Schweiz: Regierung geht gegen Immobilienblase vor

Banken müssen für Wohnungshypotheken ein Prozent mehr Eigenmittel vorhalten.

Die Schweizer Regierung will mit schärferen Kapitalanforderungen für Banken den überhitzten Schweizer Wohnungsmarkt abkühlen. Ab Ende September müssen die Institute für Wohnbauhypotheken ein Prozent mehr Eigenmittel als normalerweise halten, wie der Bundesrat am Mittwoch mitteilte.

Insgesamt müssten die Banken 3 Mrd. Franken (2,4 Mrd. Euro) zusätzliches Kapital aufbringen, schätzt die Regierung. An der Schweizer Börse gaben die Aktien der Hypothekengeschäft tätigen Banken leicht nach. "Der Entscheid den Kapitalpuffer einzuführen, hat die Leute schon etwas aufgeschreckt", sagte ein Börsenhändler.

Beantragt wurde die Aktivierung des sogenannten antizyklischen Kapitalpuffers von der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die zu beurteilen hat, ob Bedarf für einen höheren Kapitalpolster herrscht. In den letzten Jahren habe das Wachstum der Kredite und Immobilienpreise zu Ungleichgewichten am Hypothekar- und Wohnungsimmobilien geführt, begründete die Notenbank die Maßnahme.
In der zweiten Jahreshälfte 2012 habe sich die Situation verschärft und ein Ausmaß erreicht, das die Stabilität des Bankensystems und damit die Schweizer Volkswirtschaft gefährde.

Spielraum für eine Zinserhöhung, die auf den Hypothekar- und Immobilienmarkt eine dämpfende Wirkung hätte, sieht die SNB derzeit kaum. Die Notenbank kämpft mit faktischen Nullzinsen und einer
Euro-Kursuntergrenze gegen den überbewerteten Franken.

Die SNB will nach weiteren Angaben die Entwicklung am Hypothekar- und Immobilienmarkt aufmerksam beobachten und regelmäßig prüfen, ob der antizyklische Kapitalpuffer angepasst werden muss oder
desaktiviert werden kann.

Die Immobilienpreise sind in der Schweiz in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um 30 Prozent gestiegen. In den großen Zentren ist der Anstieg noch höher. Den Rekord hält laut einer
Analyse des auf Immobilien spezialisierten Beratungsunternehmens Wüest & Partner die Stadt Genf mit einem Anstieg von 136 Prozent.

Bei einer drohenden Überhitzung der Kredit- und Immobilienmärkte kann die Regierung auf Antrag der SNB von den Banken verlangen, bis zu 2,5 Prozent mehr Eigenmittel als normalerweise vorzuhalten. Die nun beschlossenen schärferen Eigenmittelvorschriften gelten nur für Wohnbauhypotheken. Andere Kredite, insbesondere an Unternehmen, sind nicht betroffen. (APA)

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