Architektur-Ikonen

Von Kugelpalästen, Betonbunkern und Glashausklassikern

Bubble House
Bubble HousePierre Cardin
  • Drucken

Häuser mit Wow-Faktor, die sonst garantiert niemand hat.

Gute Architektur soll ein Bild schaffen, das in Erinnerung bleibt, und sich gleichzeitig mit dem Kontext ihrer Umgebung auseinandersetzen. Sie kann zum eigenen Touristenziel avancieren, ihren Erbauern Preise einbringen und als Beispiel für die nachfolgenden Architektengenerationen dienen. Und sie überdauert die Moden der Dekaden, sorgt dafür, dass Gebäude auch viele Jahre später noch inspirieren und beeindrucken. Wobei im Luxussegment Architektenhäuser oft eine kleinere Rolle spielen, als man landläufig vermuten würde. Denn wer diverse Wohnsitze auf der Welt hat, denkt häufig schon beim Kauf einer Immobilie an den Wiederverkaufswert. Dieser aber ist bei ausgefallenen Häusern, die dem ganz persönlichen Geschmack entsprechend geplant und gebaut wurden, oft deutlich niedriger als die Baukosten.


Außerdem braucht die Planung eines solchen Hauses viel Zeit, Energie und Vorstellungskraft – und diese bringt man eher für das eine, ganz individuelle Traumhaus auf als für einen Wohnsitz unter mehreren. Was aber nicht heißt, dass besondere Häuser nicht auch ihre Käufer fänden. Vor allem dann, wenn sie von preisgekrönten Architekten gebaut wurden oder selbst zu Ikonen ihrer Zeit geworden sind.

► Bond-Traum am Mittelmeer


Allerdings braucht es manchmal durchaus Mut, und vor allem die Bereitschaft, sich auf etwas ganz anderes einzulassen. Vor allem dann, wenn man ein Objekt wie den Bubble Palace kaufen will. Wer hier lebt, kann sich täglich wie in einem James-Bond-Film der früheren Jahre fühlen und dabei noch große Ausblicke über die Côte d'Azur genießen. Diese haben mit den regulären Panoramablicken der meisten Meerblick-Villen aber eher wenig zu tun: Denn hier ist alles rund oder zumindest abgerundet, die Räume, die Fenster und das Mobiliar. „Maisons Bulles“, Kugelhäuser, hat der ungarische Architekt Antti Lovag seine organischen Bauten genannt, die in den 1970er- und 1980er-Jahren weltberühmt wurden. Der Bubble Palace ist in den Jahren 1975 bis 1989 für einen französischen Industriellen gebaut worden, bekannter wurde er später allerdings als Wohnstatt des Modeschöpfers Pierre Cardin.

Der hier auf 1200 Quadratmeter residierte, die unter anderem zehn Suiten umfassen, die von zeitgenössischen Künstlern designt wurden. Außerdem gibt es eine Panorama-Lounge, einen Empfangsraum, ein Amphitheater mit 500 Sitzplätzen sowie diverse Pools, Becken und Wasserfälle. Vermarktet wird das Haus aktuell über Christie's International Real Estate, die den Preis nachvollziehbarerweise nur auf Anfrage verraten. In diversen Fachzeitschriften wurden allerdings Preise von bis zu 350 Millionen Euro kolportiert, womit der Palast zu den teuersten Objekten gehören würde, die je auf den europäischen Markt gekommen sind. Ein gänzlich anderes, aber nicht weniger spektakuläres architektonisches Konzept wartet auf der anderen Seite der Welt derzeit auf neue Bewohner:

► Beton-Traum am Pazifik


An der chilenischen Pazifikküste nördlich von Santiago hat Pritzker-Preisträger Alejandro Aravena ein Haus errichtet, das von Weitem aussieht wie eine Art überirdischer Betonbunker, der der wilden Meeresbrandung trotzt. Was grundsätzlich auch stimmt: Je näher man dem Bollwerk kommt, desto mehr offenbart es seine raue Schönheit. Aravena selbst bezeichnet das Innere seines Ferienwohnsitzes als „puristisch-primitiv“: Beton, Beton und noch ein wenig mehr Beton trifft auf luxuriöse Finishes und edles Mobiliar. Die Wohnfläche umfasst 250 Quadratmeter, darin vier Schlafzimmer und vier Bäder sowie ein großer Wohn-Ess-Koch-Bereich, wobei die Räume teils durch verschiebbare Wände neu definiert werden können. Das knapp 5500 Quadratmeter große Grundstück wurde von den Costa-Nativa-Gartenarchitekten designt und liegt inmitten eines 800 Hektar großen Gebiets, das sich als „architektonisches Labor“ definiert. Neben Aravenas Haus finden sich nämlich auch noch Gebäude von zwei anderen Pritzker-Preisträgern – Kazuyo Sejima und Ryūe Nishizawa – sowie anderer japanischer und chilenischer Architekten. Vermittelt wird das Haus über Sotheby's International Realty, aufgerufen sind dafür rund 1,123 Millionen Euro.

► Ikone der Moderne


Eine echte architektonische Ikone des amerikanischen Mid-century Modern können Architektur-Enthusiasten derzeit in New Canaan erstehen: Das Wiley House ist eines von sechs Häusern, die Philip Johnson, der als einer der Mitbegründer der Postmoderne gilt, hier in den 1950er-Jahren erbaut hat. Mit seinem großen Glas-Pavillon gilt das Wiley House als Rivale zu Johnsons legendärem Meisterstück The Glass House. Es wurde von Roger Ferris später aufwändig restauriert und erweitert.
Für Johnson repräsentierte dieses Haus den Dialog zwischen der Moderne und der antiken Welt, den Standort inmitten hoher Hickory-Bäume hatte der Altmeister seinerzeit persönlich ausgesucht. Noch heute findet sich in dem Haus mit vier Schlafzimmern und fünf Bädern das originale Beleuchtungskonzept von Richard Kelly. Neu hinzugekommen sind ein in den Hügel gebautes Pool-Haus und eine Kunstgalerie in einer restaurierten Scheune. Vermarktet wird das Schmuckstück über die Plattform architectureforsale.com, auf der sich Architekturklassiker in aller Welt finden. Aufgerufen sind dafür umgerechnet knapp 7,5 Millionen Euro.
Wer sich noch nicht sicher ist, ob das Wohnen in einem architektonischen Meisterwerk wohl das Richtige für ihn ist, könnte zunächst zur Probe wohnen.

► Bauernhaus trifft Glas


Eine große Auswahl an entsprechenden Unterkünften findet sich auf der Plattform urlaubsarchitektur.de, darunter beispielsweise auch das Les Terrasses de Melides im Alentejo. Hier hat der preisgekrönte Architekt Manuel Aires Mateus vier Baukörper aus Beton in die portugiesische Landschaft gestellt, die er als moderne Interpretation der traditionellen Bauernhäuser der Region verstanden wissen will. Mit großen Fensterfronten hat er dafür die Grenzen von innen und außen scheinbar aufgelöst, um den Blick in die mediterrane Landschaft und auf die Schilfdächer der Patios freizugeben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.