44.000 Mediziner arbeiten in Österreich. In vier Jahren wird jeder dritte Allgemeinmediziner älter als 65 sein.
Wien. Das Gesundheitsministerium sieht, wie sich Sektionschef Clemens Martin Auer ausdrückt, „Feuer am Dach“. Der Grund: Zwar ist die Zahl der in Österreich beschäftigten Ärzte während der vergangenen Jahrzehnte kontinuierlich gestiegen. Genauer: Im Vorjahr praktizierten 44.000 Ärzte, davon 14.275 Allgemeinmediziner. Aber: In absehbarer Zeit erreicht ein Großteil der Mediziner das Pensionsalter. So wird bis 2020 jeder dritte Allgemeinmediziner älter als 65 sein. Bis 2030 erhöht sich diese Zahl auf drei Viertel.
Derzeit werden statistisch gesehen in Österreich 100.000 Menschen von 505 Ärzten betreut. Im Jahr 2010 waren es 478 Mediziner, im Jahr 2000 erst 385. Die Schallmauer von 30.000 Ärzten wurde im Jahr 2000 durchbrochen, jene von 40.000 Medizinern genau zehn Jahre später, also 2010.
Eine ähnliche Steigerung ist bei den Allgemeinmedizinern zu verzeichnen, deren Zahl sich zuletzt auf 14.275 belaufen hat. 2010 waren es 13.219, im Jahr 2000 knapp 11.000. Umgelegt auf die Bevölkerung kamen 2000 auf 100.000 Menschen 136 Allgemeinmediziner, zehn Jahre später 157 und zuletzt 2015 waren es 164. Ein Ärztemangel ist aus diesen Zahlen zwar nicht abzulesen. Aber die Ärztekammer klagt, dass vor allem auf dem Land Hausarztstellen immer schwerer nachzubesetzen seien.
Problemfall Kärnten
Der Blick auf die Altersstruktur zeigt, wie sehr sich die Probleme verschärfen werden – nach Bundesländern in unterschiedlicher Intensität. In Kärnten werden bis 2020 bereits 40 Prozent der Allgemeinmediziner das pensionsfähige Alter von 65 Jahren erreicht haben, in Wien 36. Fünf Jahre später werden im Burgenland 68 Prozent, in Kärnten 67, in Wien 66 und in der Steiermark 65 Prozent die Altersgrenze erreicht haben. Bis 2030 werden in Kärnten 89, in Wien und im Burgenland je 84 Prozent 65 Jahre und älter sein.
Wie gesagt, Clemens Auer sieht „Feuer am Dach“. Daher baue man neue Versorgungsformen wie die Primärversorgung auf. Dagegen laufen jedoch wieder die Ärzte Sturm. Gesundheitsökonomen und Patientenanwälte können den Widerstand dagegen nicht nachvollziehen. (red./APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2016)