Waldesruh: Wenn die eigenen Bäume in den Himmel wachsen

Wer in Österreich einen Wald oder gar eine Eigenjagd erwerben will, braucht mehr als nur Geld.

Wenn man sich auch für viel Geld nicht das kaufen kann, was man will, wird es wirklich luxuriös – wie zum Beispiel beim eigenen Wald mit Schlösschen oder Gutshaus darauf und möglicherweise noch dem Recht zur Jagd. Wer auf der Suche nach einem solchen Besitz ist, wird in Österreich Demut und Geduld gelehrt, zumal in Zeiten, in denen Investments in Grund und Boden hoch im Kurs stehen.

„Dieser Markt ist nicht so groß“, weiß Max Huber, Inhaber des gleichnamigen Realbüros, „der Suchprozess nach einer solchen Liegenschaft kann sich über Jahre ziehen, und unabhängig von der Wunschvorstellung muss man dann mit dem zufrieden sein, was es gibt.“ Auch Alois Reikersdorfer, Regionaldirektor von Re/Max Austria, kann sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. „Ich habe mindestens 150Anfragen nach Eigenjagden vorliegen“, berichtet er, „aber diese sind sehr, sehr rar und kommen kaum auf den Markt.“

Diskreter Insidermarkt

Überhaupt sei dies ein Insidermarkt. Wenn land- und forstwirtschaftliche Flächen in Österreich zum Verkauf kommen, wissen davon meist die Nachbarn und Anrainer zuerst und nutzen die Gelegenheit. Und da die Grundverkehrskommission darüber wacht, dass für landwirtschaftliche Flächen keine astronomischen Preise verlangt werden können, bleiben diese trotz der großen Nachfrage auch für den Nachbarn erschwinglich. Zu haben ist der Quadratmeter Wald je nach „Bonität“ – dazu gehören in der Forstwirtschaft Faktoren wie das Alter und die Art des Baumbestands, die Erreichbarkeit für den Abtransport des Holzes und bei Eigenjagden auch die Art des Wildes – zu Preisen zwischen 70 Cent und zwei Euro pro Quadratmeter, „wobei man heute für einen Euro nicht leicht einen guten Mischwald findet“, wie Huber einschränkend zu bedenken gibt. Außerdem ein Kriterium: Wie immer bei Immobilien gilt auch hier „Lage, Lage, Lage“. Im hintersten Waldviertel gibt es den Forst schon um einiges günstiger als südlich von Wien oder in der Steiermark nahe Graz, schließlich will der stolze Besitzer am Wochenende nicht stundenlang auf den Landstraßen unterwegs sein, um seine Besitzung zu erreichen.

Hirsche brauchen Platz

Und bei den begehrten Eigenjagden treibt vor allem die benötigte Größe die Investitionssumme nach oben: Mindestens 115 zusammenhängende Hektar muss ein Wald seit Kaiser-Franz-Josefs Zeiten aufweisen, um darin das Recht zur Jagd ausüben zu dürfen, was bei besagtem Euro schon einen Startpreis von 1,15 Millionen aufruft. Allerdings ist damit noch kein beeindruckendes Revier erworben. „Hirsche haben große Territorien“, weiß Fridolin Angerer, bei Spiegelfeld Immobilien für den Bereich Forst, Land, Schlösser verantwortlich, „eine gute Einheit sind 400 bis 500 Hektar.“ Wenn dann noch ein kleines oder großes Anwesen die Liegenschaft ziert, gehen die Preise noch einmal kräftig in die Höhe. „Am liebsten natürlich ein historisches Gebäude, ein kleines Schloss, ein Gutshof oder -haus“, weiß Reikersdorfer um die Wünsche seiner Kundschaft. Modernes sei hier überhaupt nicht gefragt, er kenne keine einzige Jagd, auf der so etwas stehe.

Kleine, feine Schmuckkästchen

„Diese Häuser sind immer Schmuckkästchen“, berichtet auch Angerer, „nie protzig, aber immer repräsentativ, mit Kachelöfen, Silber und Gmundener Keramik. Die Besitzer wohnen häufig im 18. oder 19.Bezirk, und am Wochenende fährt man dann hinaus und hat hier einen zweiten Hausstand, in dem auch die Familienfeste wie Weihnachten gefeiert werden.“

Neben all diesen Annehmlichkeiten ist das Investment in Österreichs Wälder in Zeiten wie diesen aus Gründen der Wertsicherung gefragt. „Vom Ertrag her ist es nicht übermäßig aufregend“, räumt Huber ein, „aber es ist einfach eine nachhaltig sichere Anlage, das über die Zeiten hinweg eine Absicherung über der Inflationsrate bringt.“ Und auch Angerer sieht den Mehrwert in anderen Aspekten als der Gewinnmaximierung: „Man bekommt so viel wie auf dem Sparbuch, aber man kann auf der eigenen Scholle spazieren gehen.“ SMA

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2013)

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