Hohe Dividenden für Immoaktionäre

Die heimischen Immofirmen sind gut ins neue Jahr gestartet. Von ihrer einstigen Größe sind sie noch weit entfernt. Doch anders als vor der Krise zahlen fast alle eine Dividende.

Immoaktionäre mussten in den vergangenen Jahren starke Nerven beweisen. Der Start ins neue Jahr verlief jedoch versöhnlich. Im ersten Quartal legten die im Immobilien-ATX erfassten Aktien (Immofinanz, CA Immo, Conwert, S-Immo und Warimpex) im Schnitt um neun Prozent zu. Verglichen mit dem Stand von vor einem Jahr liegen sie damit immer noch 23 Prozent im Minus.

Doch die Ergebniszahlen, die sie für das abgelaufene Jahr bekannt gegeben haben (bzw. bei der Immofinanz für das Dreivierteljahr, denn das Geschäftsjahr der größten heimischen Immobiliengesellschaft endet erst im April), scheinen den Anlegern zu gefallen. Und nicht nur denen: Auch die Experten von Kepler Capital Markets haben in einer Erstanalyse die Aktien von CA Immo, Conwert und Immofinanz zum Kauf empfohlen. Alle drei würden derzeit attraktive Dividendenrenditen (Dividende gemessen am Kurs) und günstige Einstiegsniveaus bieten, hieß es.

Die Unternehmenschefs geben sich noch eher vorsichtig optimistisch. Man wolle das Hauptaugenmerk in den nächsten Jahren auf einen Abbau der Schulden und eine Stärkung der Eigenkapitalquote legen, sagte CA-Immo-Chef Bruno Ettenauer. Auch Warimpex-Chef Franz Jurkowitsch will sich angesichts der „verschärften Situation an den Finanzierungsmärkten“ darauf konzentrieren, die Eigenkapitalbasis zu stärken. Die Ergebnisse im Detail:


•Die größte der fünf Gesellschaften, die Immofinanz, liegt gut im Plan. Die Dividende von 15 Cent je Aktie, die sie heuer an die Aktionäre ausschütten will, hat sie nach Angaben von Immofinanz-Chef Eduard Zehetner schon zu 143 Prozent verdient. Vor der Krise war es eher unüblich, dass Immobiliengesellschaften Dividenden auszahlten. Sie reinvestierten das Geld lieber, um schneller wachsen zu können. Seit den Kursabstürzen im Jahr 2008 ziehen die Anleger regelmäßige Dividendenzahlungen vor, die Unternehmen konnten aber mangels Gewinnen zunächst keine zahlen. Nun tun sie das aber, die höchste Dividendenrendite bietet die Immofinanz.

In den ersten drei Geschäftsquartalen kletterten die Mieterlöse des Unternehmens um 3,4 Prozent auf 437 Millionen Euro. Der Gewinn je Aktie stieg um 19 Prozent auf 27 Cent. Den Aktionären gefallen die Zahlen: Seit Jahresbeginn hat das Immofinanz-Papier um 14 Prozent zugelegt, zuletzt kostete es etwa 2,7 Euro, halb sie viel wie der Nettovermögenswert (Vermögen abzüglich Schulden). Ihren einstigen Höchststand dürfte die Aktie nicht mehr so rasch einstellen: Im Jahr 2007, bevor die Finanzkrise ausbrach und intransparente Finanztransaktionen des damaligen Managements aufflogen, war die Aktie zwölf Euro wert.

•Auch die CA Immo will für das abgelaufene Jahr erstmals eine Dividende zahlen, und zwar von 38 Cent pro Aktie (diese kostete zuletzt etwa 8,8 Euro). „Damit halten wir an unserem Ziel fest, zwei Prozent des Nettovermögenswerts auszuschütten“, stellte CA-Immo-Vorstand Wolfhard Fromwald fest. Der Nettovermögenswert spiegelt den Wert des gesamten Vermögens der CA Immo abzüglich Schulden wider. Pro Aktie lag er Ende 2011 bei 19,17 Euro– an der Börse erhält man die Aktien um weniger als die Hälfte.

Das Papier konnte seit Jahresbeginn leicht zulegen, seit einem Jahr hat es aber ein Drittel seines Werts verloren. Analysten zufolge finden die Anleger derzeit Büroimmobilien nicht so attraktiv, da diese stark von Konjunkturschwankungen abhängig sind (drei Viertel der Bestandsimmobilien der CA Immo sind Büros). Durch den Erwerb der Europolis von der Volksbanken AG hat sich zudem die Eigenkapitalquote der CA Immo von 38 auf 31 Prozent verschlechtert. Dafür konnte man die Mieterlöse um 62 Prozent auf 266 Millionen Euro steigern. Der Konzerngewinn (nach Minderheiten) stieg um 38 Prozent auf 63 Millionen Euro.


Conwert-Aktionäre können sich heuer gleich zweimal über Geld freuen: Nach der regulären Zahlung einer Dividende von 20 Cent je Aktie soll es im Herbst noch einmal eine Sonderausschüttung von weiteren 15 Cent geben. Das gab Conwert-Verwaltungsratschef Johannes Meran bekannt. Der Umsatz des Wohnbauspezialisten stieg um 55 Prozent auf 852,9 Millionen Euro. Der Nettogewinn (nach Minderheiten) betrug 23,3 Millionen Euro. Künftig will man sich stärker in Deutschland engagieren, da man dort noch zu höheren Renditen (also günstigeren Preisen) als in Österreich einkaufen kann. Von den Gewerbeimmobilien, die man durch die Übernahme der Eco Business erhalten hat, will man sich schrittweise trennen.


•Von der S-Immo gibt es vorerst nur vorläufige Zahlen. Das Unternehmen hat im Vorjahr die Mieterlöse um 21 Prozent auf 126 Millionen Euro gesteigert und den Jahresüberschuss auf 21,3 Millionen Euro verzehnfacht. Ursache für den starken Anstieg der Mieterlöse war, dass im Vorjahr viele Projekte fertiggestellt wurden und Erträge abwarfen. Erstmals in der Unternehmensgeschichte will auch die S-Immo eine Dividende ausschütten, und zwar von zehn Cent je Aktie (diese kostet derzeit 4,4 Euro).


•Der Hotelentwickler Warimpex litt am längsten unter der Krise. Seit einem Jahr ist die Aktie um mehr als 60 Prozent gefallen. Derzeit ist sie knapp einen Euro wert, im Jahr 2007 war sie um elf Euro an die Börse gebracht worden. Im Vorjahr schaffte man immerhin wieder einen kleinen Gewinn: Bei einem Umsatz von 64,9 Millionen Euro blieben unterm Strich 7,24 Millionen Euro Gewinn. Das sind zwölf Cent pro Aktie. Die Warimpex bleibt dennoch das einzige Unternehmen im Immobilien-ATX, das keine Dividende ausschüttet.

Um die Eigenkapitalbasis zu stärken, will das Unternehmen heuer ein bis zwei Hotels verkaufen. Die Warimpex hat derzeit 21 Hotels– unter anderem in Österreich, Deutschland, Frankreich, Polen, Tschechien, Rumänien und Russland.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2012)

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