Kärnten sucht Kompromiss für Verfassung

Peter Kaiser
Peter Kaiser APA/GERT EGGENBERGER
  • Drucken

Scheitert dieKoalition an der Erwähnung der slowenischen Minderheit in der geplanten Landesverfassung? Noch sind die Parteien um eine Deeskalation bemüht.

Wien/Klagenfurt. Scheitert die neue Kärntner Koalition an der Erwähnung der slowenischen Minderheit in der geplanten Landesverfassung? Nachdem die ÖVP am Montag ihre Ablehnung des an sich schon paktierten Entwurfs bekräftigt hatte, waren die Regierungsparteien am Dienstag um Deeskalation bemüht. SPÖ und Grüne beharren zwar auf der Nennung der Volksgruppe in der Verfassung, ein Kompromissvorschlag von Landeshauptmann Peter Kaiser könnte aber den Durchbruch bringen.

Kaiser hatte, wie „Die Presse“ berichtete, vorgeschlagen, bei Erwähnung der slowenischen Landsleute einen direkten Bezug zur Bundesverfassung herzustellen. Er freue sich über Bewegung in der Diskussion, kommentierte dies ÖVP-Landesrat Christian Benger. Kaiser zeigte sich nach der Regierungssitzung zuversichtlich, dass man sich auf eine gemeinsame Vorlage einigen werde.

Das ist auch notwendig, wenn die rot-grün-schwarze Dreierkoalition ihr wichtigstes Projekt, die Abschaffung des Proporzes, durchbringen will. Die drei Parteien verfügen genau über die Zweidrittelmehrheit im Landtag. Springt die ÖVP ab, müssten entweder die Freiheitlichen oder alle Abgeordneten des Teams Stronach und des BZÖ zustimmen. Die Freiheitlichen lehnen das Vorhaben aber generell ab, während Team Stronach und BZÖ Bedingungen stellen. Landesrat Gerhard Köfer vom Team Stronach will, dass man schon mit zwei Mandataren einen Landtagsklub bilden kann. Das BZÖ ist wie die ÖVP gegen die Nennung der Slowenen und verlangt eine Volksabstimmung.

Mitterlehner auf Distanz

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner ist auf deutliche Distanz zu seinen Kärntner Parteifreunden gegangen. Er sehe das Problem nicht, habe sich mit der Sache aber auch nicht auseinandergesetzt, sagte der ÖVP-Chef am Dienstag. Landesparteichef Benger gibt sich unbeeindruckt: Das sei ein „hochemotionales Kärntner Thema“ und werde daher auch in Kärnten entschieden. (maf)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild: Landeshauptmann Kaiser im Kärntner Landtag
Innenpolitik

Slowenisches Ständchen sorgt für Ärger im Kärntner Landtag

Eine Besuchergruppe sang plötzlich ein Lied auf Slowenisch. Mehrere Abgeordnete ärgerte die Aktion "von vorgestern", andere orteten eine "unerträgliche Provokation".
Symbolbild: ZSymbolbild: Zweisprachige Ortstafel von Ludmannsdorf mit deutscher und slowenischer Ortsbezeichnung
Innenpolitik

Kärnten: Heftige Kritik an der "Landessprache Deutsch"

Slowenenorganisationen stoßen sich an dem Kompromiss, der "klammheimlich das Primat der deutschen Sprache einzementiert". Am Dienstag wird vor der Landesregierung demonstriert.
Sie konnten sich doch noch einigen: SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser, ÖVP-Chef Christian Benger und die grüne Landessprecherin Marion Mitsche (von links).
Innenpolitik

Kärntner Verfassungsstreit beigelegt

Ein Kompromiss rettet die neue Landesverfassung mit Abschaffung des Proporzes. Die Kärntner Slowenen werden in der Verfassung erwähnt – aber an anderer Stelle als bisher geplant.
Einigkeit in Kärnten
Innenpolitik

Kärntens Regierung einig: "Fürsorge gilt allen Landsleuten"

Der Streit um das Wort "slowenischsprachig" ist beendet. Die Dreierkoalition aus SPÖ, Grünen und ÖVP habe damit "scheinbar Unüberbrückbares überwunden", sagt Landeshauptmann Kaiser.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.