ÖVP-Parlamentsklub: Der treue Diener vieler Herren

Von Lugger bis Khol: Medienmann Karl Brinek begleitete 34 Jahre VP-Granden.

WIEN (ewi). Mit Alois Lugger 1974 im Präsidentschaftswahlkampf, mit Karl Schleinzer in der anlaufenden Kampagne zur Nationalratswahl 1975 (Schleinzer verunglückte zwei Monate vor der Wahl tödlich), dann an der Seite der ÖAAB-Granden Herbert Kohlmaier, Walter Heinzinger und Robert Lichal, schließlich im Parlament Mitarbeiter der ÖVP-Klubchefs Fritz König, Heinrich Neisser, Andreas Khol, Wilhelm Molterer und Wolfgang Schüssel: Karl Brinek könnte Bücher über so manche ÖVP-Interna schreiben. Nun gleitet der 62-Jährige eher still (sieht man von einem Fest am Montag ab) in den Ruhestand.

1986 kam Karl Brinek, damals ÖAAB-Pressereferent ins Parlament und wurde Pressesprecher des ÖVP-Klubs. Wer in den vergangenen 20 Jahren sein Lieblingschef war? Der Öffentlichkeitsmann will sich nicht wirklich in die Karten schauen lassen. Er sei mit allen gut ausgekommen, ohne Ausnahme. Dass es mit seinem letzten Chef, Wolfgang Schüssel, nicht geklappt hat, ist bekannt. Dies dürfte auch den etwas vorzeitigen Rückzug ausgelöst haben.

Dann aber wird Brinek redselig. Unter und mit Andreas Khol, das sei die spannendste Zeit gewesen. Zuerst der ÖVP-Absturz 1999 und dann, drei Jahre später der Aufstieg zur stärksten Partei. Nach 32 Jahren stellte die ÖVP wieder den Ersten Nationalratspräsidenten, es war Andreas Khol, als Klubchef von 1994 bis 2002 Brineks Vorgesetzter. „Es war die interessanteste Zeit“, so Brinek, interessant für die ÖVP und die Medien. Denn Khol war medial aufgeschlossen, für Statements und Positionierungen stets erreichbar. Für den Medienmann des Klubs eine g'mahte Wiesn“. Und es waren auch die Parlamentsjournalisten, die für Brinek die Verleihung des Professorentitels beantragten.

Mit der Ehefrau im Klub

Zu betreuen hatte Brinek zwischen 52 Abgeordneten (von 1999 bis 2002) und 79 (von 2002 bis 2006). Eine davon ist seine eigene Frau: Gertrude Brinek, Wissenschaftssprecherin der ÖVP, die derzeit auf 16 Abgeordnetenjahre zurückblicken kann.

In seinem Ruhestand will der passionierte Golfspieler im Seniorenbund (also bei Präsident Khol), im ÖAAB und für EU-Parlamentarier Othmar Karas werken. Bücher will er übrigens nicht schreiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2008)

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