In Österreich verordnet niemand das Halten von Vorräten. Dafür informiert der Zivilschutzverband über jedwedes Krisenszenario.
Wien. Was ist zu tun, wenn es ungemütlich wird, der Strom länger ausfällt, das Lebensmittelgeschäft nicht aufsperrt und der Wasserhahn trocken bleibt? Wissen, das in Deutschland (siehe Bericht oben) nun ein neues Konzept der Bundesregierung verordnet, wird in Österreich seit Jahrzehnten still, leise und beständig an die Bevölkerung gebracht. Die Widerstandskraft der Bürger in Krisensituationen kommt hierzulande von der Basis. Im Zentrum stehen der Zivilschutzverband und seine Landesorganisationen.
Der Verein ist keine Einsatzorganisation, aber er nimmt im Auftrag der Länder die Aufgabe wahr, die Bevölkerung über zivile Gefahren jedweder Art aufzuklären und darüber zu informieren, wie man sich am besten auf sie vorbereitet. Dazu touren Mitarbeiter beständig durchs Land, zu vielen Themen gibt es Ratgeber in gedruckter und digitaler Form. Ratschläge über das richtige Anlegen von Vorräten für überschaubare Zeiträume der Lebensmittelknappheit sind nur ein Teil davon.
„Das Thema Bevorratung kann jedoch sehr schnell Ängste hervorrufen“, sagt Wolfgang Kastel. Er leitet die Wiener Landesorganisation, die sich Helfer Wiens nennt. Eigenvorsorge, so seine Erfahrung, sei jedoch eigentlich eine unspektakuläre Sache. Es sei nur sinnvoll, zum Beispiel als alleinstehende, gebrechliche Person, immer Lebensmittel für ein paar Tage zu Hause zu haben. „Bei einer kleineren Verletzung kann es ein paar Tage dauern, bis ein Verwandter mich besuchen kann.“ Wer da über Vorräte verfügt, sei im Vorteil. In Deutschland, wo man diesen Gedanken bisher nicht so lebt, führt das jedoch zu Schlagzeilen wie dieser: „Bundesregierung will Bevölkerung zu Hamsterkäufen raten“ (Spiegel Online).
Staat stellt „nur“ Infrastruktur
Dass der Löwenanteil des Zivilschutzes in Österreich in Eigenverantwortung der Bevölkerung erfolgt, ist ein altes, aber bewährtes Konzept. Ein Konzept, das sogar ausdrücklich in der aktuellen Strategie für Staatliches Krisen- und Katastrophenschutzmanagement (SKKM) niedergeschrieben ist. Zwar gibt es in Bundeskanzleramt und Innenministerium eigene Abteilungen für den Zivilschutz, allerdings haben diese nur koordinierende Funktionen. Das Innenministerium würde in einem Krisenfall vor allem seine Infrastruktur zur Verfügung stellen.
Web: www.zivilschutzverband.at
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2016)