Vom Charme der schrägen Wände

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Den Dachboden zur Wohnfläche zu machen, hat viel für sich. Aber nicht jedes Gebäude eignet sich gleichermaßen dafür.

Steigende Grundstückspreise begünstigen die Entscheidung zum Dachausbau. Das bestätigt die „Häuslbauer-Studie“, die im Auftrag der Plattform Dachvisionen vom Market Institut durchgeführt wurde und an der sich 2017 mehr als tausend Bauinvolvierte aus ganz Österreich beteiligten. Demnach schafft knapp die Hälfte aller Sanierer durch nachträglichen Dachgeschoßausbau mehr Wohnraum. Teilweise zu sehr unterschiedlichen Zwecken.

Die Mehrheit (47 Prozent) bringt Schlaf- oder Kinderzimmer unters Dach. 42 Prozent verwenden den neu gewonnenen Platz als Freizeit-, Hobby- oder Fitnessraum. Beliebt sind solche Räume auch als Arbeitszimmer (36 Prozent), Badezimmer/WC (24 Prozent), separate Wohnung (17 Prozent), Wohnzimmer (15 Prozent) oder sogar Sauna-Wellness-Bereich (zwölf Prozent). Die Plattform Dachvisionen informiert Häuslbauer und Sanierer über das Thema und hebt vor allem die Nutzungsvorteile von Steildächern aus bauphysikalischer und wirtschaftlicher Perspektive hervor. Hinter der Initiative stehen die Unternehmen Bramac, Velux, Tondach, Eternit und Holzbau Austria.

Klug geplant

„Natürlich stellt die Dachschräge eine Besonderheit in der Umsetzung eines Dachausbaus dar. Die schrägen Wände machen aber auch den Reiz und Charme einer Dachwohnung aus, wenn sie für wohltuende Offenheit, Großzügigkeit und Sichtbezug zum Himmel sorgen“, sagt Heinz Hackl von Velux Österreich. „Grundsätzlich sind Dachgeschoßwohnungen leichter und gezielter mit Tageslicht zu versorgen als Räume in den unteren Geschoßen, weil sich die natürlichen Belichtungselemente punktgenau platzieren lassen und das Tageslicht optimal in die Tiefe des Raumes dringt.“

Gute Planung sei der Schlüssel zum Erfolg. Hackl hält mehrere Tipps parat. Zum Beispiel, dass eine steile Dachneigung von mindestens 45 Grad den Anteil der nicht gänzlich nutzbaren Fläche reduziert – oder man mit einer hohen Aufmauerung, dem Weglassen einer Zwischendecke und Aufsetzen eines flach geneigten Daches überhaupt keine Nutzfläche verliert. Hackl rät dazu, die geneigte Dachfläche hell auszuführen und so gut es geht mit Fenstern zu versehen. „Das kommt uns evolutionsbiologisch entgegen, da der Himmel die hellste Fläche ist. Ein Grund, warum sich Personen in gut geplanten Dachwohnungen besonders wohlfühlen.“

Viktoria Schandl vom Eisenstädter Architektenbüro Schandl beobachtet, dass beim Dachausbau ohnehin immer mehr Glasflächen zum Zug kommen. „Es hängt von einigen Kriterien ab, ob ein Dachausbau beim Einfamilienhaus infrage kommt oder nicht“, sagt die Architektin. „Dafür spricht, wenn die Dachdeckung neu zu machen ist, die Möglichkeit für eine ausreichende Belichtung besteht oder das Dach schon für einen Ausbau vorbereitet ist.“ Abraten würde sie, wenn die Höhe des Dachstuhles nicht gegeben ist bzw. wenn sich die Dachkonstruktion oder die Bodenkonstruktion nicht eignen. „In der Regel ist für einen Dachausbau eines Einfamilienhauses mit einer Dauer von drei bis sechs Monaten zu rechnen“, sagt Schandl.

Alles im Paket

Im städtischen Gebiet ist der Trend zur Nachverdichtung unübersehbar. Die Infrastruktur bestehender Häuser wird zur Aufstockung genutzt. Das Wiener Immobilienbüro MotionReal bietet Zinshausbesitzern die Möglichkeit, solche Vorhaben komplett an Experten auszulagern. „Wir haben ein Netzwerk an Architekten und Baufirmen, die von der Grundidee bis zur Umsetzung das Projekt betreuen“, sagt Geschäftsführer Benedikt Meisl.

Aktuell betreut MotionReal zum Beispiel in Wien Wieden einen 800 Quadratmeter großen Dachgeschoßausbau. Aufgrund der Baustellengröße wirkt sich die Baustelleneinrichtung kaum auf die Baukosten aus. „Ab 300 Quadratmetern zahlt sich unser Paket aus“, sagt Meisl. Passen die Grundkriterien, ist die Finanzkalkulation an der Reihe. Je nach Ausstattung ist mit 2500 bis 3000 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche zu rechnen. Das Alter des Hauses spielt eine entscheidende Rolle: Bei Altbauten müssen kostspielige Vormaßnahmen getroffen werden, ehe um eine Bewilligung für den Dachausbau angefragt werden kann. „Zum Beispiel Mauerwerksprüfung oder Bodenschürfungen, um festzustellen, ob das Fundament tief und tragfähig genug ist“, weiß der Immobilienexperte. Das kann den Ausbau massiv verteuern. „Wenn man im Keller eine Bodenplatte integrieren muss, ist das kostspieliger, als wenn man nur vereinzelt ein paar Wände verstärken muss.“

Tipp 1

Tipp 2

Was Sie beachten sollten beim Dachausbau

Dachneigung. Bei Dachausbauten ist laut Experten eine steile Dachneigung von mindestens 45 Grad vorteilhaft – damit hält sich der Anteil der nicht voll nutzbaren Fläche in Grenzen. Die andere Variante, bei der es praktisch gar keine Einbußen bei der Nutzfläche gibt: eine hohe Aufmauerung und ein flaches Dach. Geneigte Dachflächen sollten zudem in hellen Farben gestaltet und mit Fenstern versehen werden.

Bausubstanz. Ob ein Dachausbau möglich ist, hängt auch von einigen baulichen Kriterien ab. Unter anderem müssen sich Dach- und Bodenkonstruktion eignen. Vor allem bei Altbauten muss grundsätzlich festgestellt werden, ob das Fundament tragfähig genug ist. Muss etwa im Keller eine Bodenplatte integriert werden, kann das den Ausbau so teuer machen, dass er unrentabel wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2018)

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