Makler warnen vor "Aus" für Immo-Provisionen von den Mietern

"Sind beiden Seiten verpflichtet" - Kauf- und Miet-Interessenten hätten keine Fürsprecher mehr.

Die Immobilienmakler warnen vor einem "Aus" für mieterseitige Beratungs- und Vermittlungsprovisionen, wie dies Arbeiterkammer (AK), Grüne und Teile der SPÖ wollen. Derzeit müssten die Makler beide Seiten vertreten und würden auch dafür haften. Gehe man zum deutschen "Bestellerprinzip" über, stünden Mietinteressenten ohne Fürsprecher da, und es kämen viele Wohnungen gar nicht mehr auf den Markt.

"Wenn ich ein Auto oder ein Packerl Milch kaufe, zahle ich auch die Vermarktungskosten mit", sagte Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Wiener Immo-Treuhändler und Maklersprecher des Fachverbandes, am Dienstag vor Journalisten. Gemessen an fünf Jahren Mietzins zahle ein Mieter nur 1,4 bis 2,8 Prozent Maklergebühr, rechnete Fachverbandsobmann Georg Edlauer vor. Seit 2010 sei die Mieterprovision mit zwei Monatsmieten gedeckelt, so Pisecky.

84 Prozent der Mieter oder Käufer empfinden laut Edlauer, dass der Makler die Interessen beider Seiten ausgewogen vertritt und über die Hälfte, dass er sogar eher ihre Interessen vertritt. Der Vorwurf, dass Makler überwiegend Leistungen für die Abgeber erbringen würden, "geht an der Realität vollkommen vorbei und wird auch von den Konsumenten so nicht wahrgenommen", meinte der Experte. 87 Prozent aller Befragten seien mit den Leistungen der Makler zufrieden oder sehr zufrieden gewesen. Befragt wurde von marketagent im März bundesweit ein Sample von 1.820 Menschen.

Für die Vermittlung einer Wohnung müsse ein Makler locker zwei Arbeitstage aufwenden, also 16 Stunden, sagte Pisecky. Da reiche für die Deckung seiner Kosten ohnedies oft nicht die Mieterprovision, und es bedürfe auch der Vermieterprovision. In den Städten müsse tendenziell seltener zusätzlich auf eine Vermieterprovision zurückgegriffen werden, in Wien schätzungsweise nur bei einem Drittel bis der Hälfte der Fälle, in Vorarlberg dagegen wohl jedes Mal, so die Wiener Fachgruppenobmann: "Im freien Markt hab ich öfter eine Provision-Teilung als in einem geregelten Markt."

Vor der Einführung eines "Bestellerprinzips" wie in Deutschland warnen die Makler eindringlich. Dort sei nämlich nach dem Wegfall der mieterseitigen Maklerprovisionen Mitte 2015 das Wohnungsangebot um mehr als ein Drittel eingebrochen, sagte der stellvertretende WKÖ-Fachverbandsobmann Reinhold Lexer. Sowohl der Hamburger Marktforscher F+B als auch der Immobilienverband Deutschland (IVD) würden diesen Rückgang auf die Einführung des Bestellerprinzips zurückführen.

Schrumpft Wohnungsangebot?

Die Mieter würden in Deutschland nicht mehr selbst eine direkte Provision zahlen müssen - müssten die Kosten aber über höhere Mieten an die Vermieter zahlen. Dafür sei in Deutschland der Makler eindeutig der Vertreter des Vermieters geworden, er brauche auch nicht mehr für den Mieter zu haften, "der Mieter hat niemanden mehr", so Lexer, der vor der Gefahr eines "modernen Wohnungsschleppertums" warnte, das sich - wenn auch ungesetzlich - entwickeln könnte.

Die Mieter würden ihre Rechtssicherheit verlieren, warnte Pisecky, der betonte, dass "wir als Makler die gesetzlichen Vorgaben erfüllen, die die Konsumenten schützen". Dass sich AK-Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic zur Aussage "Makler sind alles andere als Konsumentenschützer" hinreißen habe lassen, könne er nicht verstehen, "da kennt uns die Frau Zgubic nicht". Dass man den Mietern nun die Transparenz bei den Provisionen nehmen wolle, sei unverständlich.

Lexer warf der AK vor, sie versuche die Existenzgrundlage der Immo-Treuhänder mit 23.000 Mitarbeitern und hier speziell der Makler mit ihren 5.000 Beschäftigten schwer zu beeinträchtigen - wörtlich sprach er von "Verunsicherung" und "Verängstigung". Edlauer wirft den Makler-Kritikern vor, "über negative Stimmungsmache politisches Kleingeld auf Kosten einer ganzen Berufsgruppe" machen zu wollen.

Ein Schrumpfen des Marktes um ein Drittel würde in Österreich den Wegfall von rund 20.000 freien Mietwohnungen am Markt bedeuten, warnte Edlauer mit Verweis auf die knapp 68.000 Mietwohnungen im Angebot per Anfang April auf heimischen Internetportalen. Geschätzte 30 Prozent der Maklerbetriebe würden durch einen solchen staatlich verordneten Einnahmenentfall einen Großteil ihrer Existenzgrundlage verlieren, "eine Pleitewelle wäre die Konsequenz". Österreichweit würde das den Verlust von tausenden Jobs bedeuten. (APA)

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