„Es gibt nur einen Werner Kogler“ – der reanimiert die Grünen

Kogler tanzt mit Wiener
Kogler tanzt mit WienerAPA/HANS PUNZ
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Die Partei gewinnt viele Wähler zurück. Sie verliert damit aber ihren Chef. Wird Werner Kogler trotz Neuwahl wirklich nach Brüssel gehen?

Wien. „Es gibt nur einen Werner Kogler, einen Werner Kooogler, nur einen Werner Kogler“: Die Grünen-Funktionäre sangen, applaudierten und schwenkten ihre grünen EU-Fähnchen, als Spitzenkandidat Werner Kogler das Metropol in Hernals betrat. Er nützte die ausgelassene Stimmung, zog sein Sakko aus und begann den Wahlabend mit einem ausgelassenen Tänzchen mit Sarah Wiener.

Die Grünen hatten auch allen Grund dazu. Mit 14 Prozent fuhren sie ihr zweitbestes bundesweites Ergebnis aller Zeiten ein. Durch die Wahlkarten könnte sogar das dritte Mandat erhalten bleiben. Nur bei der EU-Wahl 2014 war man noch etwas stärker. Damit erlebten die Grünen ein Jahr und sieben Monate nachdem sie aus dem Nationalrat fielen, ihre politische Wiederauferstehung und feierten die ausgelassen auf der Tanzfläche.

Die Partei hatte zwar wenig Geld, aber viel Gespür für den Wahlkampf. Man hat jene Menschen, die das Ausscheiden der Grünen aus dem Nationalrat nach fast 31 Jahren dann doch schmerzte, mit provokanten Sprüchen angelockt. „Wer braucht schon Frieden?“ Du?“ wurden die Wähler gefragt und zur Rückkehr zu den Grünen aufgefordert. Das und die thematische Großwetterlage bescherte der Partei Rückenwind. Seit die junge Schwedin Greta Thunberg zum „Fridays for Future“-Protest aufrief, war Klimaschutz wieder angesagt, und da wird den Grünen immer noch am ehesten das Vertrauen geschenkt.

Sie haben aber nicht nur auf den richtigen Slogan und das richtige Thema, sondern vor allem auf die richtige Person gesetzt. Der Parteichef selbst wurde in das Rennen um einen Sitz im EU-Parlament geschickt. Der Wahlkampf sollte ihm und damit der im öffentlichen Diskurs nahezu verschwundenen Partei eine Bühne bieten.

Die Strategie ging auf. Werner Kogler tourte von Stammtischen und Kirtagen zu Podiumsdiskussionen und Fernsehauftritten. Dort punktete der 57-jährige Steirer mit Dialekt, da mit Sachkenntnis und überall wetterte er gegen „die rechtsrabiate Rasselbande“ und die „durchgeknallte Konzernlogik“. Der bodenständige Kogler verdrängte das Bild der abgehobenen und moralisierenden Grünen zusehends. Und so saß er gedanklich schon bald im klimafreundlichen Zug nach Brüssel bzw. Straßburg.

EU-Abgeordneter und Parteichef „das geht sich gut aus“, sagte Kogler stets beschwichtigend. Bei der Reise ins EU-Parlament hat aber niemand mit dem innenpolitischen Zwischenstopp auf Ibiza gerechnet. Dass ein Skandalvideo auftaucht, das Vizekanzler Heinz-Christian Strache zum Rücktritt zwingt, die türkis-blaue Koalition platzen lässt und Neuwahlen auslöst, war nicht vorherzusehen. Auch für keinen grünen Strategen.

Spitzenduo für Neuwahl

Die Partei könnte nun bereits im Herbst wieder in den Nationalrat einziehen. Doch wen werden die Grünen ab Montag, ab dem Tag nach der EU-Wahl, dafür in die erste Reihe stellen? Es gibt, wie die Funktionäre am Wahlabend sangen, eben „nur einen Werner Kogler“ und der wurde von den Wählern nach Brüssel geschickt.

Am Wahlabend war aber auch Koglers Blick bereits auf die Nationalratswahl gerichtet. Zehn Prozent könne man da anpeilen. In den Kampf wolle man ein grünes Spitzenduo ziehen lassen. Bis Juli soll sich entscheiden, wer das sein soll. Ob er selbst eine Option sei, ließ Kogler offen. Am Wahlabend wurde lieber getanzt als politisiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2019)

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