Ayurveda: „Unschlagbar bei chronischen Krankheiten“

(c) dr. schaeffler
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Die „Mutter aller Medizinen“ wird für die westliche medizinische Wissenschaft immer interessanter. Vor allem in der Vorsorge-, Komplementär- und Palliativmedizin leistet die alte Heilslehre wertvolle Dienste.

Unschätzbare Dienste als Vorsorge-, Komplementär- und Palliativmedizin könne Ayurveda, die „Mutter aller Medizinen“, in unserem westlichen Gesundheitssystem leisten, heißt es in einer Aussendung des Gesundheitsministeriums. Ayurveda nimmt den Patienten in Diagnose und Therapie als Individuum wahr und bindet ihn eigenverantwortlich in den Gesundungsprozess ein. Mit ein Grund, dass das Gesundheitsministerium am 15. November zur ersten wissenschaftlichen Tagung für Ayurveda-Medizin lädt (Näheres siehe unter „Ayurveda-Tag“).

Butterschmalz für trockenes Auge

Einer der zahlreichen Vorträge wird sich mit Ghee (geklärte Butter, Butterschmalz) zur Therapie des trockenen Auges befassen. An der Grazer Universitäts-Augenklinik wurde die Wirksamkeit des Augenbades mit Ghee beim sogenannten Sicca-Syndrom erstmals wissenschaftlich überprüft.

Das – durchaus erstaunliche – Ergebnis, schreibt die „ÄrzteWoche“,war eine signifikante Verbesserung der subjektiven Befindlichkeit der mit Ghee behandelten Personen. Studienautor Univ.-Prof. Dr. Otto Schmut: „Die Probanden waren ausgesprochen zufrieden. Das zeigt sich auch darin, dass sie nach Abschluss der Studie die Behandlung mit Ghee fortsetzen wollten.“

Als einfaches und wirkungsvolles Heilmittel wird Ghee seit mehr als 2000 Jahren in der Ayurveda-Medizin eingesetzt, findet aber auch in der Küche Indiens und Pakistans häufig Verwendung.

Stichwort Ernährung, die im Ayurveda eine große Rolle spielt. „Ich bin überzeugt, dass bei rund zwei Drittel aller Krankheiten falsche Ernährung und Verschlackungen mit im Spiel sind“, meint Dr. Hans Schäffler, ärztlicher Leiter des Instituts für Ayurveda- und Anti-Aging im Schloss Pichlarn (Tel: 03682/228 41-571) und einer der Ayurveda-Pioniere in Österreich.

Unlust und Müdigkeit

Ein Schwerpunkt des Ayurveda sind Entschlackungsbehandlungen. Unter dem eher unspezifischen Begriff Verschlackung fallen nach Schäffler so unterschiedliche Substanzen wie freie Radikale und deren Folgeprodukte, erhöhtes Cholesterin, Schwermetalle und andere Umweltbelastungen, AGEs (advanced glycolisation endproducts), die einen wichtigen Faktor der Gewebealterung darstellen, Alzheimer-Plaques und dergleichen. Zu den typischen Verschlackungssymptomen, so Schäffler, gehörten schweres Gefühl nach dem Essen, Verdauungsstörungen, belegte Zunge, Unlust, Müdigkeit, depressive Verstimmung, klebriger Schweiß. „Als Verschlackungskrankheit gilt im Ayurveda unter anderem Rheuma in all seinen Formen.“

Fühlen sich nicht mehr so alt

Den Schlacken rückt diese traditionelle Naturheilkunde mit speziellen Reinigungskuren zu Leibe. Im Set der Reinigungsbehandlungen trifft man wieder auf Ghee, das erwärmt auf nüchternen Magen getrunken werden soll. Nicht jedermanns Geschmack, aber es soll phänomenale Wirkung haben.

„Die Rheumaform Morbus Bechterew beispielsweise spricht sehr gut auf Ayurveda-Behandlungen an“, erwähnt Schäffler. „Patienten berichten immer wieder, dass das Gefühl der Steifigkeit gelindert werde, dass sie sich nach einer Ayurveda-Kur nicht mehr so schwer und alt fühlen.“

Kein Firlefanz, sondern Medizin

Generell kann Ayurveda Erfolge bei Erkrankungen erzielen, die in der Schulmedizin als schwer behandelbar gelten und deren Therapie einen hohen Kostenaufwand oder akkumulierende Nebenwirkungen nach sich ziehen, heißt es in „ProMed“,einem medizinischen Fachmagazin des Springer-Verlags. „Ayurveda kann zur Verlangsamung des biologischen Alterns führen, den Alterungsprozess hintanhalten“, behauptet Schäffler. Die Grundpfeiler seien Entgiftung durch Öl-, Darm- und Wärmebehandlungen, richtige Ernährung und Kräuter. Das größte Problem dieser „Mutter der Medizinen“ sei, dass sie im Westen vielfach auf die Wellness-Schiene „abgerutscht“ sei und nicht mehr als Medizin, sondern nur noch als Wohlfühlbehandlung angeboten werde. Das sei zwar keineswegs schädlich, aber medizinisch nur sehr begrenzt bis gar nicht wirkungsvoll. „In unserem Zentrum bieten wir echtes Ayurveda, also keinen Firlefanz, sondern Medizin.“

„Ayurveda sollte auch in unseren Breiten nicht als bloße Alternativmedizin eingesetzt, sondern voll in die moderne Medizin integriert werden“, fordert der oberösterreichische Allgemeinmediziner und Ayurveda-Experte Dr. Wolfgang Schachinger. Dies ist eines der Ziele des blutjungen Vereins Eurama (European Ayurveda Medical Association; Tel: 0680/301 43 16 ), den Schachinger mitgegründet und der seinen Sitz in Wien hat. „Hinsichtlich Chirurgie, Traumatologie und Akutversorgung ist die westliche Medizin unverzichtbar, unschlagbar aber ist Ayurveda, wenn es um Vorsorgemedizin und Behandlung chronischer Krankheiten geht.“

Gesundheitsgefahr im Internet

Krank aber könnte werden, wer im Internet ayurvedische Kräutermittel erwirbt. Eine Analyse ergab, dass sich in jedem fünften, im Web bestellten Präparat giftige Substanzen wie Blei, Quecksilber oder Arsen befanden – zum Teil in drastischen Konzentrationen. Besonders stark belastet war die Medikamentengruppe Rasa-Shastra (alte indische ärztliche Tradition, die glaubt, dass speziell zubereitete Metalle in kleinen Konzentrationen die Wirksamkeit von Pflanzen steigern).

Bei der Herstellung sollte die Konzentration der Metalle durch bestimmte Verfahren auf unbedenkliche Werte sinken. Was in der Praxis aber offensichtlich nicht immer gelingt! Denn gerade bei diesen Waren, berichtet die „Ärzte-Woche“,überschritt eine Tagesdosis den Grenzwert oft um das 100- bis 10.000-Fache.

www.ayur-veda.at

www.eurama.net

AYURVEDA-TAG

Ghee, das Gold der Ayurveda-Medizin, wirkt verjüngend, konzentrationssteigernd, kräftigend. Mehr auf Seite 22■Das Gesundheitsministerium lädt zu einer ersten wissen-schaftlichen Informationstagung für Ayurveda-Medizin am 15. November, von 9.00 bis 18.00 Uhr. Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend, Eintritt frei.

Experten werden über diese uralte Medizin berichten. Unserem Gesundheitssystem kann Ayurveda vor allem als Vorsorgemedizin und bei chronischen Erkrankungen unschätzbare Dienste leisten.

Themen der Vorträge: von „Einführung in Ayurveda“ bis „Ghee, das Gold der Ayurveda- Medizin, eine klinische Studie zur Therapie des trockenen Auges“.

Infos: ? 0676/52856 99

www.bmgfj.gv.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2008)

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