Kurz: „Ich esse keine Wurstsemmeln“

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Sebastian Kurz wird am Samstag neuer Obmann der Jungen Volkspartei. Warum er frecher sein wird, und was die FPÖ besser macht, erklärt er im Gespräch mit der "Presse".

Die Presse: Herr Kurz, wissen Sie, wie viel eine Wurstsemmel kostet?

Sebastian Kurz: Ich esse keine Extrawurstsemmeln, ich esse lieber Schinkensemmeln. Die kosten dann ein paar Cent mehr.

Wie viel?

Kurz: Ziemlich genau einen Euro.

Ihre Vorgängerin war vor einigen Jahren noch fest im Glauben, drei Wurstsemmeln kosten zehn Euro. Was werden Sie als JVP-Chef anders machen als Silvia Fuhrmann?

Kurz: Ich habe kein Nationalratsmandat und bin daher nicht Teil des Partei-Establishments. Und deshalb werde ich ein wenig frecher an die Dinge herangehen.

Sie sprechen vom Partei-Establishment und sind gleichzeitig stellvertretender Obmann der Wiener ÖVP. Ist das nicht ein Widerspruch?

Kurz: Wenn die Stellvertreter-Tätigkeit so definiert wäre, dass man ein Jasager sein muss, dann hätte ich es nicht gemacht. Ich sehe diese Funktion als Chance für die Anliegen der jungen Menschen.

Die laufen aber zusehends Heinz-Christian Strache in die Arme. Was hat die FPÖ, was die ÖVP nicht hat?

Kurz: Ich glaube, die ÖVP muss die Jungen als klare Zielgruppe erkennen und ihre Anliegen ernst nehmen. Ein klassisches Beispiel ist das Integrationsthema. Da sagen immer alle: „Oh mein Gott, warum ist die Jugend so rechts?“ Für mich ist das vollkommen logisch.

Wieso ist das vollkommen logisch?

Kurz: Der klassische Bürgerliche wohnt in einer Gegend, in der es weniger Migranten gibt. Er fährt mit dem Auto in die Firma und findet auch dort ein „normales“ Umfeld vor. Junge Leute haben da weitaus mehr Berührungspunkte mit Migranten, weil ihr Anteil in den Schulen, beim Sport und beim Weggehen viel größer ist. Die Blauen waren die Ersten, die das angesprochen haben – wenn auch in einer Art, die grauslich ist.

Muss die ÖVP rechter werden?

Kurz: Darum geht es nicht. Aber in diesem Bereich gibt es Dinge, die verbesserungswürdig sind. Ich verstehe etwa nicht, warum Migranten in Schulklassen gesteckt werden, obwohl sie kein Wort verstehen. Warum gibt man ihnen vorher nicht die Möglichkeit, in einer eigenen Klasse Deutsch zu lernen?

Die ÖVP sitzt doch in der Regierung, sie könnte das ändern.

Kurz: Sie können mir glauben, dass ich mich dafür einsetzen werde.

Wofür setzen Sie sich noch ein?

Kurz: Ich verstehe, dass man in einer Wirtschaftskrise mehr ausgeben muss. Aber von einer Regierung erwarte ich, dass sie gleichzeitig schaut, wo eingespart werden kann. Eine Verwaltungsreform ist zwar seit langer Zeit angedacht – nur passiert ist gar nichts.

Wie parteikritisch darf man als JVP-Chef eigentlich sein, ohne dass es der eigenen Karriere schadet?

Kurz: Wer die Karriereleiter nach oben klettern will, verspürt sicher einen Drang zum Angepasstsein. Ich weiß nicht, ob ich dauerhaft in der Politik bleiben möchte, also kann ich meinen Job auch relativ entspannt machen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2009)

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