Trend: Camping statt Hotelzimmer

Die Zeiten, in denen Campingplätze nicht viel mehr bieten mussten als Stellplätze für Zelte oder Wohnwagen und ein einfaches Sanitärgebäude, sind definitiv vorbei.
Die Zeiten, in denen Campingplätze nicht viel mehr bieten mussten als Stellplätze für Zelte oder Wohnwagen und ein einfaches Sanitärgebäude, sind definitiv vorbei.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Selbst Topverdiener steigen nicht nur in Luxusherbergen ab, sondern auch auf Campingplätzen. Bei der Gestaltung der Einrichtungen legen immer öfter Architekten Hand an.

Die Zeiten, in denen Campingplätze nicht viel mehr bieten mussten als Stellplätze für Zelte oder Wohnwagen und ein einfaches Sanitärgebäude, sind definitiv vorbei. Schwimmteiche oder Hallenbäder sind dort mittlerweile genauso zu finden wie Wellnesstempel, Kinos, Aufenthaltsräume, Restaurants, Klettergärten oder Privatbäder.

„Campingplätze werden immer mehr zu dem, was man in Italien unter Villaggio turistico versteht“, sagt Norbert Schluga, der mit Camping Hermagor und Seecamping zwei Plätze in Kärnten betreibt. Freizeitangebote sind demnach ebenso vonnöten wie verschiedene Unterkunftsformen.

Selbst Topverdiener campen

Architektin Bibiane Hromas vom Netzwerk Platou – Plattform für Architektur im Tourismus bestätigt das: Ganz generell seien durch steigende Einkommen und Bildung die Ansprüche beim Wohnen gestiegen, das gelte auch für Camper. Gleichzeitig seien die Grenzen zwischen Einkommen und Urlaubssegmenten verschwommen: Selbst Topverdiener steigen demnach nicht nur in Luxusherbergen ab, sondern sind immer öfter in Budgethotels und eben auch auf Campingplätzen zu finden. „Campen ist kein Billigurlaub mehr, sondern zur Lebenseinstellung geworden“, sagt Hromas.

Und das schlägt sich in den Erwartungen nieder. „Die Gäste wollen auf dem Campingplatz den Luxus, den sie sonst im Hotel haben“, sagt Sabine Fuss vom Österreichischen Camping Club (ÖCC). Die Anlagen müssen nicht nur gut geplant, sondern auch stylish sein. Architekten übernehmen daher immer öfter die Planung von Multifunktionsgebäuden und ähnlichen Einrichtungen, die das Camperleben bequem machen. Wie etwa Johannes Kaufmann. Nach seinen Plänen wird ab Herbst der in die Jahre gekommene Campingplatz in der Enz in Dornbirn erneuert. Rund 1,5 Millionen Euro soll das Facelifting kosten, rechnet Geschäftsführer Herbert Kaufmann vor. Sie fließen zum einen in die Modernisierung der 110 Stellplätze, die größer und mit eigenen Wasser- und Stromanschlüssen sowie teilweise mit Abwasserleitungen ausgestattet werden.

Mobilheim statt Hotelzimmer

Zum anderen werden mit dem Ankunfts- und Gastronomiegebäude sowie einem Sanitärgebäude zwei Baukörper neu errichtet. Sie werden über windmühlenartig angeordnete Zugänge erschlossen, betreten werden die einzelnen Bereiche dann über einen außen liegenden umlaufenden und überdachten Vorbereich. Räumen, die mehr Privatsphäre benötigen, wird ein dichterer Sichtschutz vorgelagert. Kaufmann ist mit seinem Projekt nicht allein: Schon vor einigen Jahren hat beispielsweise Stararchitekt Matteo Thun mit dem Camping Marina di Venezia in Cavallino bei Venedig eine Campinganlage geplant, auch andere Architekten sind mittlerweile in diesem Segment tätig.

Schluga hält derartige Investitionen für unerlässlich, um im Wettbewerb nicht zurückzufallen. Beim Camping Hermagor etwa wurden heuer ein Indoor-Spielhaus mit integriertem Kindergarten und Jugendraum eröffnet und das Angebot an Mobilheimen erweitert. Diese Wohneinheiten umfassen neben den Schlafzimmern eine Wohnküche, Badezimmer und Terrasse, die sechs neuen sind mit Klimaanlage und einer Fußbodenheizung ausgestattet. Mobilheime, Bungalows, Schlaffässer, Glamping-Zelte oder Lodges sind auf immer mehr Campingplätzen zu finden und bieten durchaus Komfort. Die Betreiber wollen damit auch andere Zielgruppen als Campingfans ansprechen. „Wir haben unter unseren Gästen 30 Prozent Nichtcamper“, sagt Schluga. „Entweder finden sie anderswo kein Zimmer mehr, oder es ist ihnen zu teuer.“

Tipp 1

Tipp 2

Was Sie beachten sollten bei . . . Campingplätzen

Auswahl und Buchung. Wie für Hotels gibt es auch für Campingplätze Onlineportale, die Auswahlmöglichkeiten je nach Ausstattungsmerkmalen sowie Bewertungen bieten (zum Beispiel www.camping.info). Man kann dort freie Plätze abfragen und buchen. Letzteres ist vor allem ratsam, wenn man höhere Ansprüche an die Ausstattung stellt.

Wo darf man campen? In vielen Ländern, auch in Österreich, grundsätzlich nur auf Campingplätzen. Oder auf Stellplätzen, die manche Grundeigentümer für Wohnmobile oder Wohnwagen bereitstellen – etwa auf Bauernhöfen, bei Sportplätzen oder Gasthöfen. Sie eignen sich von der Ausstattung her aber nur zum Übernachten auf der Durchreise.

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