Die gescheiterte POP-„Evolution“ in der Volkspartei

VORARLBERG-WAHL: NEOS-PLAKATPR�SENTATION / THIERRY / SCHEFFKNECHT
VORARLBERG-WAHL: NEOS-PLAKATPR�SENTATION / THIERRY / SCHEFFKNECHT(c) APA/DIETMAR STIPLOVSEK (DIETMAR STIPLOVSEK)
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Heute sind sie bei Neos oder Grünen: In den 1990ern trafen sich kritische Geister in der ÖVP-nahen Plattform POP.

Wien. Jetzt sitzen sie im Gesundheitsministerium, beim Hilfswerk, bei den Neos oder den Grünen. Rund um die Jahrtausendwende engagierten sie sich aber gemeinsam für eine Sache: Die Mitglieder der „Plattform für offene Politik“ (POP) setzten sich für eine Erneuerung der heimischen Politik ein. Vor allem für jene der Volkspartei: „Die Plattform hat es sich zum Ziel gesetzt, für mehr Liberalität in der Gesellschaft, insbesondere auch in der ÖVP einzutreten“, heißt es in ihrem Programm.

Ausschlaggebend für die Gründung im Jahr 1996 war die zunehmende Annäherung der ÖVP in Richtung FPÖ. Später setzte sich die Initiative verstärkt für Schwarz-Grün ein.

Auf eine gewisse Art und Weise war die Plattform auch der Vorläufer zur „Evolution“ des ÖVP-Parteiprogramms, den die Volkspartei jetzt gestartet hat – und auch der Perspektivengruppe unter Ex-Parteichef Josef Pröll. Doch nicht jeder, der bei der „Plattform für offene Politik“ engagiert war, findet sich (noch) in der ÖVP wieder: Feri Thierry, einst Sprecher der Initiative und in der Volkspartei engagiert, ist nun Generalsekretär bei den Neos. Stefan Wallner (siehe Bild) hat dieselbe Funktion bei den Grünen – und war ebenfalls bei der Plattform dabei. Wobei ihm wichtig ist zu betonen: Auch wenn ÖVP-Funktionäre und -Sympathisanten dabei waren, verstand sich die Initiative als überparteiliche Plattform. „Es waren aber einige kluge Köpfe dabei, die der Politik verloren gegangen sind“, fügt er hinzu.

„Hätten positives Signal gebraucht“

Mit dabei waren Walter Marschitz, Bundesgeschäftsführer des Hilfswerks, sowie Boris Marte, Mitarbeiter des damaligen Vizekanzlers Erhard Busek und jetzt in der Erste Group tätig. Auch Clemens Martin Auer, jetziger Leiter der Sektion I im Gesundheitsministerium, engagierte sich dort.

Die ÖVP habe den Fehler gemacht, die Aktivisten nicht aktiv einzubinden, sagt ein ehemaliges Mitglied der Initiative. Das Engagement der Plattform flaute allmählich ab. „Wir hätten ein positives Signal vom Parteichef gebraucht.“ Auch deswegen würden sich engagierte Personen jetzt in anderen Parteien wiederfinden. [ Teresa Zötl ] (ib)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2014)

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