Auf der Suche nach dem Glück

Zu Beginn des Advents widmet sich die ''Presse'' in einem umfangreichen Dossier dem Glück. Wir versuchen, es zu verstehen, zu vermessen und einzufangen. Eine Spurensuche zwischen ''luck'' und ''happiness''. Und vor allem: Geglückte Lektüre!

Glück sucht und findet man nicht, man hat es, lebt es, oder bekommt es von anderen. Glück mag ein inflationär verwendeter und merkwürdig überschätzter Begriff sein. Aber es ist das Maß fast aller Dinge, das Ziel aller. Aber ist Glück in erster Linie nicht einfach nur das Ausbleiben von Unglück, also etwa Naturkatastrophen oder persönlichen Schicksalsschlägen? Reicht das nicht?

Das Glück, etwas zu gewinnen, zu bekommen oder zu erleben – für das weder man selbst noch andere etwas leisten mussten –, ist mehr ein positiver Zufall. Interessanterweise ist dieses sogenannte Glück, das nicht umsonst sprichwörtlich bei manchen deutlicher als der Verstand vorkommt, häufiger. Nennen wir diese Variante mit dem vierblättrigen Kleeblatt und dem ganzen Aberglauben doch einfach Zufall. Einen guten oder sehr guten Zufall.

Denn das wahre Glücksgefühl löst ein Sechser nicht aus, das löst auch außerhalb des beginnenden Advents nur die Liebe aus, die zum Partner, zu den Kindern, zu den Eltern, zu den Freunden und immer unterschätzt, weil missverstanden: auch die Liebe zu sich selbst.

Der wunderbare Weise Franz Schuh nennt Glück nüchtern „die plötzliche, überraschende Übereinstimmung des Inneren mit dem Äußeren – einer Menschenseele mit den sie umgebenden Umständen. Von diesen fühlt sich der Glückliche jäh bejaht, und er bejaht sie seinerseits. Falls er kein Dummkopf ist, weiß er, dass das nur ein Moment sein kann, und wenn er vom Glück etwas versteht, wird er das ,nur‘ streichen: Der Augenblick von Daseinsintensität ist das Glück – er hebt sich durch seine radikale Vergänglichkeit vom Rest des Lebens ab, das auf seine Weise wunderbar sein kann, ohne in einem Dauerglück (zum Beispiel in der Zufriedenheit) zu stagnieren.“

Glück mit (Selbst-)Zufriedenheit zu verwechseln ist fatal. Streben, Begehren und der Wunsch nach ständiger Veränderung sind Antriebe des Glücks. Vor allem aber: Viel zu häufig sehen wir das Glück erst im Fotoalbum oder eben im Fotoarchiv auf dem iPhone. Im Rückspiegel werden Familie, die Kindheit, Feiern, Ferien, so viele Momente zu glücklichen deklariert. Viele dieser Momente sollten wir doch in der Sekunde des Erlebens fühlen und wertschätzen. Gute Momente einfach stärker erleben und auskosten und sie zu glücklichen Momenten machen.

Zu Beginn des Advents widmen wir uns dem Glück, versuchen, es zu verstehen, zu vermessen und einzufangen. Karl Gaulhofer etwa geht in seinem erhellenden Interview mit dem britischen Ökonomen und Glücksforscher Andrew Oswald der Frage nach, warum Junge und Alte glücklicher als Menschen in der Lebensmitte sind. Ein möglicher Grund ist die hohe Erwartungshaltung an uns selbst. Vielleicht sollten wir uns von ihr einfach lösen.

Weitere Glücksmomente sollten Ihnen unter anderem die Geschichte über steirischen Glücksunterricht, Vorarlberg als österreichischen Glücksmeister, Vorbilder aus Skandinavien, ein Feuilleton zum Unterschied von „luck“ und „happiness“, Wissenschaftliches zu den für Wohlgefühl notwendigen Botenstoffen im Gehirn und die Geschichteseite zu Glück und Unglück als Faktoren bei wichtigen historischen Zäsuren bereiten.

Geglückte Lektüre! Ihr Rainer Nowak.


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