Die Pläne der Wiener Stadtentwickler

Die Stadtentwickler haben 13 Gegenden im Visier. In einigen „Zielgebieten“ wollen sie vor allem den Wohnbau forcieren, in anderen für Erholungsgebiete und Ruhezonen sorgen.

Wien/B.l. Sie liegen teils auf der grünen Wiese, teils mitten in der Stadt: 13 Gegenden wurden von der Stadt Wien als Ziele der Stadtentwicklung bestimmt. Das bedeutet zunächst einmal, dass in diesen Gegenden verstärkt gebaut werden soll. Das wiederum eröffnet Chancen für Wohnungssuchende, die versuchen können, eine günstige geförderte Mietwohnung zu ergattern. Im Großen und Ganzen dürften die Zielgebiete aber nicht billiger, sondern aufgewertet und damit teurer werden: Es soll dort nicht nur möglichst viel gebaut werden, sondern auch die Infrastruktur (Verkehrsanbindung, Geschäfte, Naherholung, Grünflächen, Gewerbe) nicht zu kurz kommen.

So ist zumindest der Plan. Die Stadtentwicklungsgebiete haben an sich wenig miteinander gemeinsam. In manchen Gegenden gibt es viele Freiflächen, die bebaut werden können (Seestadt Aspern), einige Grätzeln sind derzeit noch wenig begehrt und daher relativ billig (etwa Simmering), andere sind bereit extrem teuer, etwa die City, die ja definitiv nicht zu den erschwinglichsten Gegenden gehört. Doch soll die Innenstadt in den kommenden Jahren aufgewertet werden, allerdings nicht nur für Bewohner, sondern auch für Passanten und Touristen. Geplant ist, die City unter anderem zu begrünen und damit einen „konsumfreien Platz für alle“ zu bieten, wie aus den Leitsätzen für die Innenstadt im Jahr 2020 hervorgeht.

Andere Stadtentwicklungsgebiete dürften allerdings– trotz des dann stärkeren Angebots– preislich aufgewertet werden, insbesondere jene Gegenden, in denen Mieten und Eigentumspreise derzeit noch vergleichsweise niedrig sind. Im elften Wiener Gemeindebezirk werden etwa auf dem sieben Hektar umfassenden Gelände der ehemaligen Mautner-Markhof-Produktionsstätten 580 geförderte Mietwohnungen sowie 47 geförderte Eigentumswohnungen errichtet. Generell sind Stadt Wien und Gemeinnützige in Simmering überdurchschnittlich aktiv. In den nächsten Jahren soll vor allem die Gegend um die Simmeringer Hauptstraße aufgewertet werden.

Großprojekt „Seestadt Aspern“

Der Donaukanal soll zum Naherholungsgebiet umgewandelt werden. Die Leopoldstadt soll vom U2-Ausbau profitieren, das rechte Donauufer soll an Bedeutung gewinnen. In Wien-Donaustadt sind derzeit vor allem die unmittelbar an der Donau gelegenen Flächen begehrt. In den nächsten 20 Jahren sollen auch die Gegenden östlich davon ausgebaut werden. In der „Seestadt Aspern“, einem der größten Entwicklungsprojekte, sollen auf der grünen Wiese Wohnungen für 20.000 Menschen entstehen. In der Gegend um den neuen Hauptbahnhof soll vor allem die gemischte Nutzung (Büros, Hotels, Wohnungen) forciert werden.

Ein weiteres Stadtentwicklungsgebiet ist Floridsdorf mit dem Krankenhaus Nord. Vor allem bei den Grätzeln entlang der Alten Donau erwarten Experten Preissteigerungen. Auch entstehen zahlreiche geförderte Wohnungen.

Den Westgürtel haben die Stadtentwickler ebenfalls im Visier. Dort soll auf die Erhaltung von kleinem Gewerbe spezielles Augenmerk gelegt werden. Im Wiental steht die Entwicklung unter dem Motto „Erlebbarkeit Flussraum“. In Liesing sollen vor allem energieeffiziente Wohnbauprojekte entstehen. Plan der Stadtentwickler ist, den alten Ortskern von Atzgersdorf zu entwickeln und zu erneuern. Auch Rothneusiedl soll ein „Stadtteil mit hoher Wohnqualität“ werden: Die Gegend soll von der Verlängerung der U1 profitieren.

Auf einen Blick

In den nächsten Jahren sollen zahlreiche Wiener Gegenden attraktiver für Bewohner und Unternehmen gemacht werden. Dazu zählen die Innenstadt, das Wiental oder der Donaukanal.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/zielgebiete

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2013)

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