Wohngeschichte

Kirchberg am Wechsel: Kabarett im alten Waldhaus

Herbert Steinböck vor dem steinernen Waldhaus in Kirchberg.
Herbert Steinböck vor dem steinernen Waldhaus in Kirchberg.W. Knabl
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Vor zwei Jahren begann Schauspieler Herbert Steinböck mit der thermischen Sanierung seines zweiten Zuhauses am Wechsel. Was dabei zu tun war – und noch so passierte.

Alte Steinmauern, um die Fenster Holzelemente im toskanischen Landhausstil, ein britisch wirkender Eingangsbereich mit NÖ-Hirschgeweih, bunte Wände: Das Waldhaus in Kirchberg am Wechsel hat Charme und Geschichte. Es wechselte mehrmals den Besitzer, wurde im Lauf der Jahrhunderte erweitert – so wurde etwa ein Viehstall als Wohnraum adaptiert –, und wo sich einst der über Steinstiegen erreichbare Eingangsbereich befand, wurde vor 30 Jahren ein Wintergarten errichtet. Jetzt ist dieser ein Wohnraum, in dem auch erfolgreiche Kabarettprogramme geschrieben werden.

Sonnenkraft statt Ölkessel


„Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick, als ich das erste Mal in dieses romantische Häuschen gekommen bin“, sagt Herbert Steinböck. Seine Gattin Petra wohnt hier – damit ist das Waldhaus auch zum zweiten Zuhause des Schauspielers und Kabarettisten geworden. „Meinen biologischen Fußabdruck hinterlasse ich hier seit acht Jahren, meinen ökologischen seit zwei Jahren“, erzählt er. Steinböck hat nämlich eine „grüne Seele“, als Autor für die Plattform energieblog.at hat er sich zudem viel Wissen zu Energiesparmaßnahmen angeeignet.
Im Frühjahr 2017 begann unter seiner Regie die energetische Sanierung des einige Hundert Jahre alten Gebäudes. Charakter und Substanz des Bestandes sollten möglichst erhalten bleiben – eine Außendämmung der aus Steinen der Gegend errichteten Fassade war keine Option. Andere Varianten wurden mit Bauphysikern besprochen und schließlich alle verworfen: „Da hätten mir die Urenkerln auf die Schulter geklopft und gesagt: ,Bravo, Uropi! Noch zwei Generationen, und das Ganze hat sich amortisiert!‘“

"Wald, Holz, Natur!"

Schließlich wurden neue Fenster mit Topdämmwerten eingebaut, dazu solarbetriebene Beschattung mit Regensensoren. Geheizt wird seit 2018 mit einer modernen Pelletsanlage. Aber zuerst musste der alte Ölkessel entsorgt werden. „2000 Liter Öl haben wir mit einer Spezialfirma zum Nachbarn in den Garten gepumpt“, erzählt Steinböck. Zum Nachbarn, in den Garten? „Ja. Weil dort der Einfüllstutzen für seinen Erdtank ist.“ Eine Entsorgungsfirma zersägte den alten Öltank vor dem Abtransport. Um den neuen Pelletsbrenner in das historische Haus zu bekommen, musste er zerlegt und im Heizraum wieder zusammengebaut werden. „Es hat sich ausgezahlt. Pellets sind wesentlich günstiger, und es riecht nicht mehr, als ob man über einem Bohrloch in Dubai wohnen würde, sondern nach Wald, Holz, Natur!“ Eine Solaranlage unterstützt das Pelletssystem bei der Warmwasserbereitung. „Hier wird die Kraft der Sonne gefangen und konserviert“, sagt Steinböck und zeigt auf einen 500-Liter-Tank. „An sonnigen Vorsommertagen stelle ich mich gern vor den Speicher und schaue zu, mit wie viel Grad das Wasser jetzt grad vom Dach herunterrauscht und wie sich langsam der Puffer erwärmt, für das heiße Bad am Ende des Tages.“ Das „Geilste überhaupt“ sind für ihn die Tageslichtspots, die natürliches Licht durch ein „Loch“ im Dach über verspiegelte Röhren in vormals finstere Räume bringen. Viel direktes Sonnenlicht gibt es im südseitigen Wohnraum, dem ehemaligen Wintergarten. Der bestehende Holzkorpus wurde wie die Fenster saniert, an ganz kalten Tagen wärmt ein Infrarotstrahler.

Zweimal Zuhause

Wie ist es, wenn man regelmäßig von einem Zuhause ins andere wechselt? „Wenn ich hierher ins Waldhaus komme, bin ich in einem ganz anderen Umfeld und in gewissem Sinn auch eine andere Figur, nämlich Gatte, Schwiegersohn, Schwager, Patchworkpapa“, so der Kabarettist. Dabei weist sein eigenes Haus, eine uralte Bäckerei in St. Andrä/Wördern, die er zum extravagant-gemütlichen Künstlerdomizil ummodelte, durchaus Ähnlichkeiten mit dem Waldhaus am Wechsel auf. Zum Beispiel die bunt gestrichenen Wände. „Petra ist da sehr spontan. Es kann passieren, dass ich ein paar Tage nicht im Waldhaus bin, und eine Wand, die vorher olivgrün war, ist plötzlich lavendelfarben. Ich mag das, vielleicht, weil ich selbst ein bunter Hund bin. Immer nur eierschalenweiße Einheitsfarben – ich glaub', das würde mich ein bisschen traurig machen.“

Zum Ort, zur Person

Das Waldhaus in Kirchberg am Wechsel wurde, großteils mit Steinen aus der Gegend, um 1800 errichtet. Vor 31 Jahren ging es in den Besitz der Familie von Herbert Steinböcks Gattin Petra über. Der Schauspieler und Kabarettist (aktuelles Programm: „Ätsch“, www.herbertsteinboeck.com) verwirklichte in dem Haus mehrere Maßnahmen zur Verbesserung der Öko-Bilanz. Häuser im Bezirk Neunkirchen in NÖ kosten zwischen 650,3 und 1647,5 Euro /m2 , Baugrundstücke zwischen 42,3 und 108,3 Euro /m2.

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