„Hotel-Projekt“ am Kanal

(c) Clemens Fabry
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Schlafen am Wasser: Bis zu 100 Leute sollen ab Frühjahr 2012 beim Adria Wien und am Badeschiff nächtigen. Die Stadt, bestätigt Donaukanalkoordinator Bernhard Engleder, stehe dem Projekt positiv gegenüber

Dass Gerold Ecker, Betreiber der Lokale „Badeschiff“- und „Adria Wien“, über das Thema „Übernachten am Donaukanal“ nachdenkt, weiß man schon länger. Immerhin haben sich er und sein Geschäftspartner, Koch Christian Petz, zuletzt mit der Idee für ein Boutique-Hotel um das denkmalgeschützte Schützenhaus am Kanal beworben – und sind abgeblitzt.

Nun nähert man sich dem Hotelgeschäft anders: Auf dem Sonnendeck des „Badeschiffs“ und am Gelände des „Adria Wien“ werden in den nächsten Wochen zirka 30 kleine, mit Kunstgewebe umspannte Container vulgo „Mini-Lofts“ aufgestellt. Die zwei mal zwei Meter großen Kojen werden vorerst nur als Strandmöbel und als Ruhezone genützt, sollen aber – sofern die Genehmigungen durchgehen – im kommenden Jahr Teil eines, wie es offiziell heißt, „temporären Wohnprojekts“ werden. Insgesamt, so Ecker, sollen Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu 100 Leute geschaffen werden. Deren Verköstigung soll die angeschlossene Gastronomie des „Badeschiffs“ und des „Adria Wien“ übernehmen.

Wohnzimmer im Freien

Der Entwurf für die Mini-Lofts stammt vom Wiener Architektenbüro „superwien“, das bereits in Tirol Erfahrungen in der Tourismusarchitektur gesammelt hat.

Die Idee hinter der Konstruktion, die ursprünglich ein Kunstprojekt war, sei die eines (sparsam möblierten) Wohnzimmers im Freien, erklärt Architekt Stefan Mayr: Wird die Plane beim Eingang zur Seite gezogen, blickt man von der Couch, die in ein Bett übergeht, direkt ins Freie.

Im künftig geplanten Übernachtungsbetrieb soll die Ausstattung der Wohneinheiten aber variieren – einige mit Bad und WC, einige bloß mit Gemeinschaftsdusche. Entsprechend soll das Zielpublikum vom Rucksacktouristen bis zum abenteuerlustigen Geschäftsreisenden reichen. Der kleine und nur sommertaugliche „superwien“-Loft werde nicht das einzige Wohnmodell bleiben, so Ecker. Er will die Zusammenarbeit mit weiteren Architekten, Designern und Künstlern suchen. Weshalb diesen Sommer auch eine Kunstausstellung am Donaukanal geplant ist, Thema: „temporäres Wohnen“.

Stadt vorsichtig positiv

Die Stadt Wien, bestätigt Donaukanalkoordinator Bernhard Engleder, stehe dem Projekt durchaus positiv gegenüber – vor allem die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou,  so hört man verschiedentlich, soll ein Fan der Idee sein.

Allerdings, schränkt Engleder ein, müssen man noch einige Punkte prüfen, wie etwa die nötige Bewachung des Areals durch Security – denn der Abschnitt am Donaukanal müsse natürlich trotzdem für die Allgemeinheit zugänglich bleiben. Die endgültige Entscheidung, so Engleder, werde in Kürze fallen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2011)

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