Botschaftergattinnen kämpfen um soziale Absicherung

Kurt und Elisabeth Waldheim
Kurt und Elisabeth Waldheim(c) EPA (Robert Jaeger)
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Weil oft Job, Geld und der Anspruch auf eine eigene Pension fehlen, wird es immer unattraktiver, an der Seite eines Diplomaten ins Ausland zu gehen.

WIEN. Edith Klestil. Oder Elisabeth Waldheim. Das sind nur zwei prominente Beispiele für den „Beruf“ der Diplomatengattin. Die meisten üben ihn auch heute noch hauptberuflich aus. Nur wenige haben tatsächlich einen eigenen Job, sobald sie ihrem Gatten an einen Diplomatenposten ins Ausland folgen. Je weiter weg sie gehen, desto geringer ist die Chance auf einen eigenen Arbeitsplatz und Verdienst. Und desto größer ist die Abhängigkeit vom Mann. Die soziale Absicherung bis hin zur eigenen Pension fehlt, wenn es keinen entsprechenden Job gibt. Sind Kinder da, kämpfen vor allem die Frauen damit, den häufigen Schulwechsel zu organisieren.

„Nicht im Kostümchen zum Tee“

Übt der Mann aber nicht den leitenden, sondern einen anderen Akademikerposten an einer Botschaft aus, dann wird das Geld für seine Familie mitunter knapp. Gegen diese Umstände macht jetzt – zu seinem 20-jährigen Bestehen – der „Club der Angehörigen“ im Außenministerium (wieder einmal) mobil. Der Klub zählt immerhin 300 Mitglieder. In einem Schreiben an den neuen Ressortchef Michael Spindelegger (ÖVP) drängt Klubpräsidentin Maria Kuglitsch auf eine Verbesserung der Lage.

Der Klub hat schon die frühere Außenministerin Ursula Plassnik zu Fortschritten gedrängt, gelungen sind bisher aber nur „kleine Schritte“, sagt Kuglitsch: zum Beispiel Förderungen von Ausbildungen für Partner bis zu einem eigenen Büro des Klubs im Außenministerium. „Wir sind keine Gruppe von Gattinnen, die in Stöckelschuhen und Kostümchen vom Tee zum Cocktail schwirren“, sagt Kuglitsch: „Dieses weit verbreitete Bild von der Diplomatengattin ist total falsch. Wir leisten hingegen einen Knochenjob von der Jobsuche bis zum Familienmanagement.“ Nicht einmal ein Zehntel der österreichischen Diplomaten im Ausland führe eine Botschaft, bei den sonstigen Posten werde die Lage daher schnell prekär. Und die Unlust der Frauen daran steige. De facto leiden sie an „Berufsverbot“, erzählt ein Insider. „Es ist in der Regel ein Karriereverzicht.“

Am leichtesten fällt ein Einsatz im Ausland noch in Berufen wie dem der Lehrerin, und auf EU-Boden gelingt es aufgrund der Freizügigkeit der Arbeitskräfte im Binnenmarkt noch am ehesten, beruflich neu Fuß zu fassen. Aber in den USA, in Asien oder in Afrika sei dies „praktisch unmöglich“, heißt es.

Single- oder Scheidungsfalle

Das gelte auch in der umgekehrten Konstellation: Mann begleitet seine Frau, die Diplomatin ist. „Die Herren haben noch weniger Lust, in Lederhose den Apfelstrudel zu servieren“, sagt Klubpräsidentin Kuglitsch und macht darauf aufmerksam, dass es bald noch mehr Frauen im auswärtigen Dienst sein werden. Auch beim diesjährigen „Préalable“, dem Aufnahmeverfahren für den diplomatischen Dienst, setzten sich zu mehr als 50 Prozent Frauen durch. Daneben steigt die Anzahl der „falschen“ oder echten Singles, die ins Ausland gehen: Der Partner will nicht mitgehen, oder es gibt gar keinen Partner. „Irgendwann nur noch Singles ins Ausland zu schicken wäre keine gute Politik“, meint Kuglitsch. Dazu kommt, dass die Scheidungsrate im auswärtigen Dienst überdurchschnittlich hoch ist. „Die Situation der Geschiedenen ist elend“, heißt es im Klub. Eine Lösung wäre ein Modell wie in der Schweiz, wo es Kompensationszahlungen für ausbleibende Pensionen für mitreisende Gattinnen oder Gatten gibt, die diesen auch nach einer Scheidung erhalten bleiben.

Für die Frauen und Männer, die ins Ausland mitgehen, brauche es eine Art „Förderprogramm“, so ein Anliegen des Klubs. Das Ministerium solle bei der Jobsuche vermitteln. Konkrete Schritte wurden aber noch nicht gesetzt. Schwierig wird es auch, wenn ein Paar nach Jahren ins Inland zurückkehrt: Der Wiedereinstieg für den Partner ist nach mehreren Jahren ohne Job erschwert.

730 Berufsdiplomaten

Und was sagt der neue Außenminister Spindelegger zu den Forderungen? Er stehe diesen „sehr positiv gegenüber“, heißt es im Ministerium. Er selbst und seine Familie machten vor Jahren Auslandserfahrung in Brüssel und Luxemburg. Mit dem „Club der Angehörigen“ besteht jedenfalls Kontakt, Ergebnisse gibt es noch nicht. Mitentscheiden würden nämlich auch Wirtschafts- und Finanzministerium. Doch bisher „fehlt das Geld“, klagt Kuglitsch.

Das Außenamt zählt derzeit 730 Berufsdiplomaten in 107 Botschaften, Generalkonsulaten und Vertretungen im Ausland.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2009)

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