Elefantenrunde nach Koalitions-Aus: "Man lernt jemanden erst kennen, wenn man sich trennt"

Karoline Edtstadler
Karoline Edtstadlerimago images / SKATA
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Einen Tag nach dem durch das "Ibiza-Video" ausgelösten innenpolitischen Erdbeben diskutierten die Kandidaten zur EU-Wahl auf ATV. Fragen und Antworten zur Sendung.

Es war bereits die dritte TV-Elefantenrunde zur EU-Wahl am 26. Mai - und doch war diesmal alles neu: Einen Tag nach dem durch das "Ibiza-Video" ausgelösten innenpolitischen Erdbeben, dem Rücktritt von FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und der Ausrufung von Neuwahlen durch ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz, diskutierten am Sonntagabend die Spitzenkandidaten Karoline Edtstadler (ÖVP, Listenzweite), Andreas Schieder (SPÖ), Harald Vilimsky (FPÖ), Werner Kogler (Grüne), Claudia Gamon (Neos) und Johannes Voggenhuber (Europa Jetzt) auf ATV.

Welches Thema dominierte die Sendung? "Spielfeld Europa" lautete der Titel der Sendung - eigentlich wollte ATV das Thema Migration ins Zentrum der Sendung stellen. Eigentlich, denn selbstverständlich gab es einen Tag nach dem Ende der türkis-blauen Regierung praktisch nur dieses Thema. Nicht nach EU-, sondern nach Nationalratswahlkampf klang es an diesem Abend.

Edtstadler nannte die Aufnahmen aus Ibiza "schockierend und abstoßend", Voggenhuber sprach von einem „Komplott gegen Österreich“, Schieder präsentierte ein Taferl mit der Aufschrift „Heimatliebe statt FPÖ-Diebe". Vilimsky fand die Aussagen seines Ex-Parteichefs Strache in dem Video „nicht akzeptabel“, aber: „Wer war noch nie stockbesoffen und hat einen Blödsinn gesagt?“ Dann holte der FPÖ-Generalsekretär zum Rundumschlag aus: gegen die linken Medien, die das Video veröffentlicht hätten; Geheimdienste, die wohl dahinter stünden; Kanzler Kurz, der zuerst nur den Rücktritt von Strache und Johann Gudenus als Bedingung für die Fortführung der Koalition gestellt habe und dann immer weitere Forderungen erhoben habe; gegen die SPÖ, die nach der Nationalratswahl 2017 bei der FPÖ darum „gebettelt“ habe, in die Regierung zu kommen, und die in Wien den größten Korruptionsfall zu verantworten habe.

„Können wir bitte endlich über die Inhalte dieser Europawahl reden?“, fragte Neos-Kandidatin Gamon. Der Wunsch wurde nach rund einer Stunde erfüllt, als ATV auf sein ursprüngliches Hauptthema, die Migration, schwenkte. Das blieb dann aber oberflächlich, abgefragt wurde nur wer unter den Kandidaten für die Beibehaltung der österreichischen Grenzzäune sei und wer dagegen.

Wer lieferte sich den hitzigsten Schlagabtausch? Wie zu erwarten die frisch Geschiedenen. „Man lernt jemanden erst kennen, wenn man sich von ihm trennt“, seufzte Edtstadler. Als sie von illegaler Parteienfinanzierung bei der FPÖ sprach, rief Vilimsky mehrmals lautstark dazwischen: „Das nehmen Sie zurück!“ Er könne ausschließen, dass auch nur ein Euro rechtswidrig geflossen sei.

Wer harmonierte? Für Harmonie war, vor allem in der hitzigen ersten Stunde, kein Platz. Aber immerhin ein kleines Kompliment in Richtung ÖVP kam Kogler über die Lippen: Edtstadler habe „ganz passabel argumentiert“, warum Herbert Kickl (FPÖ) als Innenminister gehen müsse. Edtstadler hatte erklärt, Kickl wäre in der Causa oberster Chef der Ermittlungsbehörden, und das als früherer FPÖ-Generalsekretär zu der Zeit, als Strache seine Aussagen getätigt hatte: "Das geht sich für mich nicht aus."

Der Sager des Abends: „Wir sind Kummer gewöhnt“ - Grünen-Chef Kogler, als sich die Moderatoren Sylvia Saringer und Meinrad Knapp bei ihm dafür entschuldigten, dass er erst nach einer Viertelstunde das erste Mal zu Wort kam.

Die Zeitverschwendung des Abends: In der letzten Viertelstunde der Diskussion wurde abgefragt, wer denn zur ersten Sizung des neu gewählten EU-Parlaments mit dem Zug fahren wolle, inklusive Einspielfilmchen über die Nachtzugverbindung und Polster-Geschenk an die Flugverzichtswilligen.

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