"Die neue Volkspartei": Sebastian Kurz wird der 17. Obmann
Der 30-Jährige tritt zu Wahlen nicht für die ÖVP an, sondern mit einer eigenen Liste: "Liste Sebastian Kurz - die neue Volkspartei".
14.05.2017 um 20:21
Am heutigen Sonntag hat der ÖVP-Vorstand Sebastian Kurz einstimmig zum neuen Obmann designiert. Er ist damit ÖVP-Chef Nummer 17 seit 1945. Es gibt aber einen großen Unterschied. Er wird bei Nationalratswahlen mit einer formell unabhängigen Liste kandidieren. Diese wird "Liste Sebastian Kurz - die neue Volkspartei" heißen. Eine Chronologie der ÖVP-Parteichefs seit 1945.
REUTERS
1945 wurde Leopold Kunschak zum ersten ÖVP-Parteiobmann der 2. Republik ernannt. Er blieb jedoch nur knapp fünf Monate im Amt. Kunschak war von 1945 bis 1953 Präsident des Nationalrates.
Im September 1945 wurde Leopold Figl einstimmig zum Parteichef gewählt. Er blieb bis 1952 im Amt. 1953 wurde er Außenminister und war maßgeblich am Abschluss des Staatsvertrages beteiligt. Nach dessen Unterzeichnung war es Figl der am Balkon des Belvedere die Worte sprach: "Österreich ist frei".
Auch Julius Raab wurde einmal einstimmig zum Parteiobmann gewählt. Er war von 1952 bis 1960 im Amt. Raab war von 1953 bis 1961 Bundeskanzler. In Erinnerung bleibt vor allem, dass Raab als Chef der Bundesregierung maßgeblich am Abschluss des Staatsvertrages beteiligt war.
Alfons Gorbach war von 1960 bis 1963 Parteichef. Von 1961 bis 1964 war er auch österreichischer Bundeskanzler. Anschließend kehrte er in den Nationalrat zurück und behielt sein Mandat bis 1970.
Von 1963 bis 1970 war Josef Klaus Parteiobmann der ÖVP. Klaus war ab 1961 Finanzminister und verhandelte die letzten Ablöselieferungen österreichischen Erdöls an die Sowjetunion. 1964 wurde er Bundeskanzler. Im Wahlkampf 1970 verliert er sein Amt an Bruno Kreisky (SPÖ). In Erinnerung ist von Klaus auch sein Wahlkampfslogan "echter Österreicher" - eine indirekte Anspielung an die jüdische Herkunft von Kreisky.
Nur für ein Jahr an der Spitze der ÖVP stand Hermann Withalm. Withalm war von 1968 bis 1970 Vizekanzler. Er hatte den Spitznamen "Eiserner Hermann", der ihm von einem Journalisten wegen seiner Unbeirrbarkeit in Grundsatzfragen verliehen worden war.
Karl Schleinzer war von 1971 bis 1975 Parteiobmann. Schleinzer war von 1961 bis 1964 Verteidigungsminister und anschließend bis 1970 Landwirtschaftsminister. Bei der Wahl zum Nationalrat 1975 war er Spitzenkandidat der ÖVP. Mitten im Wahlkampf verunglückte er bei einem Autounfall tödlich.
Bundesheer
Von 1975 bis 1979 stand Josef Taus an der Spitze der Partei. Von 1975 bis 1991 war er Abgeordneter zum Nationalrat. Taus galt als Wirtschaftsexperte in der ÖVP und war nach seiner politischen Karriere als Unternehmer tätig.
Die Presse
Ganze zehn Jahre stand Alois Mock der Partei vor. Während seiner politischen Karriere war Mock unter anderem als Unterrichtsminister, Nationalratsabgeordneter, Bürgermeister und Präsident der Europäischen Demokratischen Union tätig.
APA
Josef Riegler war von 1989 bis 1991 Parteichef. Riegler war ab Jänner 1987 als Landwirtschaftsminister tätig und wurde 1989 Vizekanzler.
APA
Der Politiker Erhard Busek durfte sich von 1991 bis 1995 Parteiobmann der ÖVP nennen. Bei seiner Wahl 1991 fuhr er das bisher schlechteste Ergebnis eines Parteichefs ein und erhielt lediglich 56.4 Prozent Während seiner Zeit an der Spitze der ÖVP war Busek auch Vizekanzler und Bundesminister für Wissenschaft und Forschung.
Michaela Bruckberger
Der längst dienende Obmann war Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel mit insgesamt zwölf Jahren (1995 - 2007). Derzeit sitzt Schüssel im Nationalrat, doch während seiner langen politischen Karriere hatte er auch schon einige andere Ämter inne: Schüssel war Wirtschaftsminister, Außenminister und von 2000 bis 2007 Bundeskanzler. Vor seiner ersten Kür zum Kanzler hatte Schüssel vor den Wahlen angekündigt, in Opposition zu gehen, falls die ÖVP auf den dritten Rang der Wählergunst falle. Die ÖVP wurde dritter, Schüssel Kanzler.
Clemens Fabry
Schüssels Nachfolger wurde Wilhelm Molterer. Sein großer Tag war der 9. Jänner 2007: Er wurde zum geschäftsführenden Parteiobmann, Finanzminister und Vizekanzler bestimmt. Am 7. Juli 2008 kündigte Molterer die Große Koalition mit der SPÖ mit den Worten "es reicht" und sprach sich für "sofortige Neuwahlen" aus. Als Spitzenkandidat verlor er die Wahl und trat zurück.
Michaela Bruckberger
Nach der kurzen Ära Molterer übernahm am 29. April 2008 der Niederösterreicher Josef Pröll in der ÖVP das Kommando. Er führte die Partei als kleiner Regierungspartner in eine Koalition mit der SPÖ und übernahm dabei auch die Funktionen des Vizekanzlers und Finanzministers. Nach einem Lungeninfarkt im März 2011 erklärte Pröll seinen Rücktritt.
Michaela Bruckberger
Michael Spindelegger war der 15. Obmann der Volkspartei in der Geschichte der Zweiten Republik. Er warf im Sommer 2014 nach etwas mehr als drei Jahren im Amt das Handtuch.
APA/ROBERT JAEGER
Reinhold Mitterlehner hat am heutigen 10. Mai 2017 Platz für Nummer 17 gemacht. Denn er war bereits der 16. Parteiobmann der Volkspartei seit 1945. Außerdem ist er seit dem Rückzug von Langzeit-Parteichef Wolfgang Schüssel im Jahr 2007 bereits der vierte ÖVP-Chef, den die Partei innerhalb von zehn Jahren verbraucht hat. Seine Amtszeit: 26.08.2014 bis 14.05.2017
APA/GEORG HOCHMUTH
"Die neue Volkspartei": Sebastian Kurz wird der 17. Obmann
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