Es werde Schatten

Wie man Haus und Terrasse im Sommer temperiert hält, daran tüfteln Laien wie Experten seit Generationen. Mit Erfolg: Es tut sich immer wieder Neues. Einige Beispiele.

Mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen hat sich endlich der Frühling eingestellt. Bei rund 20 Grad ist's aber trotz strahlender Sonne noch zu kühl, um längere Zeit auf der Terrasse zu verbringen. Außer man hat einen Sonnenschutz mit integrierter Heizung. Das ist eine der neuesten Entwicklungen bei Markisen. Zusatznutzen heißt das Stichwort. Die Markise schützt nicht nur vor gleißenden Sonnenstrahlen, sondern spendet an kühlen, aber sonnigen Tagen auch Wärme. Und mitunter sogar Licht und Musik – selbst LED-Beleuchtung und Lautsprecher lassen sich in eine solche Beschattung einbauen. Damit wird die Freude an der Terrasse größer und vor allem die Nutzungszeit deutlich verlängert.

Smarter Zippverschluss

Das ist nicht die einzige Novität. Neu sind auch sogenannte Pergola-Markisen, die quasi auf eigenen Füßen stehen und deshalb ohne große Montagearbeiten Schatten auf die Veranda bringen. „An den Seiten lässt sich ein Sicht- und Windschutz anbringen“, ergänzt Andreas Klotzner, Geschäftsführer des Sonnenschutz-Herstellers Valetta. Das Sonnendach wird auf diese Weise fast zu einem Wintergarten. Die Kombination aus Sonnen- und seitlichem Wind-/ Sichtschutz kann als eigene, auf vier Säulen ruhende Konstruktion außerdem unabhängig vom Haus – etwa zum Schutz eines Essplatzes mitten im Garten – aufgestellt werden. Möglich werden solche Lösungen nicht zuletzt durch eine alte, aber in dieser Anwendung neue Technologie: Den Zippverschluss. Er verbindet den schützenden Stoff beim Ausfahren der Markise fest mit den seitlichen Führungsschienen. Damit ist eine wesentlich bessere Sicherheit gegen Wind gegeben, auch Lärmbelästigungen durch Flattern des Tuches werden reduziert.

Nicht nur für die Terrasse, auch für das Fenster gibt es Neues. „Bei den Wohnräumen geht der Trend weg vom Verdunkeln hin zu Sonnenschutz, der ausreichend Tageslicht in den Raum lässt“, erzählt Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik. Raffstores, quasi die Weiterentwicklung der außen liegenden Jalousie, sind so gestaltet, dass durch Form und Stellung der Lamellen die wärmenden Sonnenstrahlen abgehalten werden, dazwischen aber Licht in den Raum gelangt. Das schafft eine angenehme Atmosphäre und macht künstliche Beleuchtung an Sonnentagen überflüssig. „Die Lamellenwinkel lassen sich dem Sichtwinkel anpassen, sodass man trotz Beschattung nach außen sieht“, ergänzt Gerstmann.

Eine andere Lösung sind Fassadenmarkisen. Im Gegensatz zur Markise auf der Terrasse werden sie nicht nach außen ausgefahren, sondern entlang dem Fenster. Sie sind in verschiedensten Stoffdesigns erhältlich und können so eintönige Fassaden auflockern. Es gibt außerdem Stoffe, die Sonnenschutz und zugleich eine gewisse Transparenz bieten, um nach außen zu sehen. „Hier muss man aber aufpassen. Umso transparenter die Stoffe sind, desto besser sieht man am Abend ins Zimmer“, sagt Klotzner. Für das Schlafzimmer ist als Sonnen- und Sichtschutz – und in bestimmten Ausführungen sogar als Einbruchsschutz – der Rollladen nach wie vor eine gute Lösung. Auch hier gibt es Novitäten: Neue Systeme sind so ausgeführt, dass selbst die Stanzungen für die Aufzugsbänder – durch die bislang Licht schimmerte – verdeckt werden. Solche Rollladen sorgen für absolute Dunkelheit im Schlafzimmer.

Klemmen statt schrauben

Welche Lösung für den Sonnenschutz gewählt wird, hängt nicht zuletzt von der baulichen Situation ab. Bei Fensterlösungen muss außen Platz für einen Aufrollkasten sein. Hier haben Fassadenmarkisen den Vorteil, dass sie nur einen relativ kleinen Kasten benötigen. Raffstores und vor allem Rollladen brauchen dagegen deutlich mehr Platz, was den nachträglichen Einbau oft erschwert. Wobei außen liegender Sonnenschutz im Mehrfamilienhaus als Teil der Fassade gesehen wird und deshalb die Zustimmung des Hauseigentümers/der Wohnungseigentümergemeinschaft bedarf. Einen Ausweg bietet hier ein neues, außen liegendes Rollo, das einfach mit einer Klemmvorrichtung am Fensterrahmen montiert wird. Rahmen und Fassade werden damit in keiner Weise baulich verändert.

Außen liegender Sonnenschutz ist vor allem bei Wärmeschutzfenstern die beste Lösung, um Räume vor Überhitzung zu schützen. Die guten alten Rollos oder Jalousien im Raum helfen in diesem Fall nämlich sehr wenig, da die Fenster die Abstrahlung der Sonnenwärme bremsen. Bei Niedrigenergie- und Passivhäusern sollte deshalb schon in der Planungsphase neben konventionellen auch auf baulichen Sonnenschutz – etwa Vordächer auf der Südseite – geachtet werden. Hier will man die Sonne zwar im Winter im Haus haben, um sie passiv zur Beheizung zur benutzen, „die Sommersonne sollte aber möglichst nicht direkt ins Haus kommen, weil ihre Wärme nicht – oder nur schwer – wieder hinausgebracht werden kann“, erläutert der Wiener Architekt Georg Reinberg.

Was Sie beachten sollten beim. . . Sonnenschutz

Tipp 1

Klimaanlage überflüssig. Guter Sonnenschutz kostet Geld. Aber Markise, Raffstore oder Rollladen ersparen eine andere Investition: Klimaanlage und damit hohen Stromverbrauch. Experten sind überzeugt, dass in unseren Breiten ein gut gebautes Haus mit richtigem Sonnenschutz bei längeren Hitzeperioden ohne Klimaanlage angenehm temperiert bleibt.

Tipp 2

Fachgerechte Montage. Selbst an Häusern mit dicker Außendämmung aus Styropor oder ähnlichem Wärmeschutz lässt sich heute Sonnenschutz sicher montieren. Es gibt eigene Verankerungssysteme mit Spezialdübeln. Sie sind so konstruiert, dass sie bei fachgerechtem Einsatz die Dämmwirkung der Wärmeschutzfassade nicht beeinträchtigen und auch keine Wärmebrücke entsteht.

Tipp 3

Bequeme Steuerung. Markisen, Raffstores und Rollläden werden heute bequem per Funk bewegt. Die Steuerung lässt sich sogar mit Smartphone-App-System verbinden. Ideal ist außerdem die Kombination mit Sonnen- und Windwächter. Die Beschattung wird bei Sonnenschein automatisch ausgefahren, kommt Wind auf, fährt sie selbsttätig in sichere Position zurück.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2017)

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