MENA-Region: Geringere Mieten, mehr Leerstand

Der niedrige Ölpreis hat auch Auswirkungen auf die lokalen Immobilienmärkte. Experten erwarten sich eine Verbesserung durch die geplanten Reformprogramme.

Die Ausgangslage für die Immobilienmärkte der MENA-Region (Middle East and North Africa) war schon einmal besser: Der niedrige Ölpreis sowie politische Unruhen und Konflikte, die unter anderem viele Regierungen zu Maßnahmen zur Konsolidierung der Staatsfinanzen veranlasst haben, drücken auf das Wirtschaftswachstum. Die Folge: Vielerorts kämpft der gewerbliche Immobilienmarkt mit verhaltener Nachfrage, entsprechend hohen Leerstandsraten sowie Preisrückgängen.

Laut dem halbjährlichen „MENA Economic Monitor“ der Weltbank wird die Wirtschaft in der Region heuer voraussichtlich um maue 2,6 Prozent wachsen – nach 3,5 Prozent im Vorjahr. Eine leichte Verbesserung der Lage wird erst für 2018 und 2019 erwartet. Getragen von Reformen wird für beide Jahre ein Wirtschaftswachstum von etwas über drei Prozent erwartet. Auch wenn dies unter dem langjährigen Durchschnitt liege, nähre dies die Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage, sagen die Studienautoren.

Nimmt man die einzelnen Märkte genauer unter die Lupe, so zeigt sich ein etwas differenzierteres Bild: Die ölproduzierenden Länder – allen voran die Mitgliedsstaaten des Golf-Kooperationsrats (GCC) – leiden unter dem niedrigen Ölpreis und der von der OPEC gekürzten Ölfördermenge sowie den damit einhergehenden Haushaltskonsolidierungen. Hoffnung machen Experten die Bemühungen von Ländern wie Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), ihre Ölabhängigkeit zu reduzieren und andere Wirtschaftssektoren wie etwa den Tourismus zu fördern. Auf der anderen Seite profitieren Ölimporteure wie etwa Ägypten oder Marokko vom aktuellen Ölpreisniveau, einer robusten Inlandsnachfrage sowie dem gesunden Wachstum der Weltwirtschaft.

Reformprogramm macht Hoffnung

Zu den größten, entwickeltsten sowie den laut dem aktuellen Real Estate Transparency Index von Jones Lang LaSalle (JLL) transparentesten Märkten der MENA-Region zählt Saudi-Arabien. „Das Reformprogramm ,Vision 2030‘ ist auf Schiene und der wirtschaftliche Anpassungsprozess hin zu geringeren Wachstumsraten läuft. Daher erwarten wir, dass 2017 ein Übergangsjahr für den saudi-arabischen Immobilienmarkt sein wird“, sagt Craig Plumb, Head of Research JLL MENA. Für erhöhte Aktivität soll seinen Prognosen zufolge unter anderem der öffentliche Investitionsfonds, Steuerreformen sowie eine Reihe von öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP) sorgen. Noch leidet der saudi-arabische Immobilienmarkt freilich unter der Rezession sowie dem strauchelnden Mineralölsektor. Als relativ stabil hat sich zuletzt das Retailsegment erwiesen, während dem Büro- und Logistiksektor weiterhin eine verhaltene Nachfrage zu Schaffen macht.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Abu Dhabi, das ebenfalls zu den transparentesten Märkten der Region zählt. Hier belasten die schwache Konjunktur, steigende Inflation und hohe Lebenshaltungskosten weiterhin die Nachfrage, was hohe Leerstandsraten im Wohn- und Gewerbeimmobilienbereich zur Folge hat. „Mit steigendem Leerstand gehen auch die Mietpreise weiter zurück, was auch von neuen Wohnentwicklungen getrieben wird“, umschreibt Mat Green, Head of Research Consulting CBRE Middle East, die Lage am Wohnmarkt.

Bodenbildung in Dubai

Leichter Optimismus macht sich hingegen auf dem Immobilienmarkt in Dubai – einem der wichtigsten der MENA-Region – breit. Nachdem sich die Preisrückgänge in allen Immobiliensegmenten zuletzt verlangsamt haben, gehen Experten bis zum Jahresende von einer Bodenbildung aus. Einen positiven Impuls für den Markt erhofft man sich bei Knight Frank von der Ausrichtung der Expo 2020. Weitere Regierungsausgaben sollten sowohl den Markt als auch das Investorensentiment treiben. Darüber hinaus würden viele internationale Unternehmen erwägen, ihre Geschäftstätigkeit in Dubai künftig auszubauen, was die Nachfrage nach Büro- und Wohnflächen anheizen sollte.

AUF EINEN BLICK

Saudi-Arabien ist der größte Immobilienmarkt in der MENA-Region. Aktuell leidet das Land unter den niedrigen Ölpreisen, Hoffnung macht das Reformprogamm „Vision 2030“. Den Markt in Abu Dhabi belastet eine schwächelnde Konjunktur, die hohe Leerstandsraten im Wohn- und Gewerbeimmobilienbereich zur Folge hat. Leichter Optimismus macht sich in Dubai breit, wo eine Bodenbildung zu bemerken ist. Positive Impulse erhofft man sich hier auch von der Expo 2020.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2017)

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