Gerade bei großen Gruppen sind individuelle Rückzugsmöglichkeiten eine Herausforderung – auch für die Unterkunft. Wie sich ein Architektenbüro der Aufgabe stellte.
Ein Haus, in dem größere Gruppen entspannt Urlaub machen können, das aber dem Einzelnen dennoch die Chance zur Erholung per Separation in Rückzugsräumen bietet – mit dieser Vorgabe an ein Ferienhaus im Tiroler Stubaital trat Bauherr Mario Gleinser an das Innsbrucker Architekturbüro Snow heran. Ein großer Gemeinschaftsraum und eine Terrasse sollten daher auf alle Fälle vorhanden sein. „Weiters sollte das Haus aus Holz und ökologisch sein“, erzählt der Bauherr. Ansonsten habe man den Architekten freie Hand gelassen, „wir wollten uns von ihnen inspirieren lassen“, sagt Gleinser, der das im Vorjahr fertiggestellte Ferienhaus ganzjährig vermietet.
„Sowohl die Reaktion auf den örtlichen Kontext als auch auf die Wünsche der Bauherren wiesen das Projekt in eine anfängliche Richtung. Unsere Verantwortung als Gestalter war es nun, dem Projekt eine unverkennbare Seele zu verleihen, einen Wiedererkennungswert, der damit auch ein Gefühl vermitteln kann“, sagt Snow-Geschäftsführer Thomas Krämer. Die Umsetzung seiner Vorgaben sei durchaus gelungen, streut Gleinser denn auch dem Architekturbüro Rosen. Die Anforderung, Bereiche für gemeinsame Aktivitäten und individuelle Erholung zu schaffen, gelang den Architekten mittels einer sogenannten Split-Level-Konstruktion.
Offene Atmosphäre
Diese zeichnet sich durch die bewusst gewählte Aufteilung in verschiedene, fließend ineinander übergehende Bereiche aus. Der spezielle Schnitt, vor allem im Terrassenbereich im Obergeschoß, macht es möglich, Lärmquellen optimal zu dämmen und gleichzeitig sowohl Morgen- als auch Abendsonne bestens auszunützen.
Diese innovative Konstruktion erweitert nicht nur den Blickwinkel, sondern lässt das gesamte Haus transparenter wirken, wodurch eine offene Atmosphäre gewährleistet wird.
Harmonische Proportionen
Des Weiteren sind die beiden Bereiche des Hauses durch Fenster getrennt, dementsprechend wird dem privaten und dem gemeinsamen Bereich eine optische Form gegeben, die jeweils durch die äußere Gestaltung der Architektur erkennbar ist. Die Verkörperung der Nutzungen wird nicht nur durch die Split-Level-Struktur, sondern auch durch die äußere Form von zwei markanten Häusern sichtbar, die sich zu einer gemeinsamen Bebauung zusammenschließen.
Aber nicht nur die besondere Form des Ferienhauses zieht die Blicke auf sich: Die vorvergraute Fassade hüllt das Gebäude in ein einheitliches Kleid, die originelle Lammellenkonstruktion des Daches verleiht dem Bauwerk zusätzliche harmonische Proportionen. Die Massivholzplatten der Fassade wurden im Innenraum auf Sicht belassen und sorgen für Behaglichkeit.
Viel Stauraum im Untergeschoß
Mehr als 250 Quadratmeter plus zwei rund 40 Quadratmeter große Freiräume bieten nun größeren Familien und Gruppen ausreichend Platz. Im Untergeschoß des Ferienhauses, das für den Tiroler Holzbaupreis 2019 eingereicht wurde, sind mehrere Parkmöglichkeiten untergebracht, ein Skiraum und eine Garderobe, die zusätzlichen Stauraum für sportliches Equipment bietet. Im Erdgeschoß befinden sich vier der insgesamt fünf Schlafzimmer des Hauses, die jeweils mit Doppelbetten und einem großzügigem Bad ausgestattet sind. Zusätzlich finden sich hier vier Schlafkojen, die ideal in den Schnitt des Hauses miteingebunden sind.
Japanischer Garten als Highlight
Ein besonderes Highlight auf dieser Ebene sind eine große Terrasse sowie die Grünanlage mit einem japanischen Garten. Sie lädt nicht nur dazu ein, laue Sommerabende im Freien zu genießen, sondern sorgt für ein harmonisches Zusammenspiel mit der umgebenden Natur.
Das Obergeschoß beherbergt das Herzstück des Hauses – den großen Wohn- und Essbereich, der viel Platz für gemeinsame Aktivitäten bietet. Von hier ist eine weitere großzügige Terrasse zu erreichen.
„Wie bei all unseren Planungsprozessen war es uns auch bei dem Ferienhaus im Stubaital besonders wichtig, bautechnische Lösungen zu schaffen, aber dennoch genug Raum für die Gefühlsebene und die Entwicklung des Charakters des Bauobjektes zu lassen“, sagt Krämer.