Resselpreis 2017: Neue Werkzeuge für die Stadtentwicklung

Das Unsichtbare sichtbar machen: Um komplexen Planungsproblemen zu begegnen, müssen oft viele Einzelinformationen kombiniert werden. Die Architektin Julia Forster erhielt für die von ihr entwickelten Visulaisierungsmethoden den mit 13.000 Euro dotierten Resselpreis.

Die aus Oberösterreich stammende Architektin Julia Forster erhält den Resselpreis 2017 der Technischen Universität (TU) Wien. Die mit 13.000 Euro dotierte Auszeichnung geht jährlich an herausragende junge Forscher. Forster hat in ihrer Dissertation Visualisierungs-Methoden entwickelt, die bei komplexen Aufgaben in der Stadtplanung helfen. Sie erhält den Preis am 20. Oktober, teilte die TU mit.

Wenn neue Siedlungen entstehen oder ein ganzes Stadtviertel umgestaltet werden soll, muss man viele Dinge gleichzeitig im Kopf behalten: Wie groß sollen die Gebäude werden? Wie gestaltet man die Energieversorgung? Wie soll sich der Verkehr entwickeln? So ergibt sich eine Datenflut, die kaum zu bewältigen ist – außer man verwendet neue Visualisierungskonzepte, wie sie Julia Forster vom Department für Raumplanung der TU Wien in ihrer Dissertation entwickelt hat.

Das Unsichtbare sichtbar machen

"In unserem Projekt geht es darum, Dinge sichtbar zu machen, die man normalerweise nicht sieht", sagt Julia Forster. Um komplexen Planungsproblemen der Stadt- und Siedlungsentwicklung zu begegnen, müssen oft unüberblickbar viele Einzelinformationen kombiniert werden – Informationen über die vorgesehene Flächennutzung, baurechtliche Bestimmungen, bestehende oder notwendige  Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen, wie Stromleitungen, Transformator-Stationen und Fernwärme-Anschlüsse, Informationen über öffentliche Verkehrsmittel, Pendlerströme oder auch über die soziale Zusammensetzung der Bevölkerung. 

Diese Daten werden aber von unterschiedlichen Personen errechnet und ganz unterschiedlich aufbereitet. "Oft landen sie bloß in unübersichtlichen Excel-Tabellen. Um interdisziplinär zusammenarbeiten zu können, muss man aber eine Kommunikationsplattform bilden, die all diese Daten übersichtlich darstellen und verknüpfen kann – und zwar auf unterschiedlichen Maßstabsebenen, vom Bezirk bis zum einzelnen Gebäude", erklärt Forster in einer Presseaussendung.

In einem webbasierten Interface kann der aktuelle Gebäudebestand dargestellt und mit ganz unterschiedlichen Zusatzdaten angereichert werden.  "Besonders hilfreich ist es für komplizierte Was-Wäre-Wenn-Fragen", erklärt sie. "Wir haben uns zum Beispiel das Stadtentwicklungsgebiet Wien-Westbahnhof näher angesehen. Wenn dort bestehende Lagerhallen durch Wohngebäude ersetzt werden würden – welche Auswirkungen hätte das auf das Stromnetz? Welche Speichertechnologien bräuchte man, um das Areal mit alternativer Energie zu versorgen? Welche Mobilitäts-Bedürfnisse würden entstehen?"

Neue Software-Tools

Die Antworten auf solche Fragen lassen sich mit den neuen Software-Tools berechnen und visualisieren. Dadurch können Personen aus unterschiedlichen Disziplinen Lösungen erarbeiten, auf die sie allein vielleicht nicht gekommen wären: „Vielleicht zeigt sich, dass die elektrische Infrastruktur zur elektrischen und thermischen Energieversorgung für ein geplantes Stadtviertel nicht ausreicht – aber möglicherweise sieht die Sache anders aus, wenn man dort mit Fernwärme heizt.“ Solche Überlegungen lassen sich mit Julia Forsters Methoden berechnen, darstellen und gemeinsam diskutieren. (APA/red.)

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