„Jane the Virgin“: Kurzweiliger Spaß mit Makel

Gina Rodriguez ist Jane the Virgin
Gina Rodriguez ist Jane the Virgin(c) The CW/ProSieben
  • Drucken

Die satirische Seifenoper handelt von der jungfräulichen Latina Jane, die versehentlich künstlich befruchtet wird. Eine kurzweilige Serie, die ambivalente Gefühle hinterlässt.

Als Ausgleich zu „schweren“ und ernsten Serien wie jüngst „Making a Murderer“ sehe ich mir gerne etwas Leichtes und Witziges an. Darum bin ich auf „Jane the Virgin“ gestoßen – auch, weil die Serie von Kritikern gelobt wird und jüngst für einen Golden Globe in der Kategorie beste Comedy-Serie nominiert war. Zwar handelt es sich bei „Jane the Virgin“ um die Adaption einer venezolanischen Telenovela, einer speziellen Form der Seifenoper, aber das US-Remake wurde mit einer satirischen Komponente angereichert.

Die Handlung ist – wie in dem Genre üblich – in ihren Grundzügen simpel, aber die Serie ist reich an Figuren und Nebenhandlungen. Jane (Gina Rodriguez, die für ihre Darstellung einen Golden Globe bekam) ist 23 und Jungfrau. Nicht, dass die hübsche Latina alleine wäre – die angehende Lehrerin ist mit dem Polizisten Michael (Brett Diehr) zusammen. Doch dann wird Jane bei der Frauenärztin versehentlich künstlich befruchtet. Vater des ungeborenen Kindes ist der fesche junge Hotelier Rafael Solano (Justin Baldoni). Der hatte Hodenkrebs – und Janes Baby ist seine einzige Chance auf biologische Vaterschaft.  Rafael wiederum ist (unglücklich) mit Petra (Yael Grobglas) verheiratet, die durch das Kind ihre Ehe retten will. Jedenfalls solange, bis ihr ein gewisser Anteil an Rafaels Vermögen zusteht. Dieses ist aber bedroht: Denn Janes Frauenärztin ist Rafaels Schwester und er ihr Bürge.

Alles klar soweit?

Es wird noch komplizierter. Jane ist vor allem deswegen Jungfrau, weil ihre Mutter sie als Teenager bekam – und Jane sich geschworen hat, das ihr das nie passiert. Schließlich ist sie ohne Vater aufgewachsen ... Was in einer Telenovela auch nicht fehlen darf: Jane und Rafael haben Vorgeschichte. Sie haben sich schon einmal getroffen, bevor sie anfing, in seinem Hotel zu arbeiten: Sie war Kellnerin in einem Golf-Club, er ein notorischer Playboy (und spielt offenbar Golf) und sie haben sich geküsst. Mit wem Jane am Ende der Telenovela – denn darauf läuft das Format raus – also ihr Glück finden wird, ist unschwer zu erraten.

Es muss die Ehe sein

Insgesamt finde ich „Jane the Virgin“ höchst vergnüglich – aber die Serie hat für mich einen kleinen Schönheitsfehler. Die Betonung der Jungfräulichkeit ist so prüde, damit tue ich mir schwer. Dass es für Jane so bedeutend ist, ein „reines“ Mädchen (mit 23!) zu sein, finde ich bedenklich. Vor allem im Vergleich mit Janes potentiellen Heiratskandidaten: Rafael war ein Schwerenöter und Michael hat ebenfalls schon sexuelle Erfahrung gesammelt.

Das Beschwören der Jungfäulichkeit, einhergehend mit einem gewissen Maß an Lustfeindlichkeit, ist – möglicherweise eine Gegenbewegung zur Pornowelle – vor allem in der USA ein realer Trend, insbesondere in religiösem Kontext. Jugendliche beiderlei Geschlechts stecken sich silberne „Purity“-Ringe an, um sich an ihr Versprechen zu erinnern: Kein Sex vor der Ehe.

Diesen Trend finde ich bedenklich - und damit bin ich nicht alleine. "Ist das Festhalten an der Jungfräulichkeit einer Frau nicht einfach nur dumm und ein Ausdruck der Möchtegern-männlichen Macht?" fragt die Bloggerin "feministische Wiederkäuerin". "Es ist besitzergreifend. Ein Zeichen von Schwäche. Ein Mann dieser Sorte mag denken: ich bin der einzige, den sie je haben wird, je haben darf. Alles andere geht gar nicht."

Wäre sie nicht genauso liebenswert?

Wäre Jane als Nicht-Jungfrau nicht genauso liebens- und begehrenswert? Klar, dann würde die Grundgeschichte wohl nicht mehr so gut funktionieren: Eine schwangere Jungfrau lässt sich eben besser verkaufen als bloß eine normale junge Frau, die irrtümlich künstlich befruchtet wurde. Ich hoffe jedenfalls, dass Jane noch vor dem Finale der Serie ein bisschen Spaß im Bett haben darf, so unwahrscheinlich das auch ist.

Abgesehen davon ist die Serie wahnsinnig witzig. Vor allem durch den launigen Kommentar aus dem Off mit spanischem Akzent (jedenfalls im englischsprachigen Original), der oft total offensichtliche Dinge betont. Wenn Jane etwa sagt „I am fine“ und dabei ein grimmiges Gesicht macht und der Kommenator sagt „Jane was not fine.“

Hispanics im Mittelpunkt

Lobenswert finde ich auch, dass Menschen lateinamerikanischer Herkunft im Mittelpunkt der Serie stehen – mir fällt keine andere Serie ein, in der das so ist. In „Ugly Betty“, ebenfalls eine Comedy-Adaption einer Telenovela, ist die Hauptfigur (gespielt von America Ferrara) hispanoamerikanischer Herkunft. In „Modern Family“ stammt eine der Hauptfiguren, die sexy Stiefmutter Gloria Delgado-Pritchett (Sofia Vergara) aus Kolumbien.

Ansonsten fallen mir kaum Hispanics im amerikanischen Mainstream-TV ein (es gibt aber eine Vielzahl an spanischsprachigen TV-Sendern und Formaten). Dabei sind Menschen lateinamerikanischer Herkunft mit einem Anteil von 17,4 Prozent an der Gesamtbevölkerung (Stand 2014) die größte Minderheit in den USA. Sie sichtbar(er) zu machen, ist „Jane the Virgin“ hoch anzurechnen.

"Jane the Virgin" kommt bisher auf zwei Staffeln, ich habe die erste zur Hälfte gesehen. Staffel eins ist derzeit auf Netflix, Staffel zwei startet ab 20.3 auf dem ProSieben-Sender Sixx

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.