Swarovski öffnet sich für eine „Romanze mit den Kunden“

7000 Quadratmeter ist die großzügig ausgelegte, lichtduchflutete Manufaktur groß.
7000 Quadratmeter ist die großzügig ausgelegte, lichtduchflutete Manufaktur groß.(c) Swarovski
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In Wattens wurde die neue Manufaktur eröffnet. Kunden können hier mit 100 Spezialisten des Konzerns ihre Ideen umsetzen und Prototypen fertigen.

Für Swarovski ist es ein Traditionsbruch. Als Daniel Swarovski das Unternehmen 1895 von Böhmen nach Wattens in Tirol übersiedelte, tat er das auch deshalb, um abgeschieden zu sein und so besser Betriebsgeheimnisse wahren zu können. Schon damals waren die mechanisch geschliffenen Schmucksteine von Swarovski von solcher Qualität, dass die Konkurrenz die Verfahren zu kopieren versuchte. Und jetzt öffnet man die Tore und lädt Designer und Kunden nicht nur in die Produktion ein, sondern lässt sie sogar daran mitwirken.

Es sei „ein mutiger und neuer Weg“, meinte Konzernsprecher und Firmenchef Markus Langes-Swarovski diese Woche bei der Eröffnung der neuen Manufaktur in Wattens. Diese Art der Zusammenarbeit „auf Augenhöhe mit den Kunden“ sei einzigartig in der Industrie. Man habe die „besten Produktionstechnologien unter einem Dach vereint“ und mache sie nun erstmals den Kunden zugänglich.

In der neuen Kristall-Manufaktur steht die individuelle Fertigung im Mittelpunkt. Kunden können Ideen in dem 7000 Quadratmeter großen Raum von etwa 100 Experten sofort maßgeschneidert umsetzen lassen. Eine eigene Schleiferei steht für die Fertigung von Prototypen bereit. Zusätzlich können individuelle Beleuchtungs- und Kunstinstallationen angefertigt werden.

Damit gehe man eine „professionelle Romanze mit unseren Kunden ein“, sagte Nadja Swarovski, Mitglied im obersten Führungsgremium des Konzerns. Früher habe man wochenlang an maßgeschneiderten Kristallteilen gearbeitet, jetzt könne man sie binnen eines Tages umsetzen.

Die neue Manufaktur ist Teil einer 100-Millionen-Euro-Investition von Swarovski in Wattens, an der drei Jahre lang geplant wurde. Bereits umgesetzt hat man den Umbau des alten Schleifsaals aus den 1950er-Jahren in den „Campus 311“, der Designer, Projektmanagement, Verkaufs- und Marketingspezialisten in einem modernen Coworking-Umfeld vereint.

Derzeit laufen noch die Bauarbeiten für die „Kristallfabrik der Zukunft“, die direkt neben der Manufaktur entsteht. Das 36.000 Quadratmeter große Schleifzentrum soll im Herbst kommenden Jahres fertiggestellt werden und auch in Bezug auf Umweltfreundlichkeit neue Standards setzen. Hier können Kunden ihre Produkte, die sie zuvor in der Manufaktur bis zum Prototypen erarbeiten haben lassen, in die Massenproduktion geben.


Milliardenumsatz mit drei Firmen. Das Swarovski Crystal Business ist der wichtigste der drei Firmenteile der Gruppe. 2017 machte das Unternehmen damit 2,7Milliarden Euro Umsatz, weltweit beschäftigt man 27.000 Mitarbeiter. Dazu kommt Tyrolit, das Schleif-, Trenn-, Säge- und Bohrwerkzeug herstellt. Der Umsatz von Tyrolit belief sich auf 670 Millionen Euro (Mitarbeiter: 4330). Zudem produzieren bei Swarovski Optik 950 Mitarbeiter hochwertige Ferngläser und Spektive, das Unternehmen erwirtschaftete zuletzt 147 Millionen Euro.

Eher ungeplant kam der Erfolg der Kristallwelten, die 1995 in Wattens eröffnet wurden und in denen sich verschiedene Kunstinstallationen mit dem Kristall auseinandersetzen. Die von André Heller erdachte Kunstwelt lockte 2016 mehr als 650.000 Besucher an, hat damit nach Schloss Schönbrunn die meisten zahlende Besucher.

In Tirol ist Swarovski mit 6750 Mitarbeitern größter Arbeitgeber, in Wattens sind 4800 Personen beschäftigt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2018)

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