Umzug: Billig-Offerte können teuer kommen

Umzug: Billig-Offerte können teuer kommen
Umzug: Billig-Offerte können teuer kommen(c) imago images / Westend61 (Sus Pons)
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Ein Wohnungswechsel erfordert meist viel Zeit und starke Nerven. Experten geben Tipps, wie ein Umzug möglichst günstig gestaltet werden kann und was es dabei zu beachten gilt.

Wer schon einmal übersiedelt ist, kennt das: Es müssen Dinge verpackt, Behördenwege erledigt, Umzugshelfer organisiert werden. Da ist gute Planung gefragt. Die grundsätzliche Entscheidung: Bittet man Freunde, ob sie beim Umzug mit anpacken können, oder wendet man sich an eine Übersiedlungsfirma? Die Freunde kommen sicher gern für eine Pizza und ein Bier, doch wenn sie keine Zeit haben oder es gar in eine andere Stadt geht, dann müssen Profis her. Die Auswahl ist groß: Rund 2100 Kleintransportunternehmen gibt es allein in Wien. 15 von ihnen können auf ein seit drei Jahren vergebenes Gütesiegel der Wiener Wirtschaftskammer verweisen, darunter der E. B. Umzugsservice von Ernst Böhme.

Zeitfaktor ausschlaggebend

„Es handelt sich um ein freies Gewerbe, jede Firma kann im Prinzip verlangen, was sie will“, erklärt Böhme. „Der wichtigste Kalkulationsfaktor jedenfalls ist die Zeit.“ Er schaut sich daher, so wie viele andere Unternehmen auch, vorab die Situation vor Ort an, um den Zeitaufwand abzuschätzen und ein Anbot mit einem Fixpreis erstellen zu können. Was Zeit – und den Kunden damit Geld – kostet? „Wenn die Wohnung zum Beispiel im Dachgeschoß liegt und es keinen Lift gibt, oder wenn unsere Mitarbeiter das Siedelgut selbst ein- und am Zielort wieder auspacken müssen.“ Viele Umzugsfirmen bieten ein Komplettservice für das gesamte Umzugsmanagement an. Das inkludiert eine Beratung über den optimalen Ablauf, die Montage der Möbel am Zielort, den Abschluss einer Transportversicherung, die Entsorgung nicht mehr benötigter Gegenstände sowie eben das Ein- und Auspacken. Dafür muss man freilich extra hinblättern.

Zieht man in eine andere Stadt, rechnen Firmen wie jene von Böhme die voraussichtliche Fahrtzeit und den Spritverbrauch des Transportwagens in den Fixpreis ein. „Wenn es auf der Autobahn einen Stau gibt, habe ich eben Pech gehabt“, beruft sich der Wiener auf das Unternehmerrisiko. Von der Menge des Transportgutes hängt schließlich ab, wie viel Personal man braucht und welches Fahrzeug eingesetzt wird. Bei einer 140-Quadratmeter-Wohnung können inklusive Mobiliar schon an die 1000 Kilo an Ladegewicht zusammenkommen. „Dafür braucht man eigentlich einen Großtransporter. Innerhalb Wiens ist es trotzdem oft günstiger, einen kleinen Wagen zu nehmen und mehrmals zu fahren, weil man wendiger ist“, sagt Böhme.

Aber auch wer mit Freunden siedelt, braucht zumindest ein großes Auto. Viele Umzugsunternehmen bieten daher nicht nur ein All-inclusive-Service, sondern auch einen Transportwagenverleih an. Herbert Fuchs von Siedelmax in Graz weiß, dass dafür in der Regel eine Fixmiete pro Tag verlangt wird, die sich am Ladevermögen des Lkw orientiert. Dazu kommen noch die tatsächlichen Treibstoffkosten. Wer in eine andere Stadt zieht, wird eventuell mehrere Tage und höhere Spritkosten einplanen müssen. Es gibt aber auch Firmen, die Kilometertarife statt Tagesfixum oder Zuschläge für Fernfahrten verlangen. Der Kunde rechnet am besten selbst, wie er günstiger aussteigt.

Fallen im Kleingedruckten

Wie die zuständige Fachgruppenobfrau in der Wiener Wirtschaftskammer, Katarina Pokorný, weiß, gibt es in der Branche aber auch schwarze Schafe, die mit Billig-Offerten vor allem im Internet werben. Da verbergen sich Zusatzgebühren mitunter hinter einigen Klicks im Kleingedruckten. So kam es, dass ein Wiener mit 800 Euro an Kosten rechnete, bis ihm eine Rechnung über 12.000 Euro ins Haus flatterte. „Ein Extrembeispiel“, wie Pokorný sagt, das aber zeigt, was passieren kann. Wie verhindert man, einem unseriösen Unternehmen aufzusitzen? „Ein Hinweis kann sein, wenn mehrere Firmen denselben Geschäftsführer im Impressum stehen haben“, sagt Pokorný. „Auch wenn es kein schriftliches Angebot gibt oder auf Barzahlung bestanden wird, ist Vorsicht geboten.“

Wichtig auch: Wer etwa aus Berufsgründen ins Ausland zieht, sollte sich zuvor über die dortigen Lebenshaltungskosten informieren und abschätzen, ob sich der Wechsel finanziell lohnt. Eine Studie des deutschen Umzugsplaners Movinga zeigt, dass man beispielsweise in Genf (Schweiz) monatlich fast doppelt so viel für Essen und Trinken ausgibt wie in Wien, und dass Mieten für vergleichbare Wohnungen im Schnitt dort mehr als das Zweifache kosten.

Tipp 1

Tipp 2

Tipp 3

Was Sie beachten sollten beim . . . Übersiedeln

Planung. Wer ein Übersiedlungsunternehmen beauftragt, sollte vorab klären: Wie viele Arbeiter? Wie viele und welche Fahrzeuge? Wer verpackt? Wird bar oder per Überweisung bezahlt? Sind Allgemeine Geschäftsbedingungen vorhanden? Wer haftet für Schäden? Was passiert, wenn Mehrkosten entstehen? Bei der Wiener Wirtschaftskammer kann man eine Checkliste anfordern.

Eigeninitiative. Geld sparen kann man, wenn man das Umzugsgut in Eigenregie verpackt, den Umzug nicht am Wochenende oder zu Monatsanfang durchführt (manche Firmen sind zu diesen Zeiten teurer), ein allenfalls benötigtes Halteverbot für das Be- und Entladen selbst beantragt und das benötigte Ladevolumen berechnet: Fahrten mit halb leerer Ladefläche gehen schnell ins Geld.

Versicherung. Wenn bei einem privat organisierten Umzug etwas kaputt geht, haftet in der Regel die Haushaltsversicherung. Bei Firmen kommt deren Transportversicherung zum Zug. Ausnahme: wenn der Übersiedler selbst einpackt und durch schlechte Verpackung etwas passiert. Bei wertvollen Stücken empfiehlt sich eine eigene Transportversicherung.

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