Weißblaues Drama: Verliert die CSU "ihr" Bayern?

Im Freistaat kündigt sich ein Umbruch an. Die Alleinherrschaft der CSU geht zu Ende. Der Versuch einer Landvermessung in fünf Kapiteln. Text: Iris Bonavida, Karl Gaulhofer, Jürgen Streihammer Grafik: Tamas Hegyi Mitgestaltung: Marlies Eder, Klemens Patek

Meinungsforscher künden ein politisches Erdbeben an. Es wird sich am 14. Oktober in Bayern zutragen und die CSU schwer erschüttern. Zum zweiten Mal in 56 Jahren dürften die Christsozialen bei der Bayern-Wahl die absolute Mehrheit verlieren. Zu den offenen Fragen zählt bloß noch, wie stark dieses Beben ausfallen wird, ob die CSU ihr schlechtestes Ergebnis - 38 Prozent  - noch unterbieten wird - und was dann in München und in Berlin passiert.

Die „Presse" widmet der Bayern-Wahl ein Dossier. Es ist der Versuch einer Landvermessung, vom Phänomen CSU und dessen Krise über die Wirtschaftsmacht Bayern bis hin zum Rückblick in eine Zeit, als es noch keine CSU gab.

Denn am Anfang der Republik steht mit Kurt Eisner just ein roter Revolutionär und noch dazu gebürtiger Berliner. Auch das Bayern-Klischee mit dem bergverliebten Trachtenvolk ist nicht so alt, wie man meinen könnte. Es entstand im 19. Jahrhundert. Damals war Bayern übrigens ziemlich arm und in weiten teilen Agrarland.

Heute ist das anders. Bayern ist der Zahlmeister der Republik. Nirgends ist die Arbeitslosigkeit niedriger als im Freistaat. Der Wirtschaftsmotor brummt.  Eine weißblaue Erfolgsgeschichte. Bloß, wieso hilft sie der regierenden CSU nicht mehr?

Sicher ist: Der CSU ist neue Konkurrenz erwachsen. An der offenen rechten Flanke wildert die erstmals antretende AfD; im urbanen bürgerlichen Milieu punkten die Grünen, die Platz zwei im Visier haben und nach der Wahl als Koalitionspartner infrage kommen könnten.

Die Frage nach dem CSU-Umfrageabsturz  führt aber auch ins Herz der Union, zur Flüchtlings- und Regierungskrise  - und zu zwei alten Rivalen. Der eine, Horst Seehofer, nannte den anderen, Markus Söder, einmal vom "Ehrgeiz zerfressen". Beide, der CSU-Chef Seehofer und der Ministerpräsident Söder machten in den vergangenen Wochen nicht immer gute Figur. Beide starteten schon Schuldzuweisungen, falls die Wahl so ausgeht wie prognostiziert.

Dass CSU-Vorsitz und das Amt des Ministerpräsidenten getrennt sind, gab es übrigens zuletzt 2008. Und es ging schief. Damals hat die CSU unter dem Duo Huber/Beckstein zum ersten Mal  die 1962 errungene absolute Mehrheit verloren. Das Duo Seehofer/Söder könnte folgen.


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