Sie sind nicht nur ein Schutz für das Auto: Sie können auch Strom erzeugen oder einen Beitrag zum Stadtklima leisten.
Wer in seinem Carport ausschließlich einen Unterstand für sein Auto sieht, hat entweder keine Ahnung von modernem Design oder ist ein unbelehrbarer Pragmatiker. Denn ein Carport anno 2019 kann mehr, als ein darunter geparktes Vehikel vor Wetterunbilden, UV-Strahlen oder Vogelkot zu schützen.
Für jene, die Wert auf Äußeres legen, ist ein Carport zunächst einmal eine Möglichkeit, ihr Eigenheim optisch zu tunen. Einfach ein Blechdach auf Stelzen neben das Wohnhaus stellen, das war gestern. „Immer mehr Autobesitzer legen Wert auf individuelle Lösungen, die sich optimal in die Umgebung fügen“, sagt Markus Schweighofer, technischer Leiter bei Svoboda Metalltechnik aus Sebersdorf. Das oststeirische Unternehmen stellt Carports aus Aluminium her – ein Material, von dem der Experte sagt, dass es aufgrund seines geringen Gewichts und der Möglichkeit, es dank Pulverbeschichtung in zahlreichen Farbvarianten anzubieten, eine Vielfalt an gestalterischen Optionen eröffnet. Auch was die Form betrifft, sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, sieht man davon ab, dass die Statik so ausgelegt sein muss, dass das Dach im Winter die Schneelast trägt. Mit einem Giebeldach kann der Unterstand zu einem Wohnhauszwilling werden, ein Bogendach garantiert den Hinguckereffekt.
Nachhaltigkeit im Trend
Allzu aufwendig und verspielt muss es aber gar nicht sein. „Gerade bei individuellen Lösungen setzen viele auf Schlichtheit und Geradlinigkeit“, weiß Winfried Pirker, dessen Familienbetrieb in Möderbrugg Carports aus Holz produziert. Die nachwachsende Ressource wird vor allem von jenen, die dem Autobesitz zumindest ein Stückchen Nachhaltigkeit entgegensetzen wollen, gern als Konstruktionsmaterial für den Unterstand verwendet. Besitzern von Elektroautos bietet der Carport einen Zusatzwert: Fotovoltaikzellen auf dem Dach machen es möglich, Strom aus Sonnenlicht zu produzieren und den Wagen damit gleich aufzutanken. Die Idee ist freilich nicht ganz neu, hat aber erst mit der – wenngleich noch zaghaften – Verbreitung von E-Autos Fahrt aufgenommen. Die Nachfrage sei in den vergangenen Monaten gestiegen, sagt Schweighofer. „Zu beachten sind freilich der Standort des Carports sowie die Ausrichtung und die Neigung des Dachs.“ Bestehende Unterstände nachzurüsten sei daher nicht immer effektiv.
Dachbegrünung als Option
Ein echter „Carport 4.0“ ist zudem natürlich multitaskingfähig. Eine Eindeckung aus Verbundsicherheitsglas beispielsweise lädt dazu ein, den Unterstand als Pergola zu nutzen. Einem sommerlichen Grillabend steht dann höchstens das Auto im Wege. Wer genügend Platz hat, kann den Carport überdies als wettersicheren Abstellort für Werkzeug oder Gerätschaften verwenden.
Dockt der Carport direkt an das Wohnhaus an, kann das Dach das Auto vor Regen schützen und gleichzeitig als Terrasse fungieren. Die Begehbarkeit wird dabei meist durch eine Verstärkung aus Stahl sichergestellt. Eine Begrünung der Terrasse ist ein zusätzlicher Blickfang, erhöht den Aufenthaltskomfort und entfaltet eine positive stadtklimatische Wirkung. Schon bei der Planung sollten jedoch Experten beigezogen werden, da eine fachmännische Begrünung unter anderem mit hohen Anforderungen an die Tragfähigkeit verbunden ist. Alternativ kann man sich mit ein paar Topfpflanzen behelfen.
Carports findet man bei Herstellern aus unterschiedlichen Branchen, von holz- oder metallverarbeitenden Betrieben über Balkonspezialisten bis hin zu Gerüstbauern sowie in Baumärkten. Zu beachten ist allenfalls das Einholen der behördlichen Genehmigung. In Wien braucht man keine Genehmigung, wenn der Carport innerhalb von drei Metern neben dem Wohnhaus steht, höchstens 2,5 Meter hoch und maximal 25 Quadratmeter groß ist.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2019)