Stadtentwicklung in Wien: Seestadt Aspern, Viertel Zwei und Neues Landgut

Das Viertel Zwei in der Leopoldstadt.
Das Viertel Zwei in der Leopoldstadt.(c) Heinz Schmšlzer (Heinz Schmšlzer)
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Eine Stadt ist mehr als die Summe ihrer Häuser, Straßen und Einwohner. Wer steuert die Geschicke – und wie? Aktuelle Wiener Projekte und ein Blick auf die Hintergründe.

Die ÖBB-Werkstätten sind abgewandert, das Areal Laxenburger Straße/Landgutgasse/Südstrecke in Favoriten ist bereit für Neues: Rund 190.000 m2 sollen mit Wohnungen, einem Bildungscampus und Park bis 2023 zu einem neuen Stadtteil werden. Das Projekt „Neues Landgut“ ist nur eines von rund 30, das derzeit die Stadt verändert. Nutzungsbedarf, Bevölkerungszusammensetzung, der Stand der Technik, die Verkehrssituation, Klima und Wohlstandsverteilung – alles ändert sich, und die Stadt muss sich fortlaufend anpassen, mitdenken, vorausplanen – und die Entwicklung mit den Wünschen der Bevölkerung in Einklang bringen. „Es begann in den 1970er-Jahren, als die Stadt Wien vor der Entscheidung stand, das damals desolate Spittelbergviertel abzureißen oder zu revitalisieren“, erzählt Bernhard Steger, Leiter der MA 21A und verantwortlich für Stadtteilplanung und Flächennutzung. Bekannterweise habe man sich entschlossen, den Bestand zu erhalten. „In dieser Zeit hat man auch begonnen, ein grundsätzliches Prozedere zu erarbeiten“, sagt Steger: Die Stadtentwicklungspläne entstanden. Heute umfasst die Stadtentwicklung in erster Linie die Schaffung des Neuen, darunter Stadtrandsiedlungen wie etwa die Seestadt Aspern oder das Bahnhofsviertel, wobei der Zeithorizont natürlich ein mittel- bis langfristiger ist.

Gemischte Struktur

„Beim Bahnhofsviertel haben wir Anfang der 2000er-Jahre begonnen, einen Masterplan zu erstellen. In einem ersten Schritt schaut sich die Stadtplanung an, welches Potenzial vorhanden ist, welcher Bedarf besteht, welche Nutzungen möglich sind. Das geht natürlich weit über Architektur hinaus. Mitzudenken sind auch soziale Einrichtungen, Handel, Gewerbe, Grünräume“, erläutert Steger. „Wir wollen keine reinen Wohnsiedlungen, es muss zu einem Zusammenspiel aus öffentlichem Bereich und sozialer Infrastruktur kommen. Ganz wichtig sind die partizipativen Elemente – dass die Bürger informiert werden und auch mitreden können.“

Ein gutes Beispiel dafür ist für Stadt- und Architekturforscher Robert Temel die Seestadt Aspern. „Da das ein sehr großes Areal ist, ging man hier neue Wege. Besonderer Wert wurde auf die Qualitätsorientierung gelegt, man arbeitete mit breit aufgestellten Teams, in denen Stadtplaner, Immobilienfachleute, Architekten, Marketingfachleute, Mobilitäts- und Grünraumexperten versammelt waren, die verschiedene Themen im Blick hatten und ganzheitliche Lösungen fanden.“ Viel verwirklicht wurde schon im Stadtteilprojekt Viertel Zwei in der Leopoldstadt. Hier arbeitet die Stadt Wien auch mit Value One Development zusammen. „Ausgangspunkt war eine starke Vision, wir wollten einen lebenswerten Stadtteil für alle schaffen“, erklärt GF Walter Hammertinger. „Wichtig war uns, über den notwendigen und wichtigen Freiraum einen Mehrwert für die Nutzer zu schaffen.“ Daher habe man sich auch für die Anlage des Sees entschieden, an dem heute die Bewohner zum Teil ihre Freizeit verbringen. „Wir wollten das Areal auch unbedingt autofrei halten, was uns den einen oder anderen Mieter kostete, der nicht damit einverstanden war. Aber man muss seinen Visionen treu bleiben.“

Wiener Beispiele zum Thema . . . Stadtentwicklung.

Projekt 1

Seestadt Apern. Auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern in der Donaustadt sollen auf 240 Hektar bis 2028 etwa 10.500 Wohnungen, 15.000 Büroarbeitsplätze und 5000 Arbeitsplätze in Gewerbe, Wissenschaft, Forschung und Bildung entstehen. Der erste Abschnitt südlich des künstlichen Sees ist zum Großteil fertig, die Bauarbeiten am Abschnitt „Am Seebogen“ wurden begonnen.

Projekt 2

Viertel Zwei. Das Viertel Zwei in der Leopoldstadt wurde ab 2007 auf rund 40.000 m2 errichtet und besteht aus Büro- und Wohngebäuden, Restaurants und Geschäften, mittendrin ist ein kleiner See. Weitere Abschnitte folgen bis 2021. Eine Besonderheit: das Energiekonzept. Das Areal wird zum Teil aus alternativen Wärmequellen vom eigenen Viertel-Zwei-Kraftwerk Krieau versorgt.

Projekt 3

Neues Landgut. Auf neun Hektar entstehen in Favoriten bis 2023 1500 Wohnungen, ein Kindergarten, eine Schule und Musikschule rund um einen begrünten Platz. Die alten Backsteingebäude Gösserhalle und Inventarhalle bleiben erhalten, die Erdgeschoßzone der Wohnbauten soll mit kleinen Geschäften belebt werden. Insgesamt investiert die Stadt Wien rund 100 Millionen Euro.

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