Yachten: Villen im Wellengang

The sky is the limit. Nicht nur beim Blick über den Bug, auch unter Deck: Luxus, so weit das Auge reicht.
The sky is the limit. Nicht nur beim Blick über den Bug, auch unter Deck: Luxus, so weit das Auge reicht.(c) Engel & Völkers Yachting
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Yachten sind ein zweites Zuhause, luxuriöse Fortbewegungsart und Statussymbol zugleich. Wobei es nicht nur um die Länge geht.

Sie sind schwimmende Luxusvillen, bei denen der Preis keine Rolle spielt. Exklusive Yachten kosten in der Woche das an „Miete“, was in anderen Verhältnissen für den Kauf des Eigenheimes reichen muss – und wer lieber gleich Yacht-Besitzer sein möchte, muss im zweistelligen Millionenbereich tief in die Tasche greifen. Dafür bekommt er dann aber ein schwimmendes Domizil, das alle Stückerln spielt – und kaum noch Rücksicht auf Faktoren wie Feuchtigkeit oder Salzkorrosion nehmen muss. „Inzwischen geht fast alles“, berichtet Theresa Ludwiger-List, Managing Director der österreichischen List General Contractor GmbH, die auf die Ausstattung sehr exklusiver Segel- und Motoryachten spezialisiert ist. „Durch die Verwendung von Klimaanlagen ist das meist kein Thema mehr.“ Lediglich bei der Gestaltung der Außenbereiche müssen diese Faktoren weiterhin ins Kalkül gezogen werden. Bei Segelyachten spielen sie noch eine etwas größere Rolle als bei Motoryachten.

„Was sonst keiner hat.“ Grundsätzlich sei erlaubt was gefällt – und den Eignern der ganz teuren Schiffe gefällt vor allem Eines: Das, was sonst keiner hat. „Bei diesen ganz großen Booten ist Individualität oberstes Gesetz“, berichtet Ludwiger-List. Das Unternehmen stattet Segelyachten zwischen 30 und über 100 Metern Länge aus, Motoryachten zumeist zwischen 100 und 150 Metern Länge. Deren Eigner wollen „alle ihr ganz individuelles Schmuckstück und sagen können ‚Das habe ich und kein anderer‘“, berichtet die Unternehmerin aus der Praxis. Was sich auf die großen wie auch die kleinen Dinge beziehen kann, das berichtet auch Charles Crane, Yacht-Broker bei Engel & Völkers Yachting. „Wir sehen beispielsweise in letzter Zeit mehr Helipads (Hubschrauberlandeplätze, Anm.), und zwar die kommerziell zugelassenen,“ so der Makler. Was durchaus als Statussymbol fungiert: Denn im Unterschied zu den sogenannten „Touch and go“-Landeplätzen, auf denen ein anderswo stationierter Hubschrauber mit Gästen landen kann, reist der Heli auf den kommerziellen Anlagen mit, wofür wesentlich mehr Platz und Mittel benötigt werden. Aber auch in kleineren Details zeigt sich der wahre Luxus auf den Yachten. „Die Boote sind für viele ein zweites Zuhause, und entsprechend hoch ist die Qualität der Ausstattung“, so Crane. „Da gibt es natürlich voll ausgestattete Küchen und die Schlafzimmer für die Eigner-Familie haben alle En-Suite-Bäder und -Ankleidebereiche oder beispielsweise Fernseher, die hinter Spiegeln verschwinden und ähnliche Extras.“

Der Wunsch nach dem, was der Nachbareigner nicht hat, reicht aber auch bis in die allerkleinsten Details der Oberflächen, wie Ludwiger-List berichtet. „Da gibt es Seiden- und Ledertapeten, Stoffe, Holzfurniere für die Wandvertäfelungen und alle nur erdenklichen Oberflächen.“ Erst kürzlich habe man auf einer Yacht 25 verschiedene Sonderoberflächen verwendet.

Interiors aus Eierschalen, Nüssen und Federn. Was alles als Sonderoberfläche möglich ist, zeigt in dieser Liga unter anderem Nature Squared. Das in der Schweiz und London beheimatete Unternehmen hat sich auf die Ausstattung von Yachten mit absolut individuellen Materialien spezialisiert – die auf den ersten Blick niemand als Rohstoff-Lieferant von Edelstoberflächen vermuten würde. „Wir verwenden Muscheln, Nüsse, Zuckerrohr, Tabakblätter, Samen, Federn oder Eierschalen“, nennt Geschäftsführerin Lay Koon Tan nur einige der Materialien, aus denen einzigartige Yacht-Interieurs entstehen. Gemeinsam mit Handwerkern in aller Welt, Designern und Ingenieuren, die dafür sorgen, dass die fragilen Bestandteile zu einer widerstandsfähigen Oberfläche verarbeitet werden, werden die Designs nach den Vorgaben der Eigner gemacht – „was teilweise bis zu drei Jahre, 6000 E-Mails und unzählige Entwürfe dauern kann“, wie sie lachend berichtet.

Dafür, dass alle Einzelteile gut zusammenpassen, sorgen die Designer – jeder Yachtbesitzer hat natürlich seinen eigenen. Mit der Umsetzung von dessen Plänen werden Unternehmen wie die List General Contractor GmbH beauftragt, zumeist kommt der Auftrag von den Werften – und hier werden Einschränkung und Auflagen schlagend, die es trotz aller Technik immer noch gibt. So gibt es natürlich auf Booten eine Gewichtsbeschränkung, auch wenn diese nicht eine so große Rolle spielt wie im Bereich Aviation. „Aber deshalb verwendet man zum Beispiel immer Furnier, nie Vollholz“, erklärt Ludwiger-List. Außerdem müssen verschiedene Klassifizierungen hinsichtlich der Brennbarkeit der Materialien berücksichtigt werden.

Unterbringung für die beste Crew. Angewendet werden all diese Vorschriften und die Vorstellungen der Designer auf eine Vielzahl von Räumen, denn die moderne Luxusyacht steht platzmäßig mancher Villa kaum nach. „Yachten zwischen 40 und 60 Metern haben drei Aussichts-Decks mit jeweils fünf bis sechs Kabinen“, erklärt Crane, „und dazu zehn oder mehr Kabinen für die Crew.“ Wobei diese meist unter der Wasseroberfläche untergebracht ist, was aber nicht heißt, dass hier in schäbigen Stockbetten auf engstem Raum gehaust werden muss. „Das sind natürlich Arbeitsbereiche, die mit anderen Materialien ausgestattet sind wie die Eigner-Kabine“, so Crane. „Allerdings nicht so einfach, wie viele denken. Vielmehr werden Crew-Bereiche immer größer und besser, denn wenn man die beste Crew will, muss man dieser auch etwas bieten.“

Beautysalons und Panikräume. Dem Luxus und den Platzverhältnissen sind kaum Grenzen gesetzt. Nur potenzieller Seegang macht, insbesondere auf den Segelschiffen, einiges an Spezialausstattung notwendig, damit die Parfümflakons der Dame des schwimmenden Hauses auch ein schärferes Manöver überstehen. „Da gibt es spezielle Schrankausstattungen mit Bügeln oder Schienen“, erklärt Ludwiger-List. „Und ein Billardtisch muss so befestigt werden, dass er bei Wellengang eben bleibt.“ Denn derartige Spielereien wollen Bootsherren und -frauen ungern missen, das gilt auch für Jetskis oder kleine Boote, die mitreisen müssen. Außerdem gefragt sind Beauty-Salons, in denen das Styling für den Landgang stattfindet, Heimkinos und seit einiger Zeit Panikräume, in die man sich im Fall eines Angriffs zurückziehen und um Hilfe rufen kann. „Immer wichtiger werden auch die Außenbereiche“, hat Ludwiger-List beobachtet. „Aufwändige Bepflanzungen sind gefragt und richtige Swimmingpools, nicht nur Whirlpools.“

Schön, groß und teuer. Der Preis für all den schwimmenden Luxus ist bei den Spezialanfertigungen nach oben offen. Für das Chartern sehr gut ausgestatteter Schiffe müssen laut Crane bei einer 40-Meter-Yacht um die 150.000 Euro pro Woche, bei einer 60-Meter-Yacht bis zu 500.000 oder 600.000 Euro kalkuliert werden. Will man lieber kaufen statt mieten, sollte das Budget für die 40 bis 50-Meter-Variante um die 15 Millionen Euro betragen. „Danach ziehen die Preise enorm an“, so Crane. „Bei über 50 Metern liegen die Preise zwischen 25 und 30 Millionen, für Einzelanfertigungen über 60 Meter können bis zu 80 Millionen fällig werden.“

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