Erste Adresse für überschaubare Zeiträume

Auch wenn es nicht für lang ist, will man auf nichts verzichten.

Mit dem richtigen Budget lässt es sich in Wien auch tage-, wochen- und monatsweise gediegen residieren: Wahlweise direkt bei der Oper in einem 165 Quadratmeter großen Appartement um 3300 Euro die Woche beziehungsweise 12.700 Euro pro Monat oder gleich direkt im Schloss Schönbrunn, wo eine ähnlich große Wohnung um 3500 pro Woche beziehungsweise 12.000 Euro pro Monat zu haben ist – rote Seidentapeten und private Schlossparkspaziergänge nach Torschluss in inklusive. Alternativ böte sich auch ein großzügiges City Penthouse mitten im Goldenen U um 399 Euro pro Nacht an.

Gemietet werden solche luxuriösen Kurzzeitwohnungen von den unterschiedlichsten Kunden aus den unterschiedlichsten Gründen, wobei der handelsübliche Tourist eine untergeordnete Rolle spielt. Diese Angebote zielen eher auf Einheimische, die durch Umbaumaßnahmen, einen Wasserrohrbruch oder auch Trennungen kurzfristig eine Unterkunft auf Zeit brauchen, dabei nicht auf den gewohnten Luxus verzichten und mehr Platz und Privatsphäre haben wollen, als es ein Hotel bietet. Einen Großteil der Teilzeitmieter stellen allerdings nach wie vor Menschen, die sich aus beruflichen Gründen länger in Wien aufhalten und dabei von ihren Auftraggebern komfortabel untergebracht werden – beispielsweise Expats, Künstler mit Engagements an den Wiener Häusern oder Botschaftsangehörige.

Firmen versuchen zu sparen

Wobei die Großzügigkeit in den vergangenen Jahren nicht unbedingt gestiegen ist, um es vorsichtig auszudrücken. „Die Nachfrage seitens der Konzerne ist weniger geworden“, berichte Moe Mahmoodian, Geschäftsführer der Vienna Residence, der neben den Appartements in der Walfischgasse und in Schönbrunn noch weitere 350 Wohnungen im Angebot hat und 2009 zu den ersten gehörte, die mit diesem Konzept auf den Markt kamen. „Die Firmen, die früher im Schnitt 2000 Euro pro Monat ausgegeben haben, wollen heute nicht mehr als 1500 zahlen“, so der Unternehmer, „aber es soll natürlich genau so schön sein.“
Auch die Rahmenbedingungen sind für die Kurzzeitvermieter nicht leichter geworden: Mit dem Gesetz, dass private Anbieter nicht mehr für weniger als 30 Tage vermieten dürfen, ist die Auswahl an Vertragspartnern nicht gerade gestiegen – und auch die Konkurrenz schläft nicht. Zu einem geschäftigen Player, der allerdings weniger im Luxus- als im Economy-Segment unterwegs ist, hat sich beispielsweise das Österreichische Siedlungswerk (ÖSW) entwickelt.

Airbnb hat aufgerüstet

Im Luxusmarkt hat dagegen Airbnb aufgeholt und bietet längst nicht mehr nur Schlafsofas in Privatwohnungen an, sondern eben auch das erwähnte Penthouse am Graben. „Wir haben zwar mit Luftmatratzen angefangen, haben aber inzwischen drei Millionen Unterkünfte von der Luftmatratze bis zum Schloss“, sagt Julian Trautwein, Airbnb-Pressesprecher für den deutschsprachigen Raum. Und gerade der Luxusbereich wachse stark, weshalb das Unternehmen erst im Februar den Mitbewerber Luxury Retreats akquiriert habe, um den Markt noch besser bedienen zu können. Aufmerksamkeit für diese Super-Luxus-Unterkünfte generiert das Unternehmen immer wieder, indem Stars und Sternchen nicht nur in den USA dort auf Einladung ihre Ferien verbringen und darüber auf Facebook, Instagram und Snapchat medienwirksam berichten. Aber auch Geschäftsreisende möchte man bei Airbnb stärker ansprechen. „Eine Analyse unserer Buchungsportale hat ergeben, dass diese schon zehn Prozent unserer Kunden ausmachen“, erklärt Trautwein, „und haben daraufhin gemeinsam mit Geschäftsreiseanbietern ein Travelmanagement-Programm entworfen, mit dem man genau feststellen kann, wo welcher Mitarbeiter gerade ist oder wo beispielsweise monatliche Abrechnungen generiert werden können“, so der Airbnb-Sprecher.

Intensiver Kontakt

Denn ohne derartige Dienstleistungen lässt sich das Feld der hochwertigen Kurzzeitunterkünfte kaum mehr bestellen, weiß auch Herbert Maier, Geschäftsführer des Salzburger Unternehmens kurzzeitwohnen.com, das vor allem auf die persönliche Betreuung dieser Klientel setzt. „Diese Kunden haben keine Lust zu stöbern“, weiß er, und grundsätzlich andere Bedürfnisse als Touristen. Und auch andere Fragen, wie Mahmoodian berichtet: „Die Kunden rufen an und fragen, ob in einer bestimmten Wohnung eine weiche oder ein harte Matratze ist und ob die 160 oder 180 Zentimeter breit ist.“ In diesem Segment sei der Kundenkontakt einfach sehr intensiv und Service bis ins kleinste Detail ein Muss. „Diese Kunden schreiben manchmal sogar eine E-Mail, wenn eine Glühbirne getauscht werden muss“, so Mahmoodian, obwohl in anderen Bereichen vor allem Mittel zum selbstständigen Wohnen mit größtmöglicher Privatheit gefragt sind.

Lage und Parkplätze

Denn selbst wenn Dienstleistungen vom Wäsche- bis zum Reinigungs- oder Concierge-Service dazugebucht werden können, wollen die Kunden vollständig ausgestattete Küchen und meist sogar eine eigene Waschmaschine. „Je luxuriöser die Wohnung ist, desto weniger wahrscheinlich wird diese dann auch verwendet. Aber die Waschmaschine gehört nun einmal dazu“, berichtet Maier. Genau wie ein leistungsstarkes WLAN, ohne die Kurzzeitwohnungen schlicht nicht mehr vermittelbar sind, wie die Vermieter betonen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist für diese Klientel, die mit dem Auto anreist, natürlich eine Parkgelegenheit – für alle spiele aber vor allem die Lage eine zentrale Rolle bei der Entscheidung für die Unterkunft. Auch wenn die Kriterien für eine Toplage hier anders aussehen als im touristischen Bereich: „Die ist natürlich für Geschäftskunden sehr individuell und hängt stark davon ab, wo der temporäre Arbeitsplatz ist“, so Maier. Je näher, desto besser, versteht sich, wie auch Trautwein betont: „Ich wohne natürlich ausschließlich in Airbnb-Unterkünften, wenn ich geschäftlich unterwegs bin, und suche dann zielgenau nach der entsprechenden Straße“, berichtet er wenig überraschend. „Und manchmal gelingt es mir dann sogar, direkt im selben Haus zu wohnen – das erleichtert die Logistik natürlich ungemein.“ (sma)

INFO

Auf dem Markt der luxuriösen Kurzzeitvermietungen tummeln sich inzwischen nicht mehr nur die klassischen Business-Anbieter, auch Unternehmen wie Airbnb bieten längst nicht mehr nur Luftmatratzen, sondern auch Penthouses und Schlösser an. Gewohnt wird hochwertig und serviciert in besten Lagen, wobei sich diese mehr nach der Arbeitsstelle als nach Touristenattraktionen richten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2017)

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