CONTRA: Warum sich Bausparen nicht auszahlt

CONTRA Warum sich Bausparen
CONTRA Warum sich Bausparen(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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CONTRAMit der Halbierung der Prämie stellt sich diese Sparform endgültig in Frage. Vier Gründe, warum man sein Geld besser anders anlegt.

Der letzte verbliebene Vorteil des Bausparens, die staatliche Prämie, wird nun halbiert. Bausparer erhalten jährlich statt maximal 36 Euro nur mehr 18 Euro. Wenn die Bausparkassen alles so belassen, wie es die Regierung plant, würde man bei der Förderkürzung ab 2013 rund 0,5 Prozent Rendite bzw. 100 Euro beim vollbesparten Bausparvertrag über die sechs Jahre verlieren. Bei einer Verzinsung von 1,2 bis 1,3 Prozent wäre man damit gegenüber anderen Sparformen im Hintertreffen, sagt Walter Hager, Experte vom Verein für Konsumenteninformation.

Im folgenden vier Gründe, warum sich Bausparen einfach nicht auszahlt.

  • Bausparen führt zu realen Verlusten

Bausparen, eine der beliebtesten Sparformen der Österreicher, führe in vielen Fällen zu realen Verlusten, kritisierte erst vor einem Jahr der Verein für Konsumenteninformation - staatliche Prämie hin oder her. Rechne man die Verträge auf Basis des niedrigen Zinsniveaus durch, würden die Konsumenten bei damals abgeschlossenen Verträgen und monatlicher Zahlung von 100 Euro nach sechs Jahren nur eine Nettorendite von 1,3 Prozent (Raiffeisen) bis 1,7 Prozent (Wüstenrot) erhalten, urteilte der VKI. Wegen der steigenden Inflation bedeute das einen hohen Kaufkraftverlust. Die Situation sieht heute nicht besser aus - im Gegenteil.

  • Ein klassisches Sparbuch tut es auch

Klassische Sparformen wie das Sparbuch und Bundesschatzscheine gewinnen im direkten Vergleich mit dem Bausparen wieder an Attraktivität. Für täglich fälliges Geld erhalten Sparer bei einigen Banken momentan rund zwei Prozent Zinsen. Wer sein Geld genau so lange wie mit einem Bausparvertrag - also sechs Jahre - bindet und monatlich einzahlt, bekommt bei der Hypo Niederösterreich 2,8 Prozent (brutto). Wer das Kapital auf einmal einzahlen kann, ist mit 3,625 Prozent Zinsen vor KESt etwa bei der Vakifbank noch besser dran.

  • Zinsniveau ist im Keller

Die meisten Bausparkassen berechnen die Zinsen für das kommende Jahr, indem sie im November den Zwölf-Monats-Euribor heranziehen und um bis zu 1,3 Prozentpunkte reduzieren. Da der Zwölf-Monats-Euribor im November 2011 nur knapp über zwei Prozent lag, erhält man momentan die Mindestverzinsung von nur einem Prozent. Und auch die Zukunft sieht wenig rosig aus: Experten zufolge bleibt das Zinsniveau in den nächsten Jahren niedrig. Nach Schätzungen der Investmentbank JPMorgan dürfte der Leitzins von der Europäischen Zentralbank vom derzeitigen Rekordtief von 1,0 Prozent noch heuer auf bis zu 0,5 Prozent reduziert werden.

In Werbeprospekten werden hingegen Zinssätze von 2,5 bis drei Prozent beteuert. Diese Prognosen sind jedoch zu hoch angesetzt. Die Sparzinsen sind zwar zu Beginn mit rund drei Prozent im Vergleich zu anderen Sparprodukten relativ hoch. Was allerdings viele Sparer übersehen: Der hohe Bausparzinssatz gilt nur für das erste Jahr. In den fünf Jahren danach werden die Zinsen an das allgemeine, momentan niedrige Zinsniveau angepasst.

  • Das Geld ist sechs Jahre "gefesselt"

Der große Nachteil des Bausparens ist, dass das Geld für die Dauer von sechs Jahren gebunden ist. Benötigt man das Kapital vorzeitig, muss man erhebliche Abschläge in Kauf nehmen. Einerseits muss man die staatliche Prämie zurückzahlen, zudem fällt ein Verwaltungskostenbeitrag an und der Zinssatz geht zurück. Der ausgezahlte Betrag reduziert sich folglich drastisch.

>>PRO: Warum sich Bausparen noch immer lohnt

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Die Serie "PRO und CONTRA" ist eine Sammlung von Für- und Wider-Argumenten zu einem aktuellen Thema, die nicht die Meinung der Autoren widerspiegelt.

(phu)

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