Leipzig: Ostdeutsche Boomtown legt stark zu

Die Region Leipzig-Halle bietet für Immobilieninvestoren gute Perspektiven. Leipzig strahlt als Luftfrachtdrehkreuz und Automobilstandort inzwischen weit über die Grenzen Sachsens und Deutschlands hinaus.

Etliche Wirtschaftsfaktoren machen die neuen deutschen Bundesländer zusehends für Immobilieninvestoren interessant. Zu den dynamischsten Märkten zählt dort die Region Leipzig-Halle. Dabei strahlt vor allem Leipzig als Luftfrachtdrehkreuz und Automobilstandort inzwischen weit über die Grenzen Sachsens und Deutschlands hinaus. Laut der „European Cities & Regions of the Future 2012/2013“-Studie (Financial Times Group) zählt Leipzig zu den Top-Ten-Städten Europas.

Sie hat in den vergangenen Jahren intensiv daran gearbeitet, den Standort für potenzielle Investoren bekannter und attraktiver zu machen. Das Ergebnis des FT-Rankings wird dem künftigen internationalen Standortmarketing als Referenz dienen. Zweifelsfrei ist es der Stadt mit vielen Großinvestitionen in zukunftsträchtige Technologiebranchen gelungen, die Weichen für einen wirtschaftlichen Aufschwung zu stellen. Zahlreiche Prognosen sehen die Region bis 2017 auf einem Spitzenplatz beim Zugewinn der Wirtschaftsleistung, heißt es bei der Wirtschaftsförderung.

Während Dresden den relativ höchsten Zuwachs an jungen Menschen in Deutschland verzeichnet, stieg in Leipzig binnen fünf Jahren der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze bundesweit am stärksten. Dies ist der neuen Studie der TLG Immobilien, „Immobilienmarkt Ostdeutschland 2012“, zu entnehmen.

Großer Zuzug junger Menschen

So schneidet Leipzig beim Angebot an Arbeitsplätzen im Fünfjahresvergleich besser ab als jede andere der 50 großen Städte Deutschlands. Insgesamt habe die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in der Messestadt um mehr als 16Prozent zugenommen. Die TLG-Experten weisen in diesem Zusammenhang auf den großen Zuzug junger Menschen hin. Während die Zahl der Privathaushalte in Sachsen laut Statistischem Landesamt bis 2015 um sieben Prozent sinken dürfte, sei nur in Dresden und Leipzig mit Zuwächsen zu rechnen. In den letzten zehn Jahren konnte Leipzig mehr als 35.000 Einwohner dazugewinnen. Da der demografische Wandel erhebliche Auswirkungen auf die Immobilienmärkte hat, dürften diese Ergebnisse für Investoren von großer Bedeutung sein.

Angesichts der guten sozioökonomischen Bedingungen verwundert es nicht, dass auch der Leipziger Immobilienmarkt in letzter Zeit in den Fokus institutioneller Investoren gekommen ist. Laut der TLG erhöhte sich das Transaktionsvolumen 2011 gegenüber dem Vorjahr um 50Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Diese Dynamik hat sich auch in diesem Jahr fortgesetzt. Gemäß einer Analyse von BNP Paribas Real Estate stieg das Transaktionsvolumen im dritten Quartal auf 414 Millionen Euro – und liegt damit neun Prozent über dem Vorjahr. „Mit diesem Ergebnis bestätigt die Stadt ihre Spitzenposition als wichtigster Investmentstandort in den neuen Bundesländern“, betont Stefan Sachse, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Leipziger Niederlassungsleiter.

Ausländische Investments

Die Investmenttätigkeit wurde eindeutig von den Immobilien AGs dominiert, die fast die Hälfte zum Transaktionsvolumen beisteuerten. Projektentwickler belegten mit einem Anteil von 20Prozent weit abgeschlagen den zweiten Platz. Die dritte Position erreichen private Anleger, die mit rund zehn Prozent am Umsatz beteiligt waren. Wie Sachse hervorhebt, hat sich das Interesse ausländischer Investoren im Gegensatz zum vergleichbaren Vorjahreszeitraum deutlich erhöht und beträgt nunmehr rund 58Prozent. Im Vergleich zu vergleichbaren Märkten im Westen Deutschlands seien die Netto-Spitzenrenditen im bisherigen Jahresverlauf sehr konstant geblieben und weisen innerhalb der letzten neun Monate keine Änderungen auf.

Gemäß den BNPRE-Analysten liegt die Toprendite für hochwertige Büroimmobilien nach wie vor bei 5,6Prozent. Auch bei Geschäftshäusern in sehr guten Lagen sei die Spitzenrendite bei 5,0 Prozent stabil geblieben. Bei voll vermieteten, neuwertigen Logistikobjekten beträgt die Spitzenrendite unverändert 7,1Prozent und liegt damit rund 40 Basispunkte über dem Durchschnitt der Big-Six-Standorte. Auch die vergleichsweise günstigen Bodenpreise bei gewerblichen Flächen von 20 bis 70 (Halle: 10–35) Euro pro m2 sowie die günstigen Büromieten in guten Lagen von 7,50 bis 11,50 (Halle: 6–8,20) Euro pro m2 dürften viele Investoren dazu verleiten, Anlagen in der Region zu erwägen.

Als großer Wachstumstreiber könnte sich das Logistiknetz, bestehend aus dem DHL-Luftfrachtkreuz und dem Schienengüterverkehrssystem, erweisen. Mit einem Frachtvolumen von über 760.000 Tonnen im Jahr 2011 hat der Flughafen Leipzig-Halle in nur wenigen Jahren eine europäische Spitzenposition erreicht. Im Vergleich zu anderen deutschen Flughäfen, deren Wachstumsmöglichkeiten beschränkt sind, könnten die Kapazitäten am Airport weiter ausgebaut werden, was weitere Industrieansiedlungen nach sich ziehen dürfte. Von den Wirtschaftsaktivitäten rund um den Flughafen dürfte auch die Stadt Halle profitieren. Nach starken Einbrüchen Anfang der 1990er-Jahre verzeichnen Industrie und verarbeitendes Gewerbe einen deutlichen Aufwärtstrend. Dies nicht zuletzt dank des Technologieparks Weinberg Campus, des zweitgrößten Technologieparks Ostdeutschlands mit mehr als 100 Unternehmen, über 5000 Beschäftigten und rund 7000 Studenten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2012)

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