Immo-Hotspots

Neu im Club der Lagen - mit Millionenpreisen

Neue Top-Lage: Burgenland statt Weinviertel.
Neue Top-Lage: Burgenland statt Weinviertel.(c) sReal
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Es tut sich was am Rand der Republik. Am See und im Südburgenland.

Als Hotspot in Sachen Luxusimmobilien war die Gegend (süd-)östlich von Wien bisher nicht gerade verschrien. Hier und da gab es ein paar schöne Liegenschaften am Neusiedlersee, vor ein paar Jahren kam dann noch die eine oder andere Wohnanlage an einem künstlichen Gewässer dazu, in der sich alles, was direkt am Wasser lag, verkaufte wie geschnitten Brot. Und manch deutscher Expat, der von seinem Konzern ins ungarische Györ oder andere Städte nahe der Grenzen entsendet wurde, hatte den Osten der Alpenrepublik als Ort zum Leben gewählt, von dem aus die Kinder deutschsprachige Schule besuchen konnten, während ein Elternteil in Ungarn arbeitete. So weit, so gut, damit ließen sich auch immer ein paar höherwertige Immobilien verkaufen, von einer wirklich boomenden Nachfrage nach Luxusimmobilien war man hier aber weit entfernt. Und der Traum von Preisen jenseits der Millionengrenze blieb weitgehend auch genau das: ein Traum.

Seit gut zwei Jahren tut sich aber etwas im Land südlich und östlich der Hauptstadt. Und das auch in einer Region, in der man es bis vor Kurzem überhaupt nicht erwartet hätte: dem Südburgenland. „Da ist in den vergangenen drei Jahren eine neue Klientel aufgetaucht“, berichtet Karin Bosch, Leiterin des Bereichs Exklusiv-Immobilien für das südliche Niederösterreich. Und das besteht aus Kreativen und Künstlern, die plötzlich das südliche Burgenland für sich entdeckt haben und bereit sind, für besondere Liegenschaften hier auch durchaus tiefer in die Tasche zu greifen.

Topsaniert oder neu designt

„Da sind auch Preise über der Millionengrenze möglich, für hochwertige Objekte können zwischen 700.000 und 1,3 Millionen Euro erzielt werden“, berichtet die Maklerin von Summen, für die man noch vor einigen Jahren im Burgenland samt Eisenstadt ausgelacht worden wäre. Was allerdings nicht bedeute, dass sich jeder Besitzer eines ländlichen Anwesens jetzt Hoffnung auf Millionenerträge machen könne, wenn er sein Haus auf den Markt bringt. „Diese Preise gelten wirklich nur für ganz besonders schöne Objekte, die etwas Spezielles haben müssen“, stellt Bosch klar. Gefragt sind dabei zwei ganz unterschiedliche Optionen: entweder das topsanierte historische Bauern- oder Winzerhaus oder ganz neue Architektenhäuser, beide in Lagen mit wirklich toller Aussicht. Bei den Gründen für die neue Popularität des einst eher verschmähten Landstrichs kann Bosch auch nur spekulieren, „aber es scheint ein bisschen so, als ob bei den Kreativen und Künstlern jetzt das Südburgenland das vorher so beliebte Waldviertel abgelöst hat“, so die Maklerin. Außerdem tragen die neuen Arbeitswelten, die für immer mehr Menschen keine tägliche Anwesenheit im Büro erforderlich machen, zum Erfolg entlegenerer Gegenden bei. „Wenn ich nur noch ein- oder zweimal die Woche ins Büro muss, dann fahre ich halt eine oder 1,5 Stunden statt einer halben, das spielt dann keine so große Rolle mehr“, kennt sie die geänderten Wohnwünsche der Kunden. „Und von Eisenstadt bin ich sowieso in einer Dreiviertelstunde in Wien.“

Mehr Nachfrage als Angebot

Weshalb sich auch dort ein deutlicher Wandel im Luxussegment abzeichnet, wie Roswitha Knebelreiter, Inhaberin von Re/Max Style in Eisenstadt berichtet. „Es gibt im nördlichen Burgenland um einiges mehr Nachfrage nach Objekten an der Millionengrenze, die das Angebot inzwischen deutlich übersteigen.“ Zu den Käufern, die in diesem Segment auf der Suche nach hochwertigen Immobilien sind, gehören heute neben vermögenden Österreichern auch Ungarn und Slowaken; die Nachfrage der in Ungarn stationierten Expats habe dagegen wieder nachgelassen, berichtet Christian Rittsteuer, Inhaber von Seereal Immobilien in Neusiedl. „Das ist ein bisschen zurückgegangen, da scheint ein großer Autobauer ein wenig sparen zu müssen und lässt seine Mitarbeiter eher zwischen Ingolstadt und Györ pendeln“, weiß er.

Entwickler kaufen Gründe

Ungebrochen hoch, mit der Tendenz weiter steigend, ist dagegen die Nachfrage nach Seeliegenschaften am Neusiedlersee. Auch hier ist die Millionengrenze inzwischen keine Utopie mehr. So werden für die beiden Filetstücke des Projekts „Am Hafen“, dessen 21 Häuser alle einen eigenen Bootsanlegeplatz haben werden, Preise jenseits der Millionengrenze aufgerufen; und die Quadratmeterpreise des Konkurrenzprojektes „Seevillen“, wo neun Häuser ebenfalls mit eigenem Liegeplatz gebaut werden, beginnen bei 7000 Euro auf dem Quadratmeter – nach oben ist hier noch Luft. Projekte, die inzwischen das Interesse anderer Entwickler geweckt haben, wie Knebelreiter berichtet: „Die Immobilienentwickler reagieren schon darauf und sind sehr interessiert am Ankauf von Grundstücken – aber davon gibt es nicht viele am Markt“, weiß die Maklerin.

Außerdem gestalten sich Bauprojekte am Neusiedlersee aus Naturschutzgründen und aufgrund des Unesco-Status‘ bekannt langwierig, „weshalb viele Leute vorsichtig sind“, wie Rittsteuer hinzufügt. Sobald es aber etwas gibt, ist die Nachfrage hoch, und zu den Käufern gehören naturgemäß Menschen, die einen nahe liegenden Wochenendwohnsitz suchen. „Das sind vor allem Kunden aus Wien, Mödling oder Klosterneuburg“, berichtet Rittsteuer. Darunter so manche, die einem größeren See den Rücken kehren, um hier etwas zu kaufen: „Es gibt viele, die vorher etwa am Atter- oder Wörthersee Eigentum hatten, aber das dann verkaufen, weil ihnen diese Seen zu weit entfernt sind“, erklärt Rittsteuer.

Und im Vergleich zu den Preisen, die an den genannten Seen gezahlt werden, ist das Seegrundstück am Neusiedlersee immer noch ein Schnäppchen: Denn während dort bis zu 5000 Euro für den Quadratmeter Grund aufgerufen werden, liegt die Obergrenze am Neusiedlersee trotz aller Nachfrage noch immer bei rund 1000 Euro. Und auch die Preise für den Wohnquadratmeter sind im Verhältnis noch günstig: Zwischen 7000 und 11.000 Euro werden hier für die derzeitigen Premium-Projekte mit eigenem Anleger aufgerufen; im Vergleich dazu liegen die Preise der teuersten Eigentumswohnungen am Wörthersee bei bis zu 17.000 – geteiltes Strandbad inklusive. (SMA)

TEURES IM OSTEN

Lange Zeit hätte man für die Aussage, dass im Burgenland die Nachfrage nach Millionenobjekten überhaupt vorhanden sein beziehungsweise sogar das Angebot übersteigen könnte, bestenfalls ein müdes Lächeln geerntet – das man sich aber inzwischen eher verkneifen sollte, denn nicht nur den Neusiedler See, sondern auch das Südburgenland entdeckt eine wachsende Community mit größeren Budgets immer stärker für sich.

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