Werner Kogler: Mit "Wuchteln" aus der grünen Schockstarre
Werner Kogler ist lange als Aufdecker aufgefallen, dann kam 2017 das grüne Parlaments-Aus. Seither versucht er, die Grünen neu aufzustellen - mit einem ersten Erfolg.
26.05.2019 um 19:30
Er war Gründungsmitglied, ist seit Herbst 2018 Bundessprecher und führte die Grünen nun als Spitzenkandidat in die Europawahl: Werner Kogler (57) ist einer der letzten der alten Riege der Partei. Nach dem Wahldebakel 2017 hat er sie fast im Alleingang auf Erneuerungskurs gebracht. Mit dem Wiedereinzug ins EU-Parlament ist eine wichtige Zwischenetappe zurück in den Nationalrat geschafft.
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Noch vor zwei Jahren standen die Grünen vor dem Abgrund: Nach schweren internen Turbulenzen, dem Abgang von Eva Glawischnig und der Gründung einer konkurrierenden Liste durch Peter Pilz flogen die Grünen unter dem Duo Ingrid Felipe und Ulrike Lunacek aus dem Nationalrat. Es folgte eine Abschiedswelle; übrig blieb nur Kogler, der sich bereit erklärte, den Kopf hinzuhalten und zu retten, was noch zu retten war.
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Unter dem Motto "Rudern statt Sudern" war der Volkswirt aus der Steiermark seither unermüdlich unterwegs, um die Grünen aus der Depression zu holen, die Parteifinanzen zu retten, neue (und vor allem jüngere) Köpfe an die Spitze zu bringen und die Grünen auf die Kernthemen Ökologie und Gerechtigkeit zu fokussieren. Er sei "stolz darauf, ein Fundi zu sei", sagte er zuletzt und stellte sich damit nicht nur gegen Rechtspopulisten, sondern auch gegen den Versuch der SPÖ, bisherige Grünwähler abzuwerben. (Im Bild: Werner Kogler, Sarah Wiener und Monika Vana)
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In vorderster Front der Grünen zu stehen, ist für Kogler ziemlich neu. Zwar fungierte er als Landessprecher in der Steiermark, im Bund war er aber eher auf Stellvertreter-Positionen abonniert, sei es im Parlamentsklub oder in der Bundespartei. Besser gefiel er sich als einer der grünen Aufdecker, etwa in der Causa Hypo.
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Im Nationalrat galt er als Mandatar, der stets einige verbale "Wuchteln" im Gepäck hatte - allerdings mit Hang zur Weitschweifigkeit. Legendär war seine 12 Stunden und 42 Minuten dauernde Filibusterrede gegen den Budgetvoranschlag der Regierung 2010, die er mit den Worten "Das ist eigentlich schon alles, was ich sagen wollte" beendete.
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Seine beste politische Zeit vor dem jetzigen zweiten Frühling erlebte Kogler rund um die Nationalratswahl 2013, als die Grünen mit ihrem Anti-Korruptionskurs noch punkten konnten. Mit dem "Hypo-Krimi" tingelte er durch Österreich, und im Ausschuss zu dieser Causa war er Fraktionsführer. Seine berühmten Schachtelsatztiraden widmete er auch dem Kampf gegen die transatlantischen Freihandelsabkommen Ceta und TTIP.
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Kogler galt trotz der Selbstcharakterisierung als Fundi immer als Pragmatiker, guter Verhandler und leutseliger Vielredner. Stammgast ist er im bei Journalisten und Fußballfans beliebten Wiener Cafe Anzengruber, wo er - nach Eigenangaben - am liebsten einen Espresso oder ein steirisches Puntigamer-Bier zu sich nimmt.
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Der am 20. November 1961 in Hartberg geborene Kogler studierte Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften und war in den 1980er Jahren Gründungsmitglied der Alternativen Liste Steiermark und Österreich. Von 1985 bis 1988 war der Gemeinderat in Graz. Seit 1999 saß er im Nationalrat, unter anderem als Leiter des Rechnungshofausschusses, Budget- und Finanzsprecher seiner Partei und Stellvertreter von Eva Glawischnig. Nach dem Debakel 2017 übernahm er zunächst interimistisch die Partei, seit Herbst 2018 ist er gewählter Bundessprecher.
APA/HERBERT NEUBAUER
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