FM-Kongress: Auf dem Weg zum General Manager

Das Berufsbild des Facility-Managers hat sich stark weiterentwickelt. Heute setzt richtiges FM strategische Unternehmensziele im Bereich Infrastruktur um.

Lange steckte das Image von Facility Management in der Gasse der Gebäudetechnik fest. Dabei ist dieses Know-how längst zum „Bindeglied zwischen den Kernprozessen eines Unternehmens und der baulichen Infrastruktur“ – und damit eine umfassende Managementaufgabe – geworden, stellte Alexander Redlein, Facility-Management-Experte und Leiter des Instituts für interdisziplinäres Bauprozessmanagement an der TU Wien, beim internationalen Kongresses für FM fest. Bei der von Redlein initiierten Veranstaltung, die vor Kurzem in Wien stattfand, traf sich das Who's who der europäischen, asiatischen und US-amerikanischen FM-Branche mit Topmanagern aus der Wirtschaft. Präsentiert und diskutiert wurden aktuelle Trends der Forschung und ausgezeichnete Beispiele aus der Praxis.

Geteilter Arbeitsplatz und Kreativzone

Die Verantwortlichkeit des Facility-Managers beschränkt sich in seinen Augen längst nicht mehr allein auf das Funktionieren von Aufzug und Reinigung. Corporate Social Responsibility, Mitarbeiterbindung und Veränderung der Arbeitsprozesse bestimmen, so Redlein, immer stärker seine Tätigkeit. Als ein Beispiel nennt der Universitätsprofessor das Thema Arbeitsprozesse: „Mitarbeiter sind heute mobiler geworden, sie arbeiten immer weniger am Schreibtisch, sie sind produktiv, indem sie Tagungen besuchen, mit Klienten verhandeln oder Kunden betreuen. Aber diese neue Arbeitswelt bedarf einer anderen Infrastruktur und sie umzusetzen ist eine Herausforderung für den Facility Manager.“

International erfolgreiche Konzerne haben darauf längst reagiert, erzählt Redlein: Bei einem der größten Softwareanbieter der Welt gebe es im Vertriebshauptquartier in den USA einen Arbeitsplatz für zehn Mitarbeiter. „Ganz anders in dessen Developing Center, wo sich die kreativsten Köpfe möglichst lange wohlfühlen sollen, dort finden sich nicht nur großzügige Arbeitsplätze für jeden, sondern auch Schlafliege oder Sonnenbank.“

Aufgabe des Facility-Managers ist es, Prozesse wie etwa die Anpassung der Infrastruktur an neue Arbeitsprozesse zu führen: „Er ist nicht der Wunderwuzzi, der die Klimaanlage zum Laufen bringt und alles über die neuen Arbeitsplatztrends weiß. Aber er muss mit oder ohne externe Hilfe Lösungen evaluieren können“, erläutert der Wissenschaftler. Mit der Orientierung des Facility-Managers an den strategischen Zielen des Unternehmens werde der FM-Verantwortliche bei der Geschäftsleitung ebenfalls leichter Aufmerksamkeit für seine Anliegen gewinnen können, ist Redlein überzeugt.

Ressourcen schonen, von Beginn an mitplanen

Die Umsetzung übergeordneter unternehmerischer Ziele im Bereich der Infrastruktur sieht auch Helmut Floegl, Zentrumsleiter für Facility Management und Sicherheit an der Donauuniversität Krems, als Aufgabe modernen FMs. Im Bereich Nachhaltigkeit etwa ist „der Facility Manager ein Anwalt für ressourcenschonende Gebäude“, sagt Floegl.

Idealerweise sollten Facility Manager schon in die Planungsphase eingebunden sein, damit sie die Bauherrnaufgaben wahrnehmen und die Vorstellungen des Unternehmens von nachhaltiger Bauweise bis zum Raum- und Funktionskonzept einfließen lassen können. Das wird auch immer öfter praktiziert, meint Floegl. „Architekten waren früher sehr kritisch gegenüber dem Facility Manager, aber mittlerweile erkennen sie, dass er die Bauherrnvorgaben klar und logisch aufbereitet und dadurch die Aufgabe erleichtert.“ Die Notwendigkeit, Planungsleistungen auszuschreiben, führt allerdings dazu, dass der Facility Manager oft gemeinsam mit dem Planer einen bereits fertigen Entwurf mit zusätzlichem Aufwand optimieren muss: „Das ließe sich durch eine intelligentere Ausschreibung, die aber sehr viel Wissen erfordert, verhindern“, sagt Floegl.

Zunehmende Anerkennung

Einen Sinneswandel in der Architektenschaft ortet auch Peter Kovacs, Vorstandsvorsitzender der Interessengruppe Facility Management Austria FMA und als oberster Facility Manager der Stadt Wien für 1800 Gebäude mit einer Fläche von 3,9 Millionen Quadratmetern verantwortlich: „Es gibt immer mehr Beispiele dafür, dass Architekten und Facility Manager einander ergänzen und ein optimales Ergebnis für den Bauherrn schaffen.“ Kovacs sieht den Experten dieses Fachgebietes heute ebenfalls als den in Sachen Infrastruktur umfassend kompetenten Manager: „Von der ursprünglichen Verantwortlichkeit für Reinigung und Service hat sich FM zu einem gesamtheitlichen Managen der Immobilien entwickelt“, erläutert er.

Auf Unternehmensseite ortet Kovacs zunehmend Anerkennung für die Notwendigkeit professionellen Facility Managements. Allerdings gesteht er zu, dass sich dieser Nutzen noch nicht bei allen Führungskräften herumgesprochen hat: „In manchen Bereichen muss sicher noch deutlich gemacht werden, was Facility Management im wirtschaftlichen, technischen und sozialen Umfeld eigentlich bewirken kann, nämlich die bestmöglichen infrastrukturellen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit ein Unternehmen seine Kernaufgaben optimal erfüllen kann“, sagt Kovacs.

Zumindest von der Ausbildungsseite her steht Österreich im internationalen Vergleich durchaus gut da. Unter anderem bieten die Fachhochschulen in Kufstein, die Donauuniversität Krems und die Technische Universität Wien akademische Ausbildungen auf diesem Gebiet. Bei der TU Wien wird das Ausbildungs-Know-how im Bereich Facility Management sogar international nachgefragt. Wissenschaftler der Universität haben etwa in Indien einen FM-Einführungslehrgang angeboten – freilich ganz auf die Verhältnisse und Anforderungen des Landes abgestimmt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2012)

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