Wechselstimmung?

Eine simple Frage bringt es (nicht) auf den Punkt: Gibt es bei uns eine Wechselstimmung? Antwort: Jein.

Gestern war der Korrespondent einer ungarischen Tageszeitung bei mir und wollte erkunden, wie denn das nun so sei im österreichischen Wahlkampf. Seine erste Frage war: "Gibt es eine Wechselstimmung?"

Puh. Gute Frage. Sehr gute Frage. Ich hatte keine Antwort. Nach längerem Nachdenken gab ich ihm zwei - Antworten. Die erste lautete: Ja, es gibt eine Wechselstimmung. Viele Menschen hätten die ewige große Koalition satt. Nicht zufällig gäbe es nun so viele kleinere Parteien. Die zweite lautete: Nein, es gibt keine Wechselstimmung. Schon gar keine Kanzlerwechselstimmung. Der erste Platz der SPÖ sei ungefärdet.

Der ungarische Kollege hatte mit einer simplen Frage, die er wohl auch in jedem anderen Land vor einer Parlamentswahl stellen würde, einen entscheidenen Punkt berührt und mich damit einigermaßen überrascht. In Deutschland ist der Befund relativ klar: Nein, es gibt keine Wechselstimmung. Aber bei uns? Da scheint das Land gespalten: Auf der einen Seite jene, die die Große Koalition samt Kanzler Faymann lieber heute als morgen loswerden wollen. Weil sie fürchten, dass das Land sonst zurückfällt (freilich sind auch anti-sozialdemokratische Ressentiments dabei). Und auf der anderen Seite jene, die mit dem Status quo zufrieden sind und möchten, dass es so bleibt, und daher auf Kontinuität setzen.

Der einzige Wechsel, der in dieser Konstellation möglich scheint, ist der Austausch des Koalitionspartners der roten Kanzlerpartei. Also entweder ein anderer als Michael Spindelegger auf Seiten der ÖVP. Oder eine andere Partei, die Grünen, an der Seite der SPÖ. Bei dieser Minderheitsregierung, von wem auch immer toleriert oder auch nicht, würden wir aber wohl binnen eines Jahres wieder wählen.

Dann können wir ja noch einmal darüber reden - über eine Wechselstimmung.

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