltet die GIZ unter anderem Seminare über umweltschonende Dünger, Möglichkeiten zur Schädlingsbekämpfung und bessere Schutzkleidung für Angestellte - "Hilfe zur Selbsthilfe", wie May es nennt.

Der Projektleiter ist stolz. Heuer wird zum ersten Mal zertifiziertes Palmöl in Thailand produziert werden - und zwar von den weltweit ersten zertifizierten Palmöl-Kleinbauern.

Nachhaltiges Palmöl?

Das Nachhaltigkeitszertifikat wird von RSPO (Roundtable Sustainable Palmoil), einer auf Initiative des WWF 2004 gegründeten Gruppe von Palmölunternehmen, NGOs, Händlern und Investoren, ausgestellt. Deutsche Großkonzerne wie die REWE-Gruppe und die österreichischen Firmen Manner und OMV sind mittlerweile dem RSPO beigetreten und steigen immer mehr auf nachhaltig produziertes Palmöl um.

In der Gegend um Krabi gibt es 60 Mühlen. Mit 4 arbeitet die GIZ zusammen - und mit rund 1000 Kleinbauern, die durchschnittlich 7,2 Hektar Land bewirtschaften und 9000 US Dollar im Jahr verdienen, was weit über dem nationalen Durchschnittseinkommen liegt.

Suraset verdient sogar noch mehr im Jahr. Er betreibt drei Plantagen und ist der Vorsitzender einer Gruppe von 159 Kleinbauern in der Gegend, die sich zusammengeschlossen haben, um Wissen auszutauschen, gemeinsame Probleme zu diskutieren und die Ausbildungsmöglichkeiten der Mitarbeiter zu besprechen.

"Jetzt wissen wir, wie wir am besten düngen müssen, um gute Erträge zu erzielen. So können wir große Gewinnsteigerungen erzielen," erzählt Kamolwan Chancharoen. Die Mittvierzigerin mit den roten Sportschuhen und modischem Sonnenhut konnte letztes Jahr den Ertrag ihrer Plantage um 30% steigern.

Auch die anderen Bauern sind zufrieden.

Stolz zeigt der Kleinbauer Kampol Ied-Uea seine grüne Mappe. Fein säuberlich hat er in seinem "Record Book" alle Daten zu seinen Palmölplantagen eingetragen: Die Größe der Plantage und die Anzahl der Ölpalmen sind genauso im Buch verzeichnet, wie die verwendeten Düngemittel und monatlichen Erträge.

Morgen, wenn die Inspektoren der BSi, einem multinationalen Zertifizierungsunternehmen, kommen, um zu prüfen, ob die Kleinbauern des GIZ-Projekts die Nachhaltigkeitsstandards der RSPO-Kriterien erfüllen, werden Kamolwan, Kampol und Suraset ihre Mappen und Aufzeichnungen brauchen.

Die Kleinbauern sind optimistisch - und planen schon ihre nächsten Schritte: Wenn im August das GIZ-Projekt ausläuft, wollen sie alleine weitermachen und neue Mitglieder in ihre Gruppe aufnehmen.

"Meine Nachbarn sind neidisch auf meine Ertragssteigerungen und wollen auch der Gruppe beitreten, " erzählt Kamolwan. "Sie sehen, wie gut wir wirtschaften."

Den Bauern geht es in erster Linie um bessere Erträge und höhere Gewinnspannen. Die RSPO- Zertifikate sind dabei nur ein Bonus.

"Für die Konsumenten sind natürlich die Nachhaltigkeitszertifikate und Siegel von Bedeutung", sagt May. Das Bewusstsein der Verbraucher steige zunehmend: "Immer mehr Konsumenten wollen wissen, woher die Produkte kommen und welche Stoffe sie enthalten", so May.

Den schlechten Ruf des Palmöls lassen die Kleinbauern in Krabi jedenfalls nicht auf sich sitzen.

"Wer denkt, wir produzieren hier umweltschädigend, soll ruhig herkommen und sich alles anschauen," sagt Kamolwan entschlossen.

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