Wenn das Haus zu groß wird

Julia Lindenthal
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Immobilien-Check. Das Projekt „Rehabitat“ will es Menschen erleichtern, ihr Haus so umzugestalten, dass sie es im Alter mit Mitbewohnern teilen können.

Zersiedelung, leer stehende oder für die Bewohner zu groß gewordene Häuser – auf dem Land ist das Problem bekannt. Was tun? Das Österreichische Ökologie-Institut startete bereits 2013 mit einem Forschungsprojekt zum Thema, „Rehabitat“, das kürzlich beendet wurde. Einbezogen wurden neben der Zersiedelung des Raums und der Wohnsituation auch demografische Überlegungen in Bezug auf die längere Lebensdauer der Menschen und die Einsamkeit im Alter. „Wir haben uns überlegt, wie man das Entwicklungspotenzial von unterbelegten oder leer stehenden Einfamilienhäusern hin zu nachverdichtenden, innovativen Wohnformen darstellen und bewerten kann“, erklärt die Studienleiterin, Julia Lindenthal. Entwickelt wurde ein sogenanntes Werkzeugset, „aber weder Hammer noch Sichel“, wie Lindenthal lachend bemerkt, sondern ein digitales sowie ein analoges Tool, bestehend etwa aus einem Fragenkatalog und einem „Raumnetz, das ist ein vereinfachter abstrakter Grundriss, der nur auf die allgemeinen architektonischen Eigenheiten wie Geschoß- oder Zimmeranzahl eingeht“.

Tools und Beraternetzwerk

Die Intention der Forschungsarbeit ist es, Menschen, denen ihr Haus zu groß geworden ist oder die im Alter nicht allein wohnen wollen, einfache Instrumente in die Hand zu geben, um ihre Wünsche zu verwirklichen. „Wir denken dabei nicht an die heute 70- bis 80-Jährigen, die im Normalfall nicht bereit sind, noch derartige Veränderungen hinzunehmen, sondern an die Generation darunter, die gerade erlebt, wie ihre Eltern allein in einem Haus zurechtkommen müssen und sich vielleicht für ihr eigenes Alter etwas anderes überlegt“, erklärt Lindenthal.
Um Menschen auf dem Land überhaupt zu erreichen, „schwebt uns ein Beraternetzwerk vor, etwa in Gemeinden, bei Hilfsorganisationen oder über Baumeister“.

Bei den für die Studie geführten Gesprächen sei es erstaunlich gewesen, berichtet Lindenthal, „dass trotz unserer egoistischen Gesellschaft bei vielen Menschen bewusst oder unbewusst immer auch die Bedürfnisse der anderen in die Überlegungen miteingeflossen sind. Oder dass vielen nicht wirklich bewusst ist, wie viele Teile ihres Hauses sie nicht benützen.“ Das Ganze könnte zu einer Win-win-Situation für alle werden, ist sie überzeugt: „Profitieren würden nicht nur die Hausbesitzer, sondern auch die Gemeinden und letztlich das Land und die Gesellschaft durch den Stopp der Zersiedelung oder den Erhalt landwirtschaftlicher Flächen.“ Aber das ist noch Zukunftsmusik – denn für einen Prototyp des Tools fehlt bislang die Finanzierung. „Auch wenn von allen Seiten großes Interesse an unserer Idee besteht, hakt es – wie sehr oft – am nötigen Geld.“ Wäre zu wünschen, dass sich das bald ändert.
www.ecology.at/rehabitat.htm

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