Die Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler wird möglicherweise auch für die traditionellen Wiener Luxushotels Imperial und Bristol am Ring und den Goldenen Hirsch in Salzburg zuständig sein. Deren Verkauf steht an.
Wien/Apa, red. In einem Interview wurde Elisabeth Gürtler vor gut einem Jahr gefragt, ob sie nach den vielen Unternehmen, die sie in den vergangenen Jahren geführt hat, ein weiteres auf Vordermann bringen wolle. Nein, sagte sie damals dezidiert. Sie wolle mehr Zeit für Kinder und Enkelkinder haben.
Jetzt hat es sich die als Workaholic geltende erfolgreiche Unternehmerin offenbar doch noch überlegt. In der Branche gibt es seit Tagen Informationen, dass Gürtler schon bald Hausherrin in den traditionellen Wiener Luxushotels Imperial und Bristol am Ring und Chefin des Salzburger Hotels Goldener Hirsch sein werde. Denn der bisherige Mehrheitseigentümer dieser Hotels, die der Bank Austria nahestehende B&C-Holding, will sich von seinen Hotels trennen. Der Kaufpreis liege zwischen 75 und 90 Millionen Euro, heißt es.
Gürtler selbst will dies nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. Im „Wirtschaftsblatt“ sagt sie: „Wir sind immer an Investments interessiert, kaufen aber nur dann, wenn es sich auch rentiert.“ Als Partner der interessierten Sacher-Gruppe führt die Zeitung den Immobilienanwalt Andreas Grohs an, der die Bank Austria bereits 2010 beim Verkauf ihres Palais an der Freyung (Kunstforum) in der Wiener Innenstadt beriet, das die Sigma Holding des Tiroler Investors René Benko übernahm.
Sicher ist jedenfalls, dass die B&C Holding am Verkauf der Imperial-Hotelgruppe schon länger bastelt. Als potenzielle Käufer galten bisher die JJW-Gruppe des Scheichs Mohammed Bin Issa Al Jaber, dem bereits das Grand Hotel und die Ringstraßengalerien sowie das Palais Schwarzenberg gehören, sowie der US-Investor Richard LeFrak. Als Interessenten wurden auch schon Karl Wlaschek und der russische Oligarch Oleg Deripaska gehandelt.
Unterschiedliche Informationen gibt es derzeit darüber, wer Imperial und Bristol nach einem Verkauf betreiben werde. Derzeit wird die Imperial-Hotelgruppe von der amerikanischen Starwood-Gruppe (Le Meridien, Sheraton) betrieben. Starwood ist zugleich Minderheitsaktionär der Hotelgruppe (47%). Während Medien berichten, dass Gürtler nicht nur das Imperial erwerben, sondern es auch betreiben wolle (2012 läuft der Vertrag von Starwood aus), wies Gürtler dies in einem Interview mit der Austria Presse Agentur am Dienstag zurück. Sie denke nicht daran, bei etwaigen Neu-Investitionen als Betreiberin in Erscheinung treten zu wollen. „Wir sind keine Operating Company wie zum Beispiel Hilton.“
Die Imperial Hotels Austria AG verbuchte mit ihren drei Häusern und 350 Mitarbeitern 2009 einen Umsatz von 30,7 Mio. Euro. Der anstehende Investitionsbedarf in die altehrwürdigen Hotels wird in der Branche aber als sehr groß eingeschätzt.
Zur Sacher-Gruppe gehören neben den Sacher-Hotels in Wien und in Salzburg und dem Sheraton in Salzburg auch die Sacher-Kaffeehäuser in Wien, Salzburg, Innsbruck und Graz.
Mehr Luxushotels
In Wien hat es in den vergangenen Jahren starke Bewegungen auf dem Hotelmarkt gegeben. Während aber der Bedarf an Drei- bis Vier-Sterne-Hotels weitgehend gedeckt sein dürfte, ist im Luxussegment immer noch Platz (siehe Bericht oben). Zugleich aber senkt die zunehmend höher werdende Zahl der Top-Hotels die Erträge, was sich auch auf Gürtlers künftiges Hotelimperium auswirken könnte. Gürtler selbst betont aber, dass neue Hotels zwar mehr Konkurrenz bedeuten, dies insgesamt aber auch der Destination Wien sehr guttue.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2011)